Acht verschiedene Formationen, alle im tieferen Alterssegment anzusiedeln, trafen sich zu einem bunten Blumenstrauss an Volksmusik, Jodel und Volkstanz. Was beim Vorgespräch mit Andrea und Paul noch unsicher und zaghaft tönte, stellte sich als gelungenen Anlass dar und stiess bei den Besucher:innen auf grosse Begeisterung. In seiner Begrüssung erinnerte Paul an frühere Volksmusikabende in Küblis – was nun hier geboten wurde ruft beinahe, die alte Tradition periodisch wieder aufleben zu lassen.
Bürde bringt Bürde
Mit dem Gewinn des Herma-Haselsteiner-Preises vom letzten Herbst für LEnglers verbunden war die Verpflichtung, in der Wohnregion einen Volksmusik-Anlass zu organisieren. Dadurch soll dieses Kulturgut nicht nur erhalten, sondern auch weiterverbreitet werden. Gesagt getan – LEnglers haben sich dazu entschieden, ein Ländlertreffen mit Jungformationen aus dem Prättigau und auch aus anderen Landesteilen zu organisieren. Und wie sie dies taten, vor allem die Jungen legten sich ins Zeug und brachten ein abendfüllendes Programm auf hohem Niveau zusammen.
Ein harziger Start
Vor dem Eingang standen die vielen Volksmusikbegeisterten Schlange. Dies hatte seine Ursache darin, dass ein ganz besonderes Konzept für die Eintrittspreisgestaltung zur Anwendung gelangte. Grundsätzlich bezahlte man einen Preis welcher der Hälfte des Alters entsprach – und bei angepasster volkstümlicher Kleidung wurden die Kosten nochmals reduziert. So wurden also von den Gästen am Eingang durch Paul und seine Tochter Mass genommen und der Preis festgelegt.
Als nun alle ihre Plätze im ausverkauften Konzertlokal eingenommen hatten, die jungen Parsenn Älpler ihre Begrüssungsmusik beendet hatten, öffnete sich der Vorhang und die LEnglers waren bereit. Nur, da fehlte noch Paul – und ohne Vater und Bassgeige funktioniert das nicht. Plötzlich öffnete sich vorne bei der Bühne eine Luke und Paul kroch unter dickem Rauch und schallendem Gelächters des Publikums auf die Bühne. Anscheinend hat es beim Einschätzen des Jahrgangs einer älteren Dame nicht so gut geklappt – davon zeugte jedenfalls das rechte, blaue Auge von Paul.
Facettenreiche Musik und Tradition
Nachdem die LEnglers den Konzertteil mit ihren gekonnt gespielten Musikstücken, darunter eines des bekannten Volksmusikers Hans Fischer – dessen Geschäftsnachfolger von Fischer Logistik als Hauptsponsor für diesen Anlass verantwortlich zeichnete. Danach war die Bühne frei für die Geschwister Zmoos, eine Jugendformation aus dem Jura. Mit ihren fein vorgetragenen Stücken, mit virtuoser Intonation wussten sie das Publikum zu begeistern und so war eine Zugabe nicht zu vermeiden. Danach war die Reihe an den Parsenn Älplern, welche die Gäste bereits vor dem offiziellen Teil zu begeistern wussten. Hervorragend, was diese jungen Musiker aus der Region, alle noch im Volksschulalter, zum Besten gaben. Mit einer Leichtigkeit und fröhlich gestimmt war, wie übrigens bei allen Formationen ein zusätzliches Stück unvermeidlich. Vor der Pause waren die Klänge des Ländler Trios Tänzig aus der Innerschweiz zu hören. In ihrem zweiten Stück mutierten sie zu einem Quartett und wurden durch die Geigentöne von Flurina Ott begleitet.
In der nun anstehenden Pause bot sich nicht nur Gelegenheit sich in der warmen Halle mit Getränken und etwas Süssem zu versorgen, denn auch die Lose für die reichhaltige Tombola suchten ihre Abnehmer. Die Mitglieder der LEnglers war weiterhin für die Moderation besorgt und sorgte mit ihrem Schalk, welcher offenbar auch ein Kennzeichen der Familie ist, für manchen Lacher zwischendurch. Mit Musik aus dem Berner Oberland, genauer gesagt aus Grindelwald, wurde mit den Silberhorn-Örgelern der zweite Programmteil eröffnet. Auffallend bei ihrer Darbietung die gekonnt intonierten Rhythmuswechsel und wie bei allen Gruppen, die Konzentration, gepaart mit echter Spielfreude. Das Jodelduett Patricia und Sonja, begleitet vom Handorgelspieler Walter Lippuner, setzte einen ruhigen Kontrapunkt zu den bisherigen musikalischen Darbietungen, passte sich aber wohltuend ins Programm ein. Nun ging die Reise mit den Geschwistern Reichmuth und dem Echo vom Paradiesli nochmals in die Innerschweiz. Taktgeber war hier nicht der Bass, sondern ein E-Piano und beim zweiten Stück, einem Marsch ertönte auch – sicherlich für einige der Zuhörer:innen – etwas gewöhnungsbedürftig, eine Trompete. Diese Gruppe bildete den musikalischen Abschluss des Programms, sieht man von der Begleitung der Trachtengruppe Rheinwald durch die LEnglers einmal ab. Diese Gruppe wirbelte auf der Bühne herum und schien so den Boden für den nachfolgenden offenen Tanz für das Publikum vorzubereiten.
"Mir gönd na lang nid hei"
So lautete einer der Musiktitel, welcher anlässlich des Konzerts zu hören war. Und diesem wurde auch an diesem Samstagabend nachgelebt. Bald war die Bühne durch die tanzlustigen Besucher:innen in Beschlag genommen, während die "Chreezä-Bar" im hinteren Teil des Raums noch auf Besucher wartete – aber es war ja auch erst gerade Mitternacht! Höchste Zeit also, die Tombolapreise zu verlosen – und da gab es neben Körben mit Lebensmitteln, Holzkunstwerken, verschiedenen Gutscheinen auch eine Handorgel, eine Laubbläser, oder doch –sauger und ganz zum Schluss als grossen, schwergewichtigen und dauerhaften Hauptpreis, gestiftet von Jürg Hämmerle aus Davos, zwei Gleisabschnitte! Auch dieser Spass ist bezeichnend für LEnglers, fand aber immerhin im zweiten Anlauf einen Abnehmer!
Nun waren die Geschwister Zmoos an der Reihe um die immer noch zahlreich anwesenden tanzfreudigen auf die Bühne zu bitten. Zu welcher Zeit die letzten Gäste nach Hause gingen entzieht sich des Schreibers Kenntnis und verbietet auch des Sängers Höflichkeit! (Peter Müller)