Die Wollspinnerei Vetsch ist ein Familienunternehmen, welches in der vierten Generation von Christoph Vetsch geführt wird. Dieser sagt mit einem Lachen auf den Lippen, dass seine Visitenkarte hier im Betrieb gut und gerne eine A4-Seite lang sei. «Es ist eben schon ein bisschen so, dass ich hier Spinner, Färber, Monteur, Büroangestellter, Abwart und noch vieles mehr bin. Aber das ist genau das, was meine Tätigkeit auch so abwechslungsreich und spannend macht.» Obschon dem gelernten Veredler in der Textilbranche viele Türen offen gestanden sind, hat sich Vetsch bewusst für den Familienbetrieb entschieden, was er bis heute nicht bereut. «Wir wohnen ja gleich nebenan und durch die Selbstständigkeit hatte ich die Möglichkeit beim Aufwachsen meiner Kinder dabei zu sein. Das ist etwas, was ich nicht missen möchte.»
Die Wertschöpfung bleibt im Dorf
Man merkt es im Gespräch mit Christoph Vetsch immer wieder, dass ihm das Erhalten des Handwerks und der damit verbundene Tribut an seine Ahnen wichtiger ist als der kommerzielle Erfolg. Diese Einstellung ist heute nicht mehr so verbreitet, was auch der Umstand zeigt, dass die Wollspinnerei Vetsch eine der letzten in dieser Art ist. Rustikale Schweizer Wolle eigne sich nicht wirklich für ein breites Publikum, da sie nicht unbedingt weich sei. «Wir leben stark von der Geschichte und sind mit unseren Produkten natürlich schon in einer Nische zuhause.» Ihre Kunden seien naturverbunden und achten auf Regionalität, die durchaus auch etwas wert sein dürfe. «Bei uns kaufen häufig Personen ein, die sich mal etwas gönnen und leisten möchten. Sie stricken dann beispielsweise Kappen oder Pullover aus echter Schweizer Bio-Wolle, die bei uns gewaschen, verarbeitet und sogar gefärbt wurde.» Gefilzt wurde vor ein paar Jahren auch wie verrückt, was für einen kurzweiligen Aufschwung gesorgt habe. Doch der Trend sei inzwischen wieder ein wenig abgeflacht, was aber auch nicht weiter schlimm sei. Aktuell arbeiten neun Personen in der Wollspinnerei in Pragg und alle kommen aus der Gemeinde. Auch bei den Mitarbeitenden sei die Flexibilität, die der Arbeitsplatz garantiert, hoch im Kurs, sagt Vetsch. «Viel arbeiten Hausfrauen bei uns, die sich ein bisschen was dazu verdienen möchten. Wenn jetzt mal ein Kind von ihnen krank ist, haben sie hier die Möglichkeit schnell nach Hause gehen zu können, was sehr geschätzt wird.» Auch mit den Löhnen können sie als Firma durchaus mithalten, was beweist, dass Vetsch nicht nur von lokaler Wertschöpfung spricht, sondern sie zur DNA der Firma gehört.
Vielleicht eine Solaranlage
2019 hat die Wollspinnerei Vetsch zuletzt umgebaut. Seit dann ist es dank der Kleinspinnmaschine auch kleinere Mengen an Wolle zu verarbeiten. Wenn das Unternehmen tatsächlich den Prix Montagne abstauben sollte, gibt es 40'000 Franken ins Kässeli. 20'000 Franken winken beim Gewinn des Publikumspreises. Vetsch ist dankbar überhaupt nominiert worden zu sein, da sie sich als Unternehmen die ganze Werbewirkung mit Artikeln in den Medien, Kurzfilmen und Onlinepräsenz nur sehr schwer selber leisten hätten können. Ideen, wie man den allfälligen Gewinn einsetzen könnte, hat Christoph Vetsch einige. «Eine Solaranlage auf dem Dach wäre beispielsweise eine Option oder auch sonst gibt es bei dermassen alten Gebäuden immer etwas zum Renovieren.» Bis am 17. August kann noch unter www.prixmontagne.ch/publikumsabstimmung abgestimmt werden und mit etwas Glück kommen die Spinner von Pragg zum Zug. Interessant eigentlich, dass man heute ein Spinner sein muss, um erkennen zu können, wie wertvoll die regionale Wertschöpfung für das Dorfleben sein kann.