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Seewis
20.08.2023
17.08.2023 11:56 Uhr

Podcast der katholischen Pfarrei Vorder- und Mittelprättigau

Bild: zVg
Seit mehreren Jahren schreibt Religionspädagoge Lars Gschwend für diese und eine weitere Zeitung Sonntagsgedanken und Kolumnen. Wer lieber hört als liest, kann seit einigen Monaten seine Gedanken auch im Podcast «zLäba eba» hören. In unregelmässigen Abständen erscheinen neue Folgen.

Mit dem Podcast erweitert die Katholische Pfarrei Vorder- und Mittelprättigau das digitale Angebot mit dem Ziel auch Menschen anzusprechen, welche sonst vielleicht weniger mit der Pfarrei zu tun haben. Gleichzeitig sind aber auch alle Kirchgänger angesprochen. Denn in jeder Episode gibt es neue Gedanken rund um Kirche, Glaube und Religion. Der Podcast kann auf allen gängigen Podcast-Apps gehört werden oder auf www.kath-vmp.ch. Ein Gedankenspiel, welches auch im Podcast zu hören sein wird, gibt’s gleich hier.

Das Gleichnis der Hängematte
Hatten Sie einen guten Sommer? Vor wenigen Tagen haben die Schulen wieder gestartet und die Meisten haben den Berufsalltag wieder aufgenommen. Sicher schwelgen die Einen oder Anderen von Ihnen noch in Gedanken in den Ferien. Ferienzeit bedeutet einmal etwas Anderes zu erleben und Zeit für Erholung und Entspannung zu haben. In unser schnelllebigen Welt ist der Urlaub wichtig, damit wir unsere Gedanken neu ordnen oder einfach unsere Seele baumeln lassen können.

Auch meine Familie war in diesem Sommer unterwegs. Auf einem Campingplatz fanden wir zwei ideale Bäume, um unsere Hängematte aufzuhängen. Nachdem meine Kinder diese genutzt hatten, fand auch ich Zeit mich hineinzulegen. Ich schaute hinauf in die Baumwipfel. Die zwei Bäume waren sehr hoch, aber doch eher dünn. Ihre Wipfel bewegten sich im Wind hin und her. Es ist schon erstaunlich, wie diese zwei dünnen Stämme die Hängematte mit mir trugen und den Wind in der Höhe keinen Einfluss auf die Standhaftigkeit hatten. Wie ich so in die Höhe schaute, wurde mir bewusst, dass dieses Bild gut in unser Leben passt: In der Hängematte fühle ich mich getragen und gut. Die Bäume halten die Hängematte und tragen mich somit. Was man nicht sieht, sind die Wurzeln der Bäume im Erdreich. Wie die starken Wurzeln der Bäume, müssen auch wir uns auf feste Wurzeln in unserem Leben stützen, um nicht in dieser komplexen Welt um- oder hinzufallen. Die festen Wurzeln können unsere Werte und unser Glaube sein.

Die Lebens-Wurzel „Glaube“
Die Wurzel „Glaube“ gibt uns die nötige Stabilität, wenn wir mit den Stürmen des Lebens konfrontiert werden. Der Glaube gibt uns die Gewissheit an eine höhere Macht. Im Hebräerbrief steht: „ Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht“ (Hebräer 11,1). Für die Christen ist Gott diese Gewissheit. Der gütige Gott lenkt und trägt uns durch das Leben. So wie die Hängematte zwischen den Bäumen trägt, so wird uns das Gefühl von Sicherheit vermittelt. Ich erlebe in der Seelsorge immer wieder Momente, in denen es Menschen unserer Gemeinde nicht gut geht. Es gibt Situationen, die man so nicht vorgesehen und vielleicht auch gar keinen Einfluss darauf hat. Beispielsweise, wenn jemand seine Arbeitsstelle verliert. Oder, wenn eine schwere Erkrankung diagnostiziert wird. Es sind Momente der Ohnmacht. In solchen Momenten kann die Lebens-Wurzel „Glauben“ wahre Wunder wirken. Die Menschen fallen nicht einfach in ein tiefes Loch. Sie wissen, dass Gott sie in diesen stürmischen Zeiten begleitet. Dadurch kommt neue Hoffnung auf und sie sind bereit für ihr Leben zu kämpfen.

Die Lebens-Wurzel „persönliche Werte“
Neben dem Glauben benötigen wir aber auch eine positive Grundhaltung. Ich bezeichne diese Lebens-Wurzel als unsere „persönlichen Werte“. Die Werte prägen unser direktes Handeln. Der Glaube an Gott, der uns trägt ist wichtig. Aber gleichzeitig müssen wir unser Leben selbst in die Hand nehmen und wissen was für Werte in unserem eigenen Leben zentral sind. Was toleriere ich nicht und was ist mir heilig? Die Werte helfen uns, in schwierigen Zeiten standhaft zu bleiben und uns nicht von anderen Menschen oder auch den sozialen Medien steuern lassen. Gerade wenn es uns nicht gut geht, sind wir sonst dazu verleitet uns vom Schlechten beeinflussen zu lassen.

Das Schöne bei einer Wurzel: Die Wurzel wächst stetig und die Form verändert sich. Wenn jemand feststellt, dass seine Lebenswurzeln noch nicht so gut verankert sind, können diese verstärkt werden. Beispielsweise im Austausch und Erlebnissen mit Freunden und Familie, beim Lesen oder auch bei Gesprächen, Meditationen oder Gottesdienstbesuche.

Die Wurzeln der Bäume sah ich nicht direkt. Und doch hielten diese die Hängematte und mich darin. Genauso ist es mit den Wurzeln unseres Lebens. Wir brauchen Sie, damit unser Leben gelingen kann. Wahrscheinlich haben Sie keine Hängematte zu Hause. Aber sicher finden auch Sie in Ihrer Wohnung oder Ihrer Umgebung einen Ort, wo Sie in Ruhe Zeit für sich finden, um Ihre Gedanken zu sortieren und so sich Ihrer persönlichen Wurzeln wieder bewusstwerden.

Lars Gschwend