Marcel Roth, in der Musikszene kennt man den Allrounder besser als Rosso, bringt Anfang dieses Jahres seine neusten Mundartsongs auf den Markt – beziehungsweise auf die gängigen Streaming-Portale. Rosso fing in den 80ern als noch junger Musiker an, in zahlreichen Bands rund um Zürich zu spielen. Bei Bremgarten aufgewachsen, zog es ihn 2003 zusammen mit seiner Frau nach Flumserberg, wo er familiäre Wurzeln hat. Seine musikalischen hingegen finden sich im Punkrock der späten 70er-Jahre wieder – noch später, als er sein Gitarrenspiel weiterentwickelte, waren es dann die Helden des Blues und Hardrock, allen voran Jimmy Page von Led Zeppelin. Im Sarganserland bekannt geworden ist Rosso wiederum durch seine Auftritte als One-Man-Rockband, als Keyboarder bei den Pyknikern oder – hier macht er auch aktuell noch Musik – als Gitarrist, Sänger und Keyboarder bei den Robbsters.
«So wie ich fühle und denke»
Insgesamt acht Songs sind es, die Rosso in den vergangenen Monaten produziert hat. Diese – allesamt in Mundart geschrieben – sind in der Kategorie Pop/Rock anzusiedeln. Eine Kategorie, in der er sich sehr zu Hause fühlt. «In diesen 30 Jahren, in denen ich nun Musik mache, hat mich der Rock schon sehr geprägt», so Rosso. Obwohl sein Repertoire eine beachtliche Bandbreite zeigt: nebst Rock kann er auch Pop, Funk oder Blues – und wenn sich Rosso an das Piano setzt, eher langsame Töne anschlägt, dann darf es durchaus auch mal eine Ballade sein. Wie der Song am Ende klingt, weiss Rosso nicht im Vorhinein. Meistens sind es weder Themen, die ihn seit langem beschäftigen, noch die Muse, die ihn plötzlich überkommt und genutzt werden muss. «Ich kann mich einfach in meinem Musikzimmer einschliessen und meine Kreativität walten lassen», sagt er. Der leidenschaftliche Sänger und Gitarrist verlässt sich dabei voll und ganz auf Mechanismen – wohl auch, weil die Musik für ihn noch immer ein Hobby ist, das er ohne Druck ausüben kann. Mit den Texten verhält es sich ähnlich: Sie entstünden oft ebenfalls erst während dem Schreiben. Wieso sie auch dieses Mal alle in Mundart verfasst sind? «Wenn ich selbst Texte schreibe, dann muss das in der Muttersprache sein. So wie ich fühle, denke und träume.»
Ein Liebeslied für die Frau, eine Laudatio für Stiller Has
Die Songs werden seit letzter Woche einzeln und in einem Abstand von ungefähr zwei Wochen auf Spotify und allen anderen gängigen Streamingportalen veröffentlicht. Der erste von ihnen, der bereits zu hören ist, heisst «Milchris und Kompott»: «Im Song geht es einerseits tatsächlich um mein Bekenntnis zu diesem leckeren Gericht, andererseits handelt er aber auch von Einkaufsstress und Konsumzwängen», erklärt Rosso. «Unter dere Linde» ist ein Liebeslied an seine Frau, «Flückiger» heisst die Laudatio an den verstorbenen Sänger Stiller Has. Diese weicht im Stil – zumindest gesanglich – ein wenig vom Rock ab und enthält mehr Rap-Elemente. Aus gutem Grund: «Stiller Has war ein so wortgewaltiger Musiker, den man mit vielen Worten beschreiben muss – und es ist schwierig, so viel Text in eine anspruchsvolle Harmonie hineinzubringen.» «Gold und Silber» dreht sich um den fraglichen Schimmer und Glanz, der bei genauerer Prüfung oft als trügerisch blendender Schein entlarvt wird. Ein weiteres Lied heisst «Chalti Füess» – es thematisiert Zweifel und Rückzug nach zuvor gross geführter Klappe. In «Narzisse» geht es um «Neu-Rosen» und andere Blumen, «Zeppelin» widmet Rosso Led Zeppelin – einer seiner Lieblingsbands. «Inhaltlich geht es bei diesem Song um den wohligen Genuss, guten, alten Hardrock laut aufzudrehen und dabei die nachbarschaftlichen Verhältnisse möglicherweise etwas zu strapazieren.» Was uns zum letzten und achten Song «Krach» bringt: Er handelt von Streit, Missverständnissen und Versöhnung.
«Konkretes, greifbares Produkt eines kreativen Prozesses»
Rosso freut sich auf den Release seiner Songs. Doch ein kleiner Wermutstropfen bleibt: «Es ist eigentlich schade, dass Alben, Platten und CDs kaum mehr produziert werden.» Denn das eigene Album in den Händen zu halten oder das CD-Booklet durchzublättern sei für Musiker der physische Beweis dafür, ein Werk vollbracht zu haben. «Das konkrete, greifbare Produkt eines kreativen Prozesses eben», wie er es beschreibt. Doch die Digitalisierung in der Musik habe auch Vorteile. Rosso: «Die aufwändige und kostspielige Studioarbeit kann heute mehrheitlich umgangen werden. Meine neuen Songs habe ich in meinem kleinen Studio zu Hause in Seewis komponiert, arrangiert, getextet, aufgenommen, gemixt und gemastert. Musiziert wird selbstverständlich von Hand.»
Eine grosse Leidenschaft
Rosso ist sich gewohnt, alles selber zu machen, denn neben den Bands hatte er schliesslich immer seine eigenen Solo-Projekte. So kannte man ihn beispielsweise in den Nullerjahren als Rosso’s Jukebox – die erwähnte One-Man-Rockband, die an so mancher Hochzeit sowie vielen Firmen- und anderen Anlässen in der ganzen Schweiz, von Adelboden bis nach Zermatt, gebucht wurde. Auch hat er zwischendurch immer eigene Songs geschrieben. Trotzdem bleibt das Interpretieren und Covern von bekannten Songs, wie er es mit den Robbsters tut, eine grosse Leidenschaft von ihm. «Ich bin selber ein grosser Fan von guten Bands und guter Musik. Meine Lieblingssongs selber zu singen und an der Gitarre oder am Piano zu begleiten, macht mir einfach enorm viel Spass und Freude.» Apropos selber singen: Gibt es die neuen Songs denn auch live zu hören? So viel verrät Rosso bereits: «Wer weiss? Im Verlauf des Jahres habe ich auf jeden Fall vor, meine älteren Songs etwas aufzufrischen und weiterhin neue zu schreiben. Dann würde es tatsächlich genügend Material für ein Konzert geben.»
Seewis
29.01.2023
27.01.2023 11:38 Uhr
Rosso singt über Milchreis, Narzissen und kalte Füsse
Bild:
zVg
Der im Sarganserland bestens bekannte Musiker Rosso hat sein mittlerweile zweites Mundart-Album produziert. Der erste Song, «Milchris und Kompott», ist bereits auf den gängigen Streamingportalen zu hören.