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Georg Bruder 50. Alpsommer auf Marola

Bild: Ernesto Felix
Seit 1973 geht der Jenazer Georg Bruder «z’Alp». Während 38 Sommer begleitete ihn seine Frau Jolanda. Mit dabei waren auch die Kinder. Derweil «Schorsch» auf der Mastrilser Alp Marola 60 Mesen und zwei Ochsen hütet, schaut seine älteste Tochter Marlies als Älplerin auf der Jenazer Alp Larein zum Rechten. Familie Bruder scheint das «z’Alp» gehen» im Blut zu haben.

Auf dem Weg hoch über Mastrils hinauf Richtung Alp Marola ist der der Kuckuck zu hören. In der Kühle des Waldes marschiert es sich angenehm. Dann wird die Sicht über den Tannenwald frei und wir blicken hinunter in die Rheinebene. Die Zementfabrik Untervaz als dominierendes Sujet. Von weiter oben sind Viehglocken zu hören. Nach einer letzten steilen Kehre erscheint am Horizont das Dach der Alphütte. Auf gut 1500 Metern angekommen fehlt das Empfangskommitee nicht. Dass der «P&H»-Journalist seinen Hund dabeihat, scheint den rund eineinhalbjährigen Jungvieh nicht zu gefallen. Demonstrativ versperren die Mesen uns den Weg zu Schorsch. Fast als ob sie seine persönliche Leibwache wären. Mit einer grossräumigen Schleife gelingt dann der Zugang zur Alphütte doch noch. Schorsch ist gerade dabei sein Mittagessen zu kochen. «Dabei höre ich am liebsten Jodelgesang und Ländlermusik.»

Tagwache um fünf Uhr
Älpler stehen früh auf. Meistens ist um fünf Uhr Tagwache. Dann füttert er als erstes die «Hennen». Dann bekommt Bordercollie Tasky sein Futter. «Und nun bin ich an der Reihe. Am liebsten stärke ich mich mit Kaffee, Käse oder Tiger und Brot.» Dann begibt sich Schorsch auf seine tägliche Tour. Dabei schaut er zu den Tieren, kontrolliert den Bestand, achtet ob alle wohlauf sind. Er überprüft ferner die Zäune und schaut, dass bei jeder Legi die Rundhölzer richtig aufliegen. «Wichtig ist, dass wenn es einem Tier nicht gut geht, ich dies dem Besitzer umgehend melde. Je nachdem muss dann der Tierarzt aufgeboten werden.» Schorsch macht kein Geheimnis daraus, dass er bei kleineren Problemen selbst Hilfe leisten kann. Denn im Laufe all der Jahre hat er sich eine grossen Erfahrungsschatz angeeignet.

50 Alpsommer und kein bisschen müde
Aufgewachsen ist «Schorsch» in der Rüti in Jenaz. Als Achtjähriger machte er erste Erfahrungen auf der Malanser Alp Tarnutz. Dabei kommen nicht nur gute Erinnerungen hoch. Als Hüterbub war er den Launen eines rauhbeinigen Älplers ausgesetzt, der auch getrunken habe. «Das hat mir damals fast den „Bogen" gegeben, zum Glück war seine Frau wie eine Mutter zu mir.» Um auf die stolze Zahl von 50 Alpsommer zu kommen war er mit seiner Familie über Jahrzehnte in verschiedenen Gebieten tätig. So auf der Jenazer Kuhalp Larein, dann auf zwei Jungviehalpen im Dischmatal, ebenfalls auf einer «Galti»-Alp war er im Safiental tätig. Ja sogar im Engadin, im Val Roseg, ging Familie Bruder «z’Alp».

Alp Marola zum Sechsten
Auf der Mastrilser Alp Marola verbringt «Schorsch» inzwischen seinen sechsten Sommer. Angestellt ist er jeweils für fünf Monate und zwar von der Alpgenossenschaft Landquart. Denn seit der Gemeindefusion gehören Mastrils, Igis und Landquart ja bekanntlich zusammen. Wenn nach diesem Sommer das halbe Hundert erreicht ist, wartet auf «Schorsch» am Plantahof wahrscheinlich eine entsprechende Ehrung für den geleisteten Alpdienst. «Wenn’s mir recht ist, bekomme ich eine Uhr geschenkt. Sogar mit Gravour!», freut er sich jetzt schon. Auch wenn er im 2024 den 75. Geburtstag feiern wird, denkt er nicht ans Aufhören. «Ein heute über 90-jähriger ehemaliger Älpler hat mir gesagt: «Solange du weitermachst, bleibst du gut auf den Knochen.» Und das ist Schorsch in der Tat. Denn die Alp Marola erstreckt sich von einer Höhe von 1500 Metern, wo die Hütte steht, bis hinauf in Weidegebiete, welche auf 1900 Metern liegen. «Wenn das Vieh im Hochsommer zuoberst weidet, bin ich auf meiner morgentlichen Runde etwa zweieinhalb Stunden unterwegs.»

Geburtstagsfest auf Larein
Während des Sommers verlässt er die Alp nie, während den Wochenenden besucht ihn manchmal eine Frau Jolanda, die in Jenaz mit Schneiderarbeiten beschäftigt ist. Am 6. August wird Schorsch allerdings eine Ausnahme machen und «Marola» verlassen. Aber nur um eine andere Alp zu besuchen: «Meine älteteste Tochter Marlies ist Älplerin auf Larein und macht zu ihrem 50. Geburtstag ein grosses Fest.» Also noch ein zweites Fünfziger Jubiläum. Logisch hat Schorsch für das besagte Datum längst einen Stellvertreter organisiert. Und weil aller guten Dinge drei sind, feiert Familie Bruder noch ein drittes 50 Jahre-Jubiläum: 1973 haben Jolanda und Schorsch geheiratet. Neben Tochter Marlies werden auch die jüngeren Geschwister Sandro, Sonja und Georg mit der Familie das Ereignis gebührend in feierlichem Rahmen geniessen.

Ernesto Felix