Als Maya Heusser mit ihrer Firma Bühnenreif und dem Musical «Küstenpfad» Anfang 2020 an den Start ging, war alles auf die Karte Musical zu setzten wohl nicht gerade die beste Idee. Denn in den zwei darauffolgenden Jahren war an eine Normalität in der Kulturbranche kaum zu denken. Und doch verfolgte die gelernte Lehrerin und Theologin ihren Weg, auch wenn der den Kompromiss beinhaltete, mal eine Weile als Jeansverkäuferin zu arbeiten. Dieser Wille, dem Publikum trotz allem ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern, könnte ihr jetzt dann zu Gute kommen, denn laut ihr könnten die Nachwehen der Pandemie auch noch 2023 zu spüren sein. «Ich denke, dass die Grossen sicher keine Probleme haben werden, schwieriger wird es für die Kleinen, die sicher einen etwas längeren Atem brauchen.»
Faszination Musicals
«Eden now» ist bereits das fünfte Musical aus der Feder der Kreativen. Zu dieser Kunstform gekommen ist Heusser erst relativ spät, nämlich vor acht Jahren mit 40. «Ich hatte die Möglichkeit früh mit sehr versierten Persönlichkeiten zusammenzuarbeiten und durfte für eine grosse Kirche drei Musicals inszenieren. Ich konnte da wirklich viel lernen und habe dann den Mut gefasst, es komplett selber auf die Beine zu stellen.» Ob die drei Musicals mit Laien oder die zwei mit Profis, die Motivation sei die gleiche geblieben. «Der Gedanken Leute zu fördern ist zentral. Das hat mir die Freikirche mitgegeben und das ist etwas, was ich auch bei ‘meinen’ Leuten versuche umzusetzen.» Die Besetzung ihres neuen Stücks sei ähnlich wie die von «Küstenpfad», aus gutem Grund. «Bei Musicals ist nicht nur der Terminkalender der Darsteller:innen, sondern auch das Zwischenmenschliche massgebend.» Bei «Eden now» werde mit der grossen Kelle angerührt. Heusser ist begeistert, dass wieder so viele spannende Personen mitgewirkt haben bei ihrem neuen Stück. «Es ist schon sehr cool, mit Liveband zu arbeiten, die dann auch noch aktuelle Musik spielt. Zudem wurde bei dieser Produktion der Titelsong und die Filmmusik komponiert von Patric Scott. Es stehen professionelle Musicaldarsteller:innen auf der Bühne, die eine spannende Geschichte vortragen und Figuren darstellen, die so alltäglich sind, dass sie unsere Nachbarn sein könnten und die Mischung aus Live und Film.»
Glauben bedeutet was
Die Musicals der 48-Jährigen sind nur schwer zu vergleichen mit Produktionen wie «Phantom der Oper» oder «Cats», da sie ihre Figuren nicht jeden Dialog intonieren lässt. «Ich glaube, dadurch, dass ich durch das Machen gelernt habe und nicht ein Studium in diesem Bereich absolviert habe, habe ich ein wenig einen anderen Zugang zur Materie, der auch bei Personen ankommt, die sonst nicht direkt in jedes Musical springen. Mir ist es ausserdem ziemlich wichtig, dass meine Figuren natürlich wirken.» Zentral in den Geschichten von Maya Heusser ist immer das Thema Glauben. Dies begründet sie dadurch, dass sie nur über Dinge schreiben kann, die ihr auch etwas bedeuten. Bei ihren Darstellerinnen und Darsteller spiele sie immer mit offenen Karten, denn es bringe nichts, wenn jemand etwas spiele, was ihr oder ihr nicht entspreche. Auch abseits der Bühne ist sie Vorstandspräsidentin der reformierten Kirche Schiers und bei der Kirchenregion Prättigau zuständig für das Bewirtschaften der sozialen Medien, was zeigt, dass sie stets mit Anliegen beschäftigt, die ihr am Herzen liegen. Heusser findet, dass die Abgrenzung zwischen den Denominationen heute schon etwas überholt ist. «Wenn man den Glauben Ernst nimmt, findet man zueinander. Und ich glaube, nur gemeinsam haben wir zukünftig eine Chance.»
Ein Spektakel auf zwei Ebenen
Das neue Musical «Eden Now» lebe wie bereits «Küstenpfad» von der Mischung aus Musik, Schauspiel und Filmelementen. Während beim Vorgänger die Geschichte auf der Bühne und im Film sich chronologisch weiterliefen, fährt das neue Produkt eine andere Strategie. «Es gibt bei ‘Eden now’ zwei Ebenen. Die Bühnenebene spielt im Alltag, die Filmebene in der Phantasiewelt des Buches der Weisheit.» Die Filmaufnahmen des Projekts fanden in Afrika statt, was nicht dem Zufall geschuldet sei, wie Maya Heusser erklärt. «Mein Mann und ich haben selbst vier Jahre in Kenia gelebt und als Sozialpädagogen gearbeitet. Als ich am neuen Stück geschrieben habe, kamen mir dann plötzlich wieder diese perfekten lokalen Begebenheiten in den Sinn. So kam es, dass jetzt auch das Publikum auf eine Reise mitgenommen wird.» Was es mit dem Buch der Weisheit auf sich habe und wie es zur Bildung einer Selbsthilfegruppe beigetragen habe, sei schwierig zu erklären. Man müsse es fast selbst erlebt haben. Gelegenheit dazu gibt es neben der Premiere an Silvester auch im neuen Jahr an rund zehn verschiedenen Veranstaltungsorten. Das grosse Heimspiel von Heusser und ihrem Team findet dann am 3. Februar 2023 in der Katholische Kirche Schiers statt.