Tim Braillards Karriereaufstieg war steil: In seiner ersten Saison bei Alligator Malans holte er 2012 den Cupsieg, ein Jahr später den Meistertitel. Von Anfang an gehörte Braillard zu den fleissigsten Skorern seines Teams. 2015 gewann er mit Malans ein weiteres Mal den Cup, in der Saison 2016/17 wurde Braillard zum «Most Valuable Player» der Liga ausgezeichnet. Es erstaunt nicht, dass in dieser Zeit sein erstes WM-Aufgebot folgte und er sich auch zu einem Leistungsträger im Nationalteam entwickelte. 2016 nahm er zum ersten Mal an einer Endrunde teil und gewann wie zwei Jahre später in Prag mit der Schweiz die Bronzemedaille. Unvergesslich bleibt dabei 2018 sein Golden Goal, als er die Schweiz im Viertelfinal in der Verlängerung gegen Norwegen erlöste. «Die WM in Prag war sicherlich ein Highlight nebst den World Games in Polen 2017, als wir mit wenig Erwartungen angereist waren und Silber gewannen», sagt der 30-Jährige.
2018 wagte Braillard den Schritt in die SSL zu Mulljsö. In Schweden machte der Schweizer auf sich aufmerksam und wurde in seiner ersten Saison zum Center des Jahres in der SSL gewählt. Doch schon im Norden begannen die Verletzungsprobleme. Zuerst hatte er Beschwerden mit dem Rücken, nach seiner Rückkehr in die Schweiz 2020 begannen die Probleme mit dem Knie, die sich später als Sehnenansatzentzündung auf der Innenseite des linken Knies herausstellten. So konnte Braillard, der bekannt war für seinen Fleiss und seine Zielstrebigkeit, an den letzten zwei WMs in Helsinki und in der Schweiz nicht schmerzfrei spielen und musste sein Team teils von der Bank aus unterstützen. Dasselbe Schicksal widerfuhr ihm auch bei Malans. «Ich habe die Kniebeschwerden nicht in den Griff bekommen. Für mich war es extrem nervenaufreibend und nicht zufriedenstellend, dem Team nicht helfen zu können und es von der Bank aus zu unterstützen. In dieser Rolle fühlte ich mich nie wirklich wohl.»
Verschlimmerung nach der Operation
Nach der WM 2022 hatte er sich einer Operation unterzogen, doch seither hat sich die Situation verschlimmert. «Als ich das realisiert hatte, kamen erste Rücktritt-Gedanken auf.» In den letzten Monaten trainierte er individuell in Zusammenarbeit mit dem medizinischen Zentrum Bad Ragaz. Bis Ende Juli gab er sich Zeit, um die Knie-Probleme in den Griff zu bekommen. Nun musste er einen Entscheid fällen und dieser steht jetzt fest. «Mir fehlt die Energie, immer an den Trainings und Spielen dabei zu sein, aber nicht spielen zu können. Parallel dazu habe ich das Aufbau-Programm absolviert und ging von einem Spezialisten zum nächsten – auch das kostete Energie und Zeit.» Nach 87 Länderspielen und 85 Skorerpunkten für die Schweiz beendet er darum seine Karriere. «Letztendlich hat mich die Entscheidung stärker berührt als erwartet. Auf gewisse Weise ist es jedoch auch eine schöne Entwicklung, da ich praktisch mein ganzes Leben dem Unihockey gewidmet habe.» swiss unihockey dankt Tim Braillard für seinen Einsatz und sein Engagement für das Schweizer Nationalteam und wünscht ihm alles Gute für die Zukunft.