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Jenaz
24.06.2023
23.06.2023 11:24 Uhr
«Das Auflageprojekt ist das A und O»
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Christian Imhof
Am vergangenen Montagabend drehte sich in der Aula im Feld alles um die neue Motion zur Gesamtmelioration, die von Valentin Luzi initiiert wurde. Dabei wurde mit erfolgreichen Beispielen aufgezeigt, welche Auswirkungen ein solcher Ausbau der Strassen haben kann und dass nicht nur die Bauern davon profitieren könnten.
Die Kuhgasse, ein wichtiges Verbindungsstück zwischen Pragg und Jenaz, hat diverse Löcher und ist längst sanierungsbedürftig. Diese notwendigen Bauarbeiten, die rund 1,5 Millionen Franken kosten, sollen nun nicht auch noch Löcher in der Gemeindekasse verursachen. Dies findet zumindest Valentin Luzi, weshalb er eine Motion eingereicht hat. «Ich zahle gerne Steuern, doch wenn man’s auch von einem anderen Ort haben kann, lass ich es mir auch gerne schenken», erklärte er den zahlreich erschienenen Interessierten die Ausgangslage. Er rechnete ausserdem vor, dass in diesem Fall die Gemeinde und ihre Steuerzahlenden gut und gerne 80 Prozent auf dem Zwischenteil in der Landwirtschaftszone einsparen könnten, wenn die Kuhgassensanierung in ein Meliorationsprojekt fallen würde. Dieser Teil fällt in die dritte Etappe und soll in drei Jahren in Angriff genommen werden.
Melioration wird nicht diktiert
Um diese These zu unterstützen, holte sich «Tin» Luzi Unterstützung vom 78-jährigen, ehemaligen Ständerat Theo Maissen, der nicht nur Vater der Regierungsrätin Carmelia ist, sondern auch oft als «Vater» der Meliorationen im Kanton bezeichnet werden darf. Er erklärte in der Jenazer Aula ausführlich, wie komplex die Thematik sein kann. Doch wies er auch immer wieder darauf hin, dass es bei einer Gesamtmelioration immer wieder die Möglichkeit gebe, mitzudiskutieren und sie keinesfalls von oben diktiert werde. «Besonders wichtig ist es, dabei darauf zu achten, dass das Meliorationskomitee mit Bedacht gewählt wird und zum Teil auch aus Personen besteht, die nicht aus dem Ort stammen. Dann empfehle ich auch, möglichst viel Zeit in das Auflageprojekt zu investieren, da durch dieses alles geregelt werden kann. Wenn dies ‘verhebt’, sparen sie sich Diskussionen und auch Gerichtsfälle.» Bei den finanziellen Möglichkeiten ging Maissen sogar noch etwas weiter als Luzi. Er erwähnte, dass durch ein geschicktes Planen durchaus eine Finanzierung mit einem Anteil von 85 Prozent des Projekts durch Bund und Kanton drinliege. Die Gesamtmelioration von Jenaz, die rund 26 Millionen für die 771 Hektaren kosten werde, sei ausserdem eine eher günstigere Angelegenheit im Vergleich zu den anderen Projekten, die er schon in Tenna oder Schlans betreut habe, erklärte Maissen.
Die Erfolgsgeschichten aus der Nachbarschaft
Dass diese Geschichten nicht nur in der Theorie sehr gut funktionieren, haben die Referenten David Willi (Says), Beni Bärtsch (Furna) und Walter Hartmann (Fideriser Heuberge) gezeigt. Vor allem Willi wies mit viel Leidenschaft darauf hin, wie sie die Gesamtmelioration des Dorfes Says oberhalb von Trimmis in 20 Jahren durchgezogen haben. Er tat dies jedoch nie beschönigend, sondern wies die Jenazer auch darauf hin, dass wenn unterschiedliche Fronten aufeinandertreffen, durchaus auch Kakteen verteilt werden. «Unsere Strategie war es dann, dass wir gemeinsam mit allen Begehungen gemacht haben, bei denen alle ihre Wünsche anbringen konnten und dabei abgemacht wurde, dass wenn Lösungen gefunden werden, anschliessend keine Reklamationen ins Haus flattern.» Auch Beni Bärtsch schaut auf eine erfolgreiche Gesamtmelioration in Furna zurück. Sein grosser Vorteil ist es sicher, dass er über eigenes Land verfügt. Somit kann er ganz genau vorlegen, welchen Nutzen die Umwandlung von Naturstrassen in Strassen, die neben der Landwirtschaft auch von der Holzindustrie verwendet werden können, für die Allgemeinheit haben. «Bei der Erschliessung der Strasse auf dem Hinter Unterberg habe ich in 20 Jahren gerade mal 6000 Franken als Eigentümer gezahlt. Dank der Melioration konnte ich aber auch das Häuschen dort ausbauen, und heute wohnen dort auch wieder Leute, was die jährlichen Kosten von 300 Franken locker abfedert.» Ebenfalls ganz klar den Nutzen von diesem Unterfangen unterstrichen hat das Beispiel eines Jenazers, der sein Maiensäss ausgebaut hat. Die Materialien wurden bis hoch hinauf auf der ausgebauten Furner Strasse geliefert und anschliessend per Helikopter rübergebracht. Dies würde sicher schneller gehen, wenn die Jenazer Bergstrassen in einem besseren Zustand wären, als sie es heute sind. Walter Hartmann schilderte die Situation aus Sicht der Fideriser Heuberge. Dort ist die Melioration bereits im Gange und kommt der Bevölkerung, falls das Kraftwerk Arieschbach zu Stande kommt, sicher ziemlich preiswert zu stehen. «Die Strasse hält nun drei Mal länger, das bei gut der Hälfte der Kosten, was einen Gewinn für alle darstellt.» In der nachfolgenden Podiumsdiskussion erinnerte Maissen die Zuhörenden, dass das Auflageprojekt das A und O sei und dass sie penibel darauf achten sollen, möglichst viel der Wertschöpfung in der Gemeinde, respektive der näheren Umgebung zu behalten. Ein weiteres Mal wird die Motion zur Gesamtmelioration an der nächsten Gemeindeversammlung von Jenaz Thema sein. Diese findet am kommenden Montag statt.