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Danusa ist krisenfest

Bild: Christian Imhof
Am vergangenen Freitag war die Stunde der Wahrheit gekommen. Es wurde an der Generalversammlung der Grüsch-Danusa Bergbahnen AG offiziell bekannt gegeben, welch schlimme Folgen der Winter ohne Schnee Anfang 2023 auf die Buchhaltung der Vorderprättigauer Destination hatte. Unter dem Strich resultiert ein Verlust von Franken 171'209 und man könnte behaupten, dass Danusa dank vieler Kompromisse und guten Reserven mit einem blauen Auge davongekommen ist.

Man sah ihm die Erleichterung an, als Hans Peter Lötscher am Freitagabend vor die Aktionäre trat und im Vergleich zur letztjährigen GV dieses Mal von sehr tollen Verhältnissen sprechen konnte. Jetzt gehe es darum, den Schnee gut abtropfen zu lassen, denn aktuell werden die Pisten für den ganzen Winter präpariert, darum sei es wichtig, es genau in dieser Situation richtig zu machen. Eine gute Nachricht konnte Lötscher schon früh bekannt geben. So wie es aussehe, werde nämlich die Mittelstation erst nächstes Wochenende eröffnet.

Kein Schnee und doch viel Arbeit
Den 71 anwesenden Aktionär:innen und Verwaltungsräten war klar, dass diese frohe Aufbruchstimmung nicht den ganzen Abend das Programm bestimmen wird, denn auch ihnen war nicht entgangen, dass man in Danusa im vergangenen Frühjahr den Schnee suchen musste. Hans Peter Lötscher sagte, dass der Schneemangel nur die halbe Wahrheit sei. «Es war ein schwieriges, um nicht zu sagen sogar ein brutales Jahr. Auch wenn wir keinen Schnee hatten, gab es viel Arbeit und dementsprechend wenig Ertrag. So sei ihnen nichts anders übrig geblieben als an den Kosten zu schrauben. «Unter dem Aspekt des aktuellen Fachkräftemangels haben wir die Stabilität, die wir gerne unseren Mitarbeitenden bieten, komplett verloren.» Sie seien froh gewesen, um die Skischule und den Sportshop, welche wenigstens ein bisschen Normalität gebracht hätten. Doch sonst sei in der Saison 2022/23 eine Unruhe eingekehrt und die Gerüchteküche habe auf allen Seiten gebrodelt. Sie hätten dann in einen «Notfallmodus» geschaltet und hätten versucht, möglichst Risiken zu vermeiden, Innovationen zurückzustellen und die DNA von Danusa zu sichern. Dies sei gar nicht so einfach gewesen. «Oft nehmen die Kosten zu, wenn das Personal fehlt. Die neuen Mitarbeiter:innen sind noch nicht ganz so routiniert und diejenigen, die bleiben, hatten plötzlich eine doppelte Belastung, was es sehr schwierig machte.» Doch nur schwarz malen wollte Lötscher bei seiner Retrospektive nicht. «Neues Personal bringt auch immer neue Impulse, und ein Neustart sorgt für eine Entstaubung des ganzen Betriebs. Wir haben unserem Personal immer gesagt, es kommt gut. Sonst machen wir einen Umweg und dann kommt es gut. Wenn es immer noch nicht gut ist, hängen wir eben nochmals einen Umweg dran.»

