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Seewis
11.01.2023

Steht das Alpspektakel vor dem Ende?

Bild: Erwin Keller
Seit dem Ausscheiden von Hans Jegen als Präsident sucht der Prättigauer Bauernverein fieberhaft nach einer Person, bei der alle Fäden des Alpspektakels in Seewis zusammenkommen. Dies bisher noch ohne Erfolg, wie Georg Florin erklärt, dem langsam die Alternativen auszugehen scheinen.

Seit über 15 Jahren gehört das Prättigauer Alpspektakel zum Tal, wie das Amen zur Kirche. Zwischen 5000 und 7000 Personen aus aller Welt strömen Anfang Oktober nach Seewis und erleben dort, wie Tradition auf das Moderne trifft. Die zweitägige Veranstaltung ist nicht nur ein Schaulaufen für die lokalen Bauern, sondern auch eine enorm wichtige Werbemöglichkeit für die Alpwirtschaft, wie sie hier im Tal seit Jahrhunderten betrieben wird. Das Alpspektakel sei zudem ein wichtiges Instrument für den Tourismus, sagt Georg Florin, der mit dem Bauernverein Prättigau das Patronat bei dem Fest übernommen hat. «Von zehn Personen, die man am Alpspektakel trifft, sprechen sicher etwas drei bis vier nur Englisch. Für ein solches Zielpublikum, wie wir es jeweils in Seewis begrüssen dürfen, würde manche Tourismusorganisation viel Geld in die Hand nehmen. Ich, aber sicher auch die Bauern sind sich ganz sicher, dass viel vom Erfolg der Veranstaltung im Tal hängenbleibt.» Das Thema Alpkäse sei jeweils zentral und doch schaffen sie es laut Florin bei jedem Wetter ein Publikum hauptsächlich bestehenden aus Familien mit Kindern zu aktivieren, welches dann später auch Ferien im Prättigau mache. «Auch wenn die Käseverkäufe sich im überschaubaren Rahmen bewegen, vor allem der Alpabzug ist ein Publikumsmagnet sondergleichen. Da kann es sogar wie aus Kübeln regnen, für viele Familien hat das Verfolgen des Alpabzugs Tradition und sie ziehen sich, um den geschmückten Kühen zuzuschauen auch dem Wetter entsprechend an.»

17. Alpspektakel auf der Kippe
Doch nach dem Alpspektakel 2022 steht jetzt alles auf der Kippe. Nicht nur Hans Jegen ging als Präsident, auch bei der Festwirtschaft und bei den Finanzen klagt das Organisationsteam des Alpspektakels aktuell über Vakanzen. Intern habe er schon alles probiert, sagt Georg Florin. «Eine Woche nach dem 16. Alpspektakel gab es eine Sitzung mit allen vom Team, bei dem wir das Präsidium unterschiedlichen Personen angeboten haben. Für uns war nämlich sofort klar, dass ohne eine Person, die das Zepter übernimmt, das Alpspektakel im 2023 wohl abgesagt werden muss.» Obwohl dies niemand aus dem OK wolle, sei auch niemand direkt dazu bereit gewesen so viel Verantwortung wie Jegen zu übernehmen. Ein allfälliges Aussetzen der Traditionsveranstaltung sei auch nicht in Frage gekommen. «Das Alpspektakel ist die grösste Veranstaltung im Tal und die Sponsoren schätzen die Kontinuität. Ausserdem glaube ich, dass falls wir mal ein Jahr aussetzen, dass die Gefahr gross ist, dass das Alpspektakel gleich gar nicht mehr stattfindet.» Dies würden sicher viele Personen sehr schade finden. «Wenn wir jetzt gesehen hätten, dass jedes Jahr weniger Publikum nach Seewis kommt, wäre es ja so eine Sache, dass man über eine Absetzung diskutieren könnte, aber es ist wirklich so, dass die Erfolge da sind und wir alles daransetzen, dass es doch irgendwie funktionieren wird. Eine Absage wäre schade für das ganze Tal.»

Dringend Präsidentin/Präsident gesucht!
Hans Jegen habe viel gemacht für das Volksfest auf 937 Meter über Meer, sagt Florin. «Beschönigen muss man es nicht. Es ist wirklich viel Arbeit, welche da zumeist in der Freizeit verrichtet werden muss. Die Entlöhnung ist sicher auch da, aber reich wird man als Präsident des Alpspektakels sicher nicht.» Doch, da sie sich inzwischen jegliche Felle davonschwimmen sehen, seien sie durchaus auch für Kompromisse bereit. «Es muss nicht unbedingt ein Bauer oder auch nur eine Person Präsident sein. Wir sind offen für ein Co-Präsidium und bieten auch sonst überall Unterstützung an. Neben dem Bauernverein kann auch Hans Jegen seinen reichen Fundus weitergeben und auch Prättigau Marketing hat in der neuen Strategie prozentuale Unterstützung eingeplant.» Man sei somit nicht auf sich alleine gestellt, sondern erhalte Unterstützung von allen Seiten. «Wir suchen einfach eine Person, die das Zepter übernimmt und es schafft, die Leute zu motivieren. Wenn wir das bis Ende Januar nicht schaffen, haben wir alle Optionen ausgelotet und müssen das Ganze schweren Herzens abblasen.» Interessierte können sich direkt bei Georg Florin unter der Nummer 0796238473 oder 0814224716 melden.

Christian Imhof