So ist sie seit 2010 im Gemeindevorstand, damals für das Ressort Schule. Im Jahr 2018 verlor die Gemeinde den damaligen Präsidenten durch einen Unglücksfall und so war es naheliegend, dass die amtierende Vizepräsidentin die Nachfolge an-trat. Bei den Erneuerungswahlen 2019 stellte sie sich offiziell zur Wahl als Präsidentin, da sie sich der Sache und Verantwortung in der Gemeinde verpflichtet fühlte, nicht zuletzt auch, da innerhalb der Verwaltung noch anstehende Probleme zu lösen waren – sie wollte nicht einfach «davonlaufen».
Was ist so besonders an Furna?
Als Unterländer aus einer Grossstadt interessiert natürlich wie das geht, eine so kleine Gemeinde zu führen und auch die dazu erforderlichen Behördenmitglieder zu finden. Und warum haben die Furner nicht schon lange mit einer der umliegenden Gemeinden fusioniert? Ganz schnell spüre ich die Freiheitsliebe und das Streben nach Unabhängigkeit hier oben am Furnerberg. Furna ist eine typische und weitläufige Streusiedlung; und dennoch, wenn's ums Dorf geht ist ein grosses Zusammengehörigkeitsgefühl vorhanden. Hier oben vertraut man sich und es ist Verlass auf die Bevölkerung. Und diese Eigenheiten spürt auch die Gemeindepräsidentin als Unterstützung für ihre Arbeit. Cornelia Roffler empfindet eine gewisse Ohnmacht und Hilflosigkeit, wenn übergeordnetes Recht umgesetzt werden soll. Wie zum Beispiel bei der Problematik der Grossraubtiere und man nicht weiss, was man tun soll und wie man die betroffenen Personen unterstützen kann. Im Gegensatz dazu erhält sie betreffend Strommangellage eine genaue Beschreibung für ein kleines Detail, das nicht einmal existiert. Als weiteres Beispiel erwähnt sie die im Zusammenhang der Ortsplanungsrevision ergangene Aufforderung für verdichtetes Bauen, welches in dieser kleinen Bündner Gemeinde nun absolut keinen Sinn ergibt. Und aus diesen Schilderungen heraus spüre ich schon bald, dass sich ein weiteres Nachfragen wegen Fusionsplänen erübrigt. Die Furner sind selbstbewusste und eigenständige Leute und bisher konnte für alle Vakanzen in Behörden und Ämtern Personen gefunden werden, welche sich zum Wohl der Gemeinde engagierten. Eine politische Ausrichtung ist in Furna nicht wichtig, hier geht es ausschliesslich um Sachpolitik.
Furna gestern, heute und morgen
Angesprochen auf eine Rückschau ist für Cornelia Roffler ganz wichtig, dass die Corona-Thematik als Spaltkeil innerhalb der Gemeinde nun kein Thema mehr ist. Das Dafür und Dagegen habe in Furna immer wieder zu Diskussionen geführt, welche sie selbst als eher unangenehm und belastend, oft auch als trennend wahrgenommen hat, obwohl in Furna doch das Verbindende im Vordergrund stehen soll. Auch nicht ohne Nebengeräusche sind die Wirren um den Schulverband FFJS geblieben und die Furner sind froh, dass es nun im Verband weitergehen soll und sie hoffen auf eine einvernehmliche Lösung bei der Revision des Statuts. Und wie beinahe überall hier im Berggebiet sind Strassensanierungen ein kaum endendes Thema, nicht zuletzt auch in einer so weitläufigen Gemeinde wie Furna dies darstellt. In die nähere Zukunft geblickt sind Vorabklärungen im Zusammenhang mit der Erweiterung der Wasserversorgung zu treffen und im Hinblick auf die nicht mehr allzu weit entfernt liegende Pensionierung des Gemeindeförsters ist das Wie-weiter gut zu überlegen. Und wenn wir schon beim Forst sind, so erfuhr ich zum Schluss meines Gesprächs mit Cornelia Roffler fast beiläufig, dass im Frühjahr 2022 die Gemeinde Furna öffentlichkeitswirksam als diejenige ermittelt wurde, welche schweizweit mit 89 Prozent den höchsten Anteil an Nachhaltigkeit in Bezug auf die Erzeugung von Wärmeenergie aufweist.
Furna
14.01.2023
13.01.2023 07:18 Uhr
Reduktion der Gesetzesflut, gesunder Menschenverstand und mehr Autonomie für Gemeinden
Bild:
Peter Müller
Cornelia Roffler ist eine von zurzeit noch wenigen Gemeindepräsidentinnen im Einzugsgebiet dieser Zeitung. Sie hat nicht unbedingt ein politisches Amt gesucht, realisierte aber schon bald einmal, wenn eine so kleine Gemeinde wie Furna mit nur rund 200 Einwohner:innen selbständig bleiben will, so ist ein Engagement zugunsten der Gemeinde notwendig.