Ein Begriff sinnbildlich für ein pragmatisches, ruhiges, bedachtes aber dennoch realitätsnahes Beurteilen und Umsetzen. Und genau dies prägt das Verhalten vieler Bürger:innen von Fläsch und ist dafür verantwortlich, dass in Fläsch «die Welt noch in Ordnung ist».
Politiker, nein danke
Nie im Leben hätte sich René Pahud in jüngeren Jahren vorgestellt, dass er jemals Gemeindepräsident sein würde. Als Ingenieur und dann als CEO in einem schweizerischen Industrieunternehmen war er sich zwar gewohnt im Umgang mit Menschen und mit Führungsaufgaben. Aber eben, in der Privatwirtschaft wird nach einer Projektierung schon bald in den Be-reich Umsetzung gewechselt. Immerhin, er stellte sich als Mitglied der Baukommission in der Gemeinde zur Verfügung, da diese Tätigkeit mit seinen Interessen in Einklang stand und er so, für ihn wichtig, seinen Beitrag zugunsten der Gemeinde leisten konnte. Und wie es so kommt, bald kam die Anfrage zur Wahl in den Gemeindevorstand. Natürlich, dies war erst der Anfang des Weges und nach einer beruflichen Zäsur im Jahr 2016, welche mit einer persönlichen Neuausrichtung ein-herging, liess sich René Pahud zum Gemeindepräsidenten wählen. Rückblickend und auch heute noch geltend sagt er, dass es ein Nachteil sei kein Fläscher zu sein, dass dies aber umgekehrt wiederum auch ein grosser Vorteil sei. So kann er unvoreingenommen an die Aufgaben im Gemeindevorstand herangehen und ist nicht historisch oder familiär gewachsenen Verbindlichkeiten und Verpflichtungen ausgesetzt. Er hat keine persönlichen oder finanziellen Abhängigkeiten innerhalb der Gemeinde und kann so frei von äusseren Zwängen seine Führungsaufgabe in und für Fläsch wahrnehmen.
Politiker, ja gerne
Auch wenn René Pahud klar zum Ausdruck bringt, er sei kein typischer Politiker, so ist seine Motivation, sein Engagement, sein Feuer zugunsten der Gemeinde sehr gut spürbar. Er sagt, dass er dieses Amt als geniale Aufgabe empfinde, in einer so kleinen Gemeinde etwas bewirken zu können. Und mittlerweile empfindet es gar als Vorteil, wenn in einem politischen Gefüge etwas nicht allzu rasch vorankommt. So hätte es doch auch immer wieder Situationen gegeben, bei welchen infolge des gemächlicheren Fortschreitens noch Projektverbesserungen möglich wurden. Für die kleine Gemeinde Fläsch sind Fusionsgedanken weit entfernt, zumal mir Pahud mit einem Augenzwinkern erklärt, dass dies aufgrund der geografischen Gegebenheiten ja eh nur mit Maienfeld möglich wäre. Aber die zwei Nachbargemeinden arbeiten so oder so dort eng zusammen, überall dort wo dies auch einen Sinn ergibt; sei es im Forst- und Werkbetrieb oder im Schulwesen wo das Miteinander vorzüglich funktioniere. 2022 konnte die Gemeinde den Baurechtsvertrag mit der 'Klinik Gut' für die Erstellung eines neuen Bettenhauses abschliessen. Allerdings sind die Diskussionen im Zusammenhang mit der Aufgabe von Rebbaugebiet, respektive einer Verschiebung der entsprechenden Anbaufläche noch nicht vom Tisch. Pahud erhofft sich immer noch eine positive Lösung zugunsten der Gemeinde. Vorausschauend ist, wie bei allen kontaktierten Gemeindepräsidenten, die aktuelle Ortsplanrevision ein Thema. Hier warten die Fläscher auch auf das Ergebnis der kantonalen Vorprüfung. Immerhin wurde in dieser Gemeinde bisher ja einiges richtig gemacht, beruht doch die Verleihung des Wakkerpreis im Jahr 2010 auf der vorangehenden Ortsplanung aus dem Jahr 2008. René Pahud macht sich aktuell Gedanken im Hinblick auf die Besetzung der Vakanz im Gemeindevorstand und stellt fest, dass ohne entsprechenden Ersatz kein einziger Fläscher Bürger in dieser Behörde Einsitz hat. Und da er selbst doch sehr aktiv und engagiert dieser Gemeinde vorsteht erscheint es ihm wichtig, im Hinblick auf seinen eigenen Rücktritt – welcher noch nicht gerade ansteht, solange ihn die Bürger noch als Präsidenten behalten wollen – auch diese Weichen möglichst frühzeitig stellen zu können. Zudem ist es für ihn wichtig, dass die Mittelbeschaffung für die Gemeinde mittelfristig gut abgesichert ist um Investitionen in künftig erforderliche Infrastruktur-aufgaben bereit zu haben. Und genau an dieser Stelle, wenn es als wichtig erscheint, soll der «alemannische Hausverstand» zum Tragen kommen.
Fläsch
17.01.2023
Der «alemannische Hausverstand»

Bild:
Peter Müller
Fläsch ist die nördlichste Gemeinde des Kantons und befindet sich im «Dreiländereck» Graubünden - St. Gallen - Liechtenstein. Vielleicht deshalb taucht während meines Gesprächs mit dem Fläscher Gemeindepräsidenten, René Pahud, der Ausdruck «alemannischer Hausverstand» auf.