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Kultur
31.12.2023
30.12.2023 18:53 Uhr

Laut gedacht: Vorsatz: Selbstliebe

In wenigen Stunden neigt sich das Jahr 2023 dem Ende zu und die guten Vorsätze sind wieder omnipräsent. Ich habe mir bereits Mitte Dezember Gedanken gemacht, was ich mir für das kommende Jahr vornehme und habe mich dazu entschieden, mal einen Gang runter zu schalten.

2023 war ein intensives Jahr. Bei meiner Firma Qultur haben wir sechs Bücher, das Album von Prättigauer Power, neun Dokus und ein tägliches Onlinemagazin publiziert. Dies notabene komplett in meiner Freizeit, neben Familie und 100 Prozent Redaktionsleiterjob beim «P&H». Dass diese Mehrfachbelastung irgendwann nicht mehr aufgehen würde, war ich mir schon bewusst, als ich vor knapp drei Jahren den Vertrag unterschrieb. Doch die richtigen Schlüsse aus meiner ständigen Müdigkeit und meines dünnen Nervenkostüms zog ich erst kürzlich. Im kommenden Juni wäre mein Magazin fünf-jährig geworden und ich hatte schon hin und wieder mit den Gedanken an ein Buch und einem Dokufilm über Qultur gespielt. Doch zum Glück kam es anders. Da wir im Frühjahr nochmals Eltern werden, versuchte ich in diesem Jahr möglichst viele offene Projekte zu finalisieren und machte mir auch sonst grundsätzliche Gedanken zu meinem Leben. In einem Gespräch mit meiner Frau erwähnte sie, dass für meinen Sohn nicht die verkauften Bücher, sondern die Zeit mit seinem Vater zähle. Dieser kleine Gesprächshappen blieb hängen. Wenn ich nämlich zurückblicke, muss ich so ehrlich sein: Den Druck ständig neue Projekte anzureissen, mache ich mir selber und niemand anderes. Aus diesem Grund entschied ich mich, den Betrieb des Onlinemagazins per Ende Jahr einzustellen. Als ich meine Korrespondent:innen informierten, erhielt ich neben Bedauern über das Ende des Onlinemagazins auch viele aufmunternde und verständnisvolle Worte. Es haben sich viele schon lange gefragt, wieso ich mir das in diesem Ausmass antue. Seither fühle ich mich leichter und irgendwie freier. Für das nächste Jahr habe ich mir darum vorgenommen, mehr auf mein Herz zu hören, zur Ruhe zu kommen und mich auch ohne irgendwelche kulturellen Projekte selber wieder zu mögen.

Christian Imhof