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Klosters - Saas i.P. - Serneus
08.01.2023
06.01.2023 11:33 Uhr

Ein sauglatter Start ins Neue Jahr

Bild: Peter Müller
Nach zwei Jahren Corona-bedingtem Unterbruch fand am Nachmittag des 1. Januars 2023 der Neujahrsempfang und das mittlerweile traditionelle Hotschrennen auf dem Bahnhofplatz in Klosters statt. Einheimische und Gäste stossen bei diesem Anlass auf das neue Jahr an und wünschen sich «äs guäts Nüüs!». Das berühmte Hotschrennen fand dieses Jahr in einem neuen Format statt. Wie es bei einem Rennen üblich ist, kann auf die Schweinchen gesetzt werden und so gelangen dann die Siegerlose in eine Tombola-Verlosung.

Nachdem ich mich schlau gemacht habe was ein «Hotsch» ist, machte ich mich auf nach Klosters, um diese inzwischen traditionelle Veranstaltung zu besuchen. «Hotsch» ist ein typischer Prättigauer Ausdruck für ein Schwein. – Also, ich wollte rechtzeitig in Klosters sein und war mehr als überrascht, dass eine halbe Stunde vor Beginn des Anlasses bereits ein Gedränge auf dem Bahnhofplatz herrschte. Gesäumt war der Platz auf der Hotelseite mit diversen Festzelten und es duftete mehr als fein aus dieser Richtung. Immerhin konnte ich zu diesem Zeitpunkt die noch jungfräuliche, schneebedeckte Rennstrecke ins Visier nehmen, bevor mir der erste 'Röteli' offeriert wurde. Die 'Kaminfeger' des Damenturnvereins Klosters waren eifrig am Verteilen dieses köstlich mundenden Getränks. Aber auch viele andere Vereine und Gruppierungen boten den mehr als zahlreich anwesenden Schaulustigen Feines zum Genuss an: Biräbrot, Totenbeinli, Glühwein, Raclette, Gerstensuppe und einiges anderes mehr.

Etwas mehr Bewegung kam dann in die Menge, als die Hauptdarstellerinnen angeliefert wurden und ich war gespannt, wie dann das ganze vor sich gehen sollte. Auf dem ausgelegten Stroh fanden sich die acht Schweinchen schon bald wohl und suchten schnüffelnd in den Halmen nach noch vorhandenen Körnern.

Etwas zögerlich ging's dann allerdings noch beim Probelauf durch den Tunnel dem Ziel entgegen. Thomas Kessler, der Bauer und Züchter dieser Tiere musste mit seiner Glocke kräftig läuten, bis bei den Tieren etwas Rennfieber aufkam. Und so gingen dann vier Qualifikationsläufe und ein Finallauf über die Strecke, wobei die Tiere zunehmend forscher und vorallem schneller zur Tat schritten. Kein Wunder, wurden sie doch am Ziel mit einer Wanne, gefüllt mit feiner Schotte zum Verzehr belohnt.

Zwischen den Läufen nutzte ich die Gelegenheit, um von Thomas Kessler etwas mehr über das Rennen und vorallem die Vorbereitung mit den Tieren zu erfahren. Er sagte mir, dass dieser Anlass für die Tiere keinen Stress bedeute, was mit gemütlichem Grunzen und Wühlen im ausgelegten Stroh tierisch bestätigt wurde. Thomi achtet sorgsam darauf, dass es den Tieren gut geht und auch die Anmeldung und Bewilligung bei den entsprechenden kantonalen Amtsstellen zeigt, dass hier das Tierwohl auch im Vordergrund steht. Die Schweine leben auf dem Hof bei Thomi in einem Iglu und täglich übt er mit ihnen dreimal für diesen Tag. Es ist auch unschwer zu erkennen, wie sehr er mit seinen Hotschis verbunden ist. Kommt im Startgelände etwas Unruhe auf, so wird es schnell wieder still wenn Thomi hinzukommt und die Aufregung verschwinden lässt. Beim Gespräch mit ihm merke ich bald, wie gut er sich um seine Tiere kümmert und sehr darauf bedacht ist, dass es den 'Rennläuferinnen' des heutigen Anlasses gut geht.

Inzwischen ist auf dem Bahnhofplatz kaum noch ein Durchkommen und auch der Gemeindepräsident von Klosters, Hansueli Roth, benutzte die Gelegenheit, um den Anwesenden im Namen der Gemeinde ein gutes Neues Jahr zu wünschen. Zwischen den einzelnen Läufen unterhielten die Ländlerfründä Rinerhorn die Gästeschar mit ihren volkstümlichen Klängen und allmählich brach die Nacht herein und der Finallauf stand bevor. Die letzten Tombolalose fanden ihre Abnehmer und auch ich postierte mich wieder, um dieses Rennen nicht zu verpassen.
Das Starttor öffnete sich und Thomi kam kaum dazu mit seiner Treichel zu locken. In rekordverdächtigem Tempo machten sich die Schweinchen auf Richtung Ziellinie, und wie in den beiden Qualifikationsläufen setzte sich auch diesmal das «graue» Schweinchen durch.

Allerdings, etwas muss sicher noch ins Trainingsprogramm einfliessen: beim Versuch die Siegerin mit der besonders vorbereiteten Schärpe zu schmücken und ihr die entsprechende Ehre zukommen zu lassen, zeigte sich die Schnelligkeit und Wendigkeit dieses Tieres. Unter dem Gaudi des Publikums gelang es nur schwer dieses schöne blaue Band um den Rumpf des Hotsch zu befestigen! So hatte auch der Sponsor der Siegerin, Jean-Claude Huber vom Hotel Piz Buin, seine helle Freude, nicht zuletzt auch deshalb, weil sein Schwein an diesem Anlass zu Hochform auflief. Aber auch für andere, war dies nicht nur ein Neujahrsempfang – begehrenswerte Tombolapreise: eine Fahrt im RhB-Führerstand, ein Tag Skischul-Instruktion, ein VIP-Besuch an einem HCD-Spiel, ein Helikopterflug und noch vieles mehr fand stolze Gewinner anlässlich des Hotschrennens 2023.

Peter Müller