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Schiers
20.05.2023

«Der EMS geht es gut»

Bild: Christian Imhof
Seit 19 Jahren betreibt Hans Peter Kocher in Klosters seine Anwalts- und Notariatskanzlei. Neben verschiedenen Tätigkeiten bei regionalen kulturellen Organisationen, u.a. dem Kulturschuppen Klosters, ist er auch Vorstandspräsident der Evangelischen Mittelschule Schiers. Die Bildungsstätte, die keinen Profit erwirtschaften muss, funktioniert laut ihm auch deshalb gut, weil sie ein Verein und nicht eine Aktiengesellschaft seien. So müsse die EMS Schiers keinen Profit erwirtschaften und könne auch in Projekte wie die Schwimmbadsanierung investieren, die wohl mehr der Öffentlichkeit als der EMS selber nützen.

«Der Verein ist strategisch und im Hintergrund aktiv», sagt Hans Peter Kocher über den Verein, der Trägerschaft der Evangelischen Mittelschule Schiers ist. «35 bis 40 Leute sind jeweils dabei, wobei mögliche Kandidaten in der Regel vom Vorstand persönlich angefragt werden. Der Verein trifft sich zu zwei Vereinsversammlungen, der Vorstand zu etwa sieben Sitzungen pro Jahr. Die operative Leitung und das Tagesgeschäft erfolgt durch die fünfköpfige Schulleitung unter Direktor Hans Andrea Tarnutzer.

Personalreglement und Berufsauftrag
Am vergangenen Freitag hat sich der Verein zur Frühjahrsversammlung in Schiers getroffen und über aktuelle Themen informiert und abgestimmt. «Zwei grosse Neuerungen der letzten Zeit waren die Revision des Personalreglements und die Einführung des sogenannten Berufsauftrags. Letzterer sorgt etwa dafür, dass Lehrpersonen für bestimmte oder zusätzliche Tätigkeiten und Aufgaben angemessen entschädigt werden können.» Diese beiden Neuerungen sind mit finanziellem Mehraufwand verbunden. Dieser sei aber gerechtfertigt, da die Mitarbeitenden gute Arbeit leisten, und zum Erfolg der Schule massgebend beitragen. «Alles, was die EMS einnimmt, muss wieder reinvestiert werden, das schreibt das Vereinsrecht vor. Wie viele Schul-Projekte und bauliche Sanierungen/Umbauten neben dem eigentlichen Schulbetrieb in Angriff genommen werden können, hängt somit von den Einnahmen ab, diese wiederum von der Zahl der Schülerinnen und Schüler beziehungsweise der Klassengrösse.» Die Schierser Mittelschule, die es seit 186 Jahren gibt, ist ein privates Unternehmen, hat aber einen Leistungsauftrag vom Kanton und wird zu einem guten Teil über kantonale Beiträge finanziert. Dies hangen von den Aufwendungen für die Churer Kantonsschule ab. Somit profitiere auch die EMS, wenn in Chur mehr Geld gebraucht wird. Die Anzahl Schülerinnen und Schüler steigt seit einiger Zeit im nächsten Schuljahr werden es gegen 425 sein. Vom Kanton gebe es pro Kopf rund 25'000 Franken, wovon der grösste Teil in die Löhne der Mitarbeitenden fliesse. Damit ist auch klar, weshalb die Klassengrösse entscheidend ist, denn die Kosten für einen Klasse sind in etwa gleich, egal ob dort zehn oder zwanzig Jugendliche sitzen.

Familiärer und direkter
Viele Eltern schickten ihre Kinder nach Schiers, weil sie selber hier schon die Schulbank gedrückt hätten. Punkten könne die EMS im Vergleich zur Kanti in Chur aber vor allem aber auch dadurch, dass hier alles familiärer, übersichtlicher und direkter sei. Man kennt sich noch persönlich. Die Vereinsmitglieder und der Vorstand bringen die Interessen der Region ein. Dass sich Private in hohem Masse freiwillig für die Schule engagieren und ihr Wissen und Ihre Erfahrung unentgeltlich einbringen, ist erfreulich und nicht selbstverständlich. «Es läuft momentan wirklich gut, trotz dem Wegfall vom Seminar und Internat, womit wesentliche Teile des früheren Betriebes entfielen», sagt Hampi Kocher. Die EMS Schiers konnte erfolgreich in eine regionale Mittelschule umgewandelt werden. «In der Ferienzeit sind unsere Räumlichkeiten sehr gefragt bei Turn- und Musikvereinen, die in Schiers ihr Ferienlager verbringen. Wir können (als ehemaliger grosser Internatsbetrieb) neben den Unterkünften auch eine umfassende bauliche Infrastruktur und Essen anbieten, was heute nicht mehr an allzu vielen Orten der Fall ist. Diese ganzjährige Auslastung von Schule und Sportplatz hat den grossen Vorteil, dass wir neben einer modernen Mensa immer noch eine Wäscherei zwei Schreiner und einen grossen Hausdienst beschäftigen. Auch diese Besonderheit oder wirtschaftliche Freiheit können wir uns leisten, da wir ein privates Unternehmen und keine Kantonsschule oder ein gewinnorientierter Betrieb sind».

Gemeinde beabsichtigt Erhöhung des Beitrages für das Schwimmbad
Eines dieser speziellen Dinge, die sich die EMS leistet, ist sicher auch das Freibad beim Sportplatz,. «Schulisch ist der Nutzen gering, aber es ist doch schön zu sehen, dass die Bevölkerung etwas davon hat.» Beim Schwimmbad, welches am 27. Mai eröffnet, ist schon länger klar, dass eine grosse bauliche und technische Sanierung unumgänglich ist, wenn der Betrieb weitergeführt werden soll. Die Sanierung wird Kosten in Millionenhöhe verursachen, weshalb die Gemeinde um eine Erhöhung des bisher bezahlten Betriebsbeitrages ersucht wurde. Dazu fanden verschiedenen Gespräche und Verhandlungen zwischen den Vorständen von Gemeinde und Schule statt. Die Vereinsmitglieder konnten am vergangenen Freitag über das Resultat orientiert werden. Die Gemeinde beabsichtigt den Betriebsbeitrag zu erhöhen. Der Entscheid liegt indessen bei der Stimmbevölkerung. Über den Gemeindebeitrag wird im September abgestimmt und der Schulverein wird anschliessend im Oktober über die Sanierung des Schwimmbades entscheiden. Die Rückmeldungen der Vereinsmitglieder zeigte, dass für die Sanierung des Schwimmbades trotz der Kosten für die Schule sehr viel Goodwill und Unterstützung besteht. «Die geplante Unterstützung seitens der Gemeinde ist dabei wichtig und wir schätzen diese sehr, gerade auch wegen der angedachten Hallenbadprojekte», meint Hans Peter Kocher. Diese Projekte der Gemeinde sind also nicht von der möglichen Sanierung des Freibades der Schule betroffen. Ein möglicher Hallenbad-Standort wäre unter dem Bahnhof im Projekt für ein nationales Leistungszentrum Unihockey.

Christian Imhof