Kinderhort Füxli-Club kommt
Diese Ausnahmesituation, die sie im Frühjahr 2023 erlebt hätten, ist laut Lötscher nur dank der Flexibilität des Personals, der Fokussierung auf pragmatische Lösungen und viel Leidenschaft zu bewältigen gewesen. «Man darf jetzt mit gutem Gewissen sagen, dass Danusa krisenfest ist. Wir konnten das ‘Kämpfertum’, welches vor allem während den Anfangstagen bei der Bergbahn sehr gefragt war, neu in den Köpfen des Personals verankern.» Viele hätten Aussergewöhnliches geleistet und auch sonst sei es aufgefallen, wie breit die Unterstützung in der Bevölkerung für das Familienskigebiet doch sei. Dass dies nicht nur Floskeln sind, zeigte die lange Liste an Personen, denen Lötscher dankte. Beiläufig erwähnte das Danusa-Urgestein, dass auch Direktor Andri Schmellentin in seiner ersten Saison auf dem Erlebnisberg komplett auf Ferien verzichtet hatte. Dies bewies nicht nur, dass der Engadiner die DNA von Danusa recht gut angenommen hat, sondern auch, dass der «Neue» seinem Personal mit gutem Beispiel voran geht. In diesem Jahr gebe es einige Neuigkeiten fuhr Lötscher nach den Danksagungen fort. «Das Restaurant ‘Patschifig’, welches irgendwie nie so richtig aufgehen wollte, wird in der Alt-Jahr-Woche zum Kinderhort ‘Füxli-Club’. So können die Eltern auch mal eine Abfahrt alleine wagen und wissen den Nachwuchs doch in besten Händen.» Zudem habe es diverse Rodungen von der Gemeinde aus im Skigebiet gegeben und der Schwendilift sei inzwischen sicherer gemacht worden.

Neue Projekte für die Zukunft
Es gebe einige Projekte, welche die Bergbahn Grüsch-Danusa AG in den kommenden Jahren realisieren wolle, sagt Hans Peter Lötscher. «Es ist ein Werkhof auf Schwänzelegg geplant. Wegen diesem sind wir bereits im Gespräch mit der Gemeinde Jenaz. Zudem planen wir, die Schneeanlage auszubauen. Dafür ist ein neuer See notwendig, der dann wahrscheinlich auf dem Boden der Gemeinde Furna gegraben wird.» Der Wunsch sei gross, dass Danusa irgendwann einen Ganzjahresbetrieb realisieren könne, denn so müsse man nicht jedes Jahr zwei Mal Personal akquirieren. Eine Idee des Konzeptes sei es beispielsweise, dass man im Sommer Ausbildungsberg für Biker werde. Nach der kurzen Budgetvorstellung von Schmellentin, welches wie bereits erwähnt, einen Verlust von Franken 171'209 aufweist, kam es zur speziellen Verdankung und Würdigung der Pensionäre Flury Hertner, Arthur Bebi, Joos Jösler und Werner Keller. Anschliessend, bevor es zum gemütlicheren Teil, dem Apéro überging, stellte sich die neue Schwänzelegg-Gastroleiterin Pamela Kley kurz vor und erwähnte, wie froh sie sei, endlich im Prättigau angekommen zu sein. Abgeschlossen wurde der offizielle Teil mit vier Bildern. Zum Start sah man ein ziemlich trostloses Bild der Talstation am 1. Januar 2023. Wo sonst sich Autos fast schon türmen, standen an diesem schneelosen Tag nur gerade vielleicht 15 Exemplare auf dem Parkplatz. Das zweite Bild war viel schöner anzusehen, denn es zeigte den frisch eingeschneiten Schwendilift mit freier Sicht auf das Skiliftrasse, da dort viel Wald gerodet wurde. Auf der dritten Fotografie, die Lötscher zum Ausklang präsentierte, war ein Pistenmaschinenfahrer im Einsatz zu sehen, der mitten in der Nacht sein Bestes gab, damit die Gäste aus nah und fern auch entspannt am nächsten Tag Skifahren konnten. Zum Abschluss gab es noch ein Bild mit einigen bekannten Leuten aus dem Danusa-Kosmos, welche die kultigen Pommes Frites in die Kamera hielten. Also zumindest drei der vier Fotos zeigten, was den Erlebnisberg Danusa so einzigartig macht und warum es, den Verantwortlichen zu wünschen ist, dass in dieser Saison dermassen viel Schnee fällt, dass nächstes Jahr kaum jemand mehr vom Winter 22/23 spricht.

Christian Imhof