Der 51-jährige Marcus Pohl ist verheiratet und glücklicher Vater von fünf Kindern. Beruflich ist er seit über 23 Jahren im Kanton Schaffhausen in der Pflege tätig und derzeit Geschäftsleiter in der Betreuung und Pflege beim Kompetenzzentrum für Lebensqualität Schönbühl in Schaffhausen. Damit, so könnte man meinen, sollte Marcus Pohl gut ausgelastet sein. Doch seit über 27 Jahren widmet er sich hingebungsvoll seinem Herzensprojekt: dem ehrenamtlichen und karitativen Dienst. Mit seinem privaten Hilfsprojekt unterstützt er mit Leib und Seele Familien in den Slums von Kalkutta. Er bezeichnet seine Arbeit als einen Tropfen im Ozean der Armut. Bei Mutter Teresa arbeitete er von 1995 bis 1997 während eines 15-monatigen Dienstes in einem Sterbehaus und einer Leprastation. Kalkutta sollte sein zweites Zuhause werden. Mittlerweile war er 34-mal dort.
Desaströse Zustände
Marcus Pohl erzählt, dass der Dienst für die Ärmsten der Armen, seit er denken kann, ein wichtiges Anliegen für ihn ist. Während seines Dienstes in Kalkutta kam er 1996 mit der ausgebildeten Lehrerin Veronica Jose in Kontakt, welche mit ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern in einem Slum von Kalkutta lebte. Mit der grossen Gemeinsamkeit, der ehrenamtlichen Hilfe für Bedürftige vor Ort, gründeten Veronica Jose und Marcus Pohl noch im selben Jahr die St. Josef Schule. Diese Schule liegt in einem der grössten Slumgebiete in Kalkutta, in Howrah-Pilkhana. Dort sollen mehr als 100 000 Menschen in völlig menschenunwürdigen Slumhütten leben. «Auf 100 Menschen kommt vielfach nur eine Toilette und ein Wasserhahn. Über die offene Kanalisation kommen insbesondere während der Monsun-Monate zudem Exkremente, tote Tiere und Ratten in die ohnehin schon armseligen Hütten», erzählt Marcus Pohl. Sechs bis zehn Personen teilen sich eine solche Hütte, die zwischen acht und zwölf Quadratmeter klein ist.