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Untervaz
04.12.2022
02.12.2022 13:01 Uhr

«Die Spielgruppe sollte man nicht unterschätzen»

Bild: zVg
In Untervaz haben die beiden Spielgruppenleiterinnen Katja Hedinger und Evelin Ragazzoli im Frühjahr den «Eltern-Kind-Verein» gegründet. Mit diesem, treten sie nun erstmals in die Öffentlichkeit und wollen in den nächsten Jahren so einiges bewegen in der Gemeinde.

Das «Zwergahuus» im katholischen Kirchgemeindehaus in Untervaz ist ein Ort, der automatisch ein wohliges Gefühl vermittelt. Der Raum voller Spiel-, Bastel- und Verweilmöglichkeiten ist wie eine grosse Blase, weit weg von der Leistungsgesellschaft und dem täglichen Stress. Hier hängen keine Uhren und die entspannte Atmosphäre, die für die Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren gezaubert wird, könnte durchaus bei einigen Erwachsenen nostalgische Gefühle wecken, denn man wird automatisch an die eigene Kindheit erinnert.

Unterstützend für das Schulsystem

«Die Spielgruppe wird von insgesamt fünf Leiterinnen betrieben», sagt Katja Hedinger. «Evelin und ich sind zwei davon. So haben wir die Möglichkeit im Zwergahuus am Montag, Mittwoch und Freitag, sowie am Dienstag und Donnerstag im ‘Zwärgawald’ Spielgruppe geben zu können.» Obwohl die Kinder der beiden gelernten Verkäuferinnen schon aus dem Spielgruppenalter draussen sind, haben sie sich vor ein paar Jahren für diesen sinnstiftenden Ausbildungsweg entschieden. «Es ist lässig mit Kindern zu arbeiten und es gibt einem echt viel zurück», sagt Evelin Ragazzoli. «Hier können die Kids erstmals ohne Eltern soziale Kontakte knüpfen und bei Spiel und Spass kreativ sein.» Die Chancen dieses unbeschwerten, spielerischen Lernens wird hin und wieder in der Gesellschaft nicht so ganz wahrgenommen, da die Spielgruppe eine Institution ist, die von privater Hand geführt wird und nicht direkt am Bildungssystem angeschlossen ist. Zu Unrecht, wie Katja Hedinger sagt. «Die Spielgruppe ist wichtig, da hier die Kinder ohne Leistungsdruck einfach frei miteinander spielen können. Viele lernen hier flüssiger sprechen, wie man teilt, wie man miteinander umgeht und so weiter, unabhängig von Herkunft und Religion. Zudem ist es auch für die Eltern eine Erleichterung. Viele Kinder, die in der Spielgruppe waren, sind nachher offener im Kindergarten und der Schule. Deshalb sollte man die Wirkung der Spielgruppe nicht unterschätzen. Das «Zwärgaland» mit knapp 50 Kinder sei ausserdem eine «Bisch fit?» Spielgruppe, in der für gesunde Ernährung und Bewegung sensibilisiert werde, sagt Katja Hedinger. «Beim Znüni wird jeweils ausprobiert und miteinander geteilt. Dann kann es durchaus auch mal vorkommen, dass ein Kind, welches vorher noch keine Früchte gegessen hat, plötzlich auf den Geschmack kommt und auch zuhause mal zu fruchtigen Lebensmitteln greift.»

Mehr zusammen
In der Spielgruppe wird jedes Kind individuell nach seinen Fähigkeiten gestärkt und unterstützt. Kindern mit speziellen Bedürfnissen können frühzeitig erkannt und wenn nötig an die richtigen Stellen vermitteln werden. Katja Hedinger und Evelin Ragazzoli schätzen die konstruktive Zusammenarbeit mit der Gemeinde sehr. So wurde zum Beispiel auf Anfrage ein Unterstand vom Forstteam im «Zwergawald» gebaut, damit bei Regen ein Unterschlupf für die Vazer-Kinder zur Verfügung steht. Katja Hedinger ist zuversichtlich, dass auch der gute Kontakt zum Schulwesen eine Bereicherung für beide Seiten ist. So wurden die Spielgruppenmitarbeiter zu einem Vortrag der Logopädie eingeladen und können nun mit Tipps und Tricks bereits bei den Kleinsten spielerisch sprachlich etwas bewegen. Im nächsten Jahr steht beim ELKI-Verein einiges auf dem Plan, um auf die Wichtigkeit der Spielgruppe aufmerksam zu machen. Es werde sicher mal einen Eltern-Kind-Treff, eventuell einen Flohmarkt oder ein grosses öffentliches Basteln für alle geben. Dies könnte dann auch die Erwachsenen wieder daran erinnern, wie schön und unbeschwert die Kindheit war. Die Spielgruppe darf ein Ort bleiben, an dem die Kinder wirklich Kinder und ohne Leistungsdruck sein können. Nun gilt es die Leiterinnen zu würdigen, welche sich genau dafür einsetzen.

Christian Imhof