Kürzlich diskutierte ich mit einer Musikerkollegin über die neuen Lieder, die ich aktuell für eine Prättigauer Künstlerin erarbeite. Sie fand dann relativ schnell, dass sie ein Demo machen und es an das Zürcher Studio HitMill schicken würde. Ich entgegnete ihr, dass ich das definitiv nicht machen werde. Dies nicht aus irgendwelchen Zweifeln an der Qualität, sondern weil es mir wichtig sei, es auch einmal selber zu versuchen, eine Künstlerin mit einer Rundumversorgung aufzubauen. Auch wenn die Erfolge von den HitMill-Künstlern wie Megawatt und Stubete Gäng wie ein Wunder wirken, braucht es für die nicht nur Fleiss, sondern auch ein stabiles Konstrukt, welches über Jahre hinweg gewachsen ist. Ich bin ein Mensch, der nicht neidisch auf den Erfolg von anderen Personen ist, sondern stets versucht, von den Erfolgreichen zu lernen. Beim System der Hitfabrik gibt es einige gelungene Faktoren, die über eingängige Melodien rausgehen und bei denen es sich lohnt, genauer hinzuschauen. Ich finde es beispielsweise spannend, wie bei ihnen die Musiker:innen sich komplett auf ihre Kunst konzentrieren können, ohne dabei über zu viel Administratives nachdenken zu müssen.
Wir bewegen was
Warum wir im Prättigau oder in Graubünden komischerweise dazu neigen uns kleiner zu machen, als wir sind, ist mir schon länger schleierhaft. Dies betrifft nur die Musikszene, sondern leider oft auch die ganze Wirtschaft. Für mich ist klar, dass ich nicht nur das Gewerbe in der Region, sondern auch die lokale Kultur unterstützen möchte, wo auch immer ich kann. Und darum denke ich, dass es wichtig ist zusammenzustehen und mit mehr Selbstvertrauen aufzutreten. Wenn wir wirklich Leute in die Region holen möchten, müssen wir auch dafür werben. Wir müssen mit viel Strahlkraft antreten und so beweisen, dass wir vieles auch können. Vielleicht wäre das sogar ein Lösungsansatz, um dem Fachkräftemangel entgegen zu treten. Die beste Werbung für einen Lebensraum ist nämlich sicher, aufzuzeigen, dass dort auch gelebt und etwas bewegt wird.
Prättigau
06.04.2023
Laut gedacht: Das können wir doch auch
Bild:
C. Imhof
Vilan24-Redaktionsleiter Christian Imhof hat über den Fachkräftemangel in der Region, lokales Musikschaffen, das Selbstbewusstsein von Bündnern und eine gewisse «Do it yourself»-Mentalität laut nachgedacht und seine Gedanken zu Papier gebracht.