«Ich bin schon ein bisschen stolz darauf. In Grüsch haben wir einfach eine ‘huara guati’ Stimmung», sagt Gemeindepräsident Marcel Conzett. «Das hat man beispielsweise gesehen, als die Sendung ‘Donnschtig-Jass’ bei uns zu Gast war. Unzählige Freiwillige aus allen Vereinen haben angepackt und dafür gesorgt, dass Grüsch von seiner besten Seite im TV präsentiert wird.» Der ganze Sommer durch gab es schönstes Wetter, doch als die Sendung am 18. August im Vorderprättigau gastierte, regnete es wie aus Eimern. «Das war schon ein bisschen schade, vor allem weil sich die Helferinnen und Helfer so ins Zeug gelegt haben, viele Leute dann aber nach der Hauptprobe wieder verschwunden sind. Durch das lausige Wetter wurde wenig konsumiert, was am Schluss für einen Verlust von 60'000 Franken sorgte.» Trotzdem würde Conzett das Experiment jederzeit wieder wagen. «Einerseits hat es gezeigt, wie in Grüsch zusammengehalten wird und andererseits sind 30'000 Franken vom Verlust eine Entlöhnung der Gemeinde an die Vereine, also im Prinzip nicht wirklich ein Verlust, sondern viel mehr eine Investition in die Zukunft.»
Ein Ort der Begegnung
Den Zusammenhalt der Grüscher Bevölkerung demonstriert hat aber im vergangenen Jahr nicht nur die Einsätze bei der SRF-Sendung. Am grossen Wahltag, den 15. Mai kam, ein wenig im Schatten der Schulverbandsaustrittsdiskussion der Schierser, der Ersatzneubau der Mehrzweckhalle mit einem Mehr von 704 Ja- zu 162 Nein-Stimmen durch, was Marcel Conzett als grosser Erfolg verbucht. «Im Vorfeld von dieser Urnenabstimmung haben die Befürworter mächtig Stimmung gemacht und man hat es im Werbevideo gesehen, dass das Thema alle betrifft, denn vom kleinen Kind bis zum Rentner haben sich alle für den Neubau ins Zeug gelegt.» Die neue Mehrzweckhalle soll neben mehr Platz vor allem auch ein Ort der Begegnung mitten im Dorf werden. «Wir wollen, dass Jung und Alt sich dort treffen und so auch Verständnis füreinander entstehen kann.»
Die Eishalle Grüsch im Fokus
Marcel Conzett ist ein Machertyp im Dienste der Bevölkerung, der lieber anpackt, anstatt mit seinem Amt als Gemeindepräsident anzugeben. «Ich behandle jeden Menschen gleich, bei mir kann man jederzeit einen Termin vereinbaren und ich glaube, dass wir mit dieser Politik auf Augenhöhe ganz gut fahren.» In der Tat sind in Grüsch im vergangenen Jahr mehr Probleme gelöst als geschaffen worden. Neben dem neuen Vita Parcours gab es eine Aufwertung der «Schwellena» und es wurde in eine Trinkwasserturbine investiert, die inzwischen fleissig Strom produziert. Einzig übriggeblieben aus dem vergangenen Jahr ist die Problematik mit der Eishalle, doch auch dort scheint sich eine Lösung anzubahnen. «Nach diversen Diskussionen mit den Regionen und den Gemeinden, wird das Thema im Februar an einer Präsidentenkonferenz diskutiert. Es geht dabei schon längst nicht mehr nur, um das Betreiben der Eishalle per se, sondern auch um die Zukunft des HC Prättigau-Herrschaft, vor allem um die Nachwuchsabteilung respektive um knapp 200 Kinder. Aber es ist sicher ein gutes Zeichen, dass die anderen Gemeinden sich auch Gedanken dazu machen.»
Mit voller Kraft voraus
Im 2023 habe die Gemeinde Grüsch einiges geplant. Neben der Überarbeitung des Abfallentsorgungskonzept, werde auch geplant viel Geld in die Sanierung des Wasser- und Strassennetzes, sowie der Seilbahn investiert, wenn die Bevölkerung dazu bereit ist. «Wir haben wirklich nichts zu jammern und aus diesem Grund schauen wir auch, dass es weiterhin so bleibt in Grüsch. Dazu gehören neben den ganzen Sanierungen auch der Bau von Photovoltaik-Anlagen und das Anschaffen von einer zweiten Trinkwasserturbine. So ist Grüsch für eine Energiemangellage gerüstet und könnte sich in der Not vielleicht sogar teilweise selber versorgen.» Zudem finde der Bahnhofsumbau in diesem Jahr seinen Abschluss und das lange schon angeschlagene Projekt «Mühli» werde endlich realisiert. Weiter stehe die Erschliessung des Gebiets Pussanal Zwy auf dem Plan und somit entstehen in Fanas ungefähr 65 neue Wohnungen, die auch für Jugendliche und junge Familien erschwinglich sind. Eben genau durch diese vielschichtigen Angebote für alle entsteht eine vom Alter bunt durchmischte Bevölkerung, die Marcel Conzett gerne als «zfriedani Lüt» bezeichnet.