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Küblis
11.06.2023

«Können wir nicht anfangen alles zu tun?»

Bild: Christian Imhof
Der Verein claro Weltladen Schiers lud am 1. Juni in der Mehrzweckhalle Küblis zum grossen Klima-Themenabend. Im Fokus stand das Gesetz zum Klimaschutz, über welches am 18. Juni abgestimmt wird. Musik und angeregte Diskussionen machten den Abend sehr kurzweilig. Dank der kunterbunten Mischung gelang es den Organisatoren nicht nur schwarz zu malen, sondern dem zahlreich erschienen Publikum auch ein gewisses Mass an Hoffnung mit auf den Weg zu geben.

Nach der kurzen Begrüssung von Barbara Bichsel, legte gleich das Orchester Alpenglühn’ los mit ihrer Suite «doch davon geht die Welt nicht unter». Abwechslungsweise zu den musikalisch «lüpfigen» Nummern packte Köbi Gantenbein jeweils seinen Sommerhut und erzählte süffisante Geschichten rund ums Thema Klima. Es ging um die Klima-Seniorinnen, die CO2-Schleudern der Finanzindustrie, den Silvrettagletscher sowie die St. Antönier Lawinenverbauungen, die so viel besser wären, wenn sie mit Photovoltaik-Anlagen bestückt wären. Zudem erzählte er aus den verschiedenen Leben vom Vogel «Zwergschnäpper Emil», der seine jährlichen Reisen in den Süden bald aufgibt, da es überall wärmer wird und porträtierte den Oberförster und Umweltschützer Johann Wilhelm Coaz sowie die Gäste des anschliessenden Podiumsgespräches. Ein Satz von Gantenbein, der an diesem Abend nicht nur visuell an den grossen Geschichtenerzähler Büne Huber erinnerte, blieb vor allem hängen: «Immer mehr für die, die schon viel haben. Das geht nicht mehr!»

Die Abstimmung im Überblick
Auch wenn aktuell von der SVP mit der grossen Kelle angerührt und in Annoncen gegen das «Stromfresser-Gesetz» geworben wird, zeigte die Analyse vom Dominik Siegrist von Klimaschutz Schweiz, dass die Gesetzesvorlage nicht verbietet, sondern belohnt. «Rund acht Milliarden Franken werden jährlich für das Öl aus dem Ausland ausgegeben. Dies könnte man sicherlich besser in erneuerbare Energien stecken, wie ich finde.» Diese Meinung teilten an diesem Abend so ziemlich alle Anwesenden und bei Messungen vorab, zeigt sich, dass neben der SVP einzig der Schweizer Hauseigentümer Verband und Gastro Suisse sich für ein Nein stark machen.

Roffler im Kreuzverhör
Anschliessend an die sehr schlüssige Analyse nahmen vorne die Gäste Flavia Aebli, Jann Flütsch, Thomas Roffler, Carol Rusch, Agrena Schuler und Ruedi Walli Platz. Beim leider etwas kurz gehaltenen Gespräch, welches von Christoph Jaag geführt wurde, gab es eigentlich nur eine Person, die am 18. Juni ein Nein in die Urne werfen wird. Sie ahnen es: Grossrat Thomas Roffler von der SVP. Er positionierte sich mit der Meinung, dass es schon genügend Gesetzte gebe und der Klimaschutz nicht unbedingt reguliert werden müsse, was wiederum vor allem Schuler und Aebli ziemlich in Rage brachte. Man merkte jedoch auch, dass der Grüscher an diesem Abend ein bisschen einen Clinch mit sich und seiner Einstellung kam, denn der Bündner Bauerverband, den er präsidiert, hat sich, im Gegensatz zu seiner Partei für ein Ja ausgesprochen. Auf die direkten Folgen, die in der Landwirtschaft rasch ersichtlich sind, hat ihn Carol Rusch von der SP hingewiesen, die auch daran erinnerte, dass Gesetze jetzt notwendig sind, da alleine auf die Vernunft der Menschen zu pochen, keine wirkliche Veränderung bringe. Die beiden Unternehmer Jann Flütsch und Ruedi Walli sprachen sich klar für eine Annahme aus, da man einerseits endlich irgendwo beginnen solle und anderseits auch noch vom Staat dafür belohnt werde. Auch Flavia Aebli von der FDP sagte, dass es jetzt an der Zeit sei Zeichen zu setzten und als Staat zusammen die Thematik anzupacken. Ziemlich emotional bewegt war Agrena Schuler von den Jungen Grünen, die mitten in den Maturaprüfungen steckt und sich diese Chance auf Veränderung nicht nehmen liess. Sie war es auch, die sagte: «Können wir nicht anfangen alles zu tun?» und wenn man sieht, wie die Parteien zusammenrücken bei dieser Abstimmung könnte es wirklich mal sein, dass die Abstimmung eine Chance haben könnte.

Christian Imhof