Auch wenn ich den Siegern ihre Triumphe von Herzen gönnen mag und natürlich auch irgendwie froh bin, dass wir in unserem Einzugsgebiet wieder einen Nationalrat stellen, ist mir das ganze Wochenende eine Frage durch den Kopf geschwirrt: Ich habe mich nämlich gefragt, ob bei den Wahlen wirklich das Volk entschieden hat. Die Wahlbeteiligung lag zwar mit 46.6 Prozent leicht höher als noch 2019, wo sie bei 45.1 Prozent lag, aber auch dieses Mal muss man sehen, dass mehr als die Hälfte der Schweizer Stimmberechtigten der Urne fernblieb. Wenn man dann noch die Ausländer miteinrechnet, die in der Schweiz leben, aber nicht abstimmen dürfen, zeichnet sich ein noch düsteres Bild ab.
Das hängende Warum?
Warum ist es trotz Klimakrise, Konflikten auf der ganzen Welt und auch vielen lokalen Problematiken nicht interessant für die Menschen zu wählen? War die Auswahl zu gross oder das Prozedere zu kompliziert? Hat die Zeit gefehlt oder haben die Menschen das Gefühl, dass eine Wahl sowieso nichts briingt? Ich weiss es leider nicht. Mich stimmen diese Zahlen nachdenklich, denn in vielen Ländern hat die Bevölkerung nicht einmal die Möglichkeit demokratisch aktiv zu werden. Bei all den Feierlichkeiten, um gewonnene Sitze und Prozentanteile geht leider bei vielen Parteien fast ein bisschen vergessen, wie wenige Personen die nationalen Wahlen überhaupt jucken. Ich wünsche mir für die Zukunft mehr Wähleranimation und Sensibilisierungskampagnen von den Parteien, warum das Privileg des Mitredens unbedingt wahrgenommen werden sollte. Roman Hug hat im Frontgespräch erwähnt, dass das Proporzsystem ein Gemeinschaftssport sei, wie wäre es, wenn die Wahlen wieder ein Volkssport würden?
Magazin
25.10.2023
Laut gedacht: Hat wirklich das Volk entschieden?

Bild:
Thomas Schwager/mv ostschweiz
So, endlich ist der Wahlkampf durch. Das heisst, die Wahlplakate verschwinden in Kürze und machen Platz für die Theatervereine, die bald wieder die Bevölkerung in der Region an ihre Aufführungen locken wollen.