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Gesundheit
02.12.2022

Pflegenachwuchs auf TikTok ansprechen

Bild: zVg
Die Spitex und Pflegeheime Graubünden setzen seit neustem auf die Social Media Plattform TikTok. Auf der Plattform vermitteln Videos mit Lernenden aus verschiedenen Betrieben der Langzeitpflege einen Einblick in ihren Schul- und Berufsalltag. Damit sollen insbesondere Ausbildungsinteressierte erreicht werden und ein realistisches Bild des Pflegeberufs vermittelt werden.

Nachwuchsförderung steht im Fokus 

Der Pflegefachmangel stellt auch die Bündner Gesundheitsbranche vor grosse Herausforderungen. Eine besonders wichtige Rolle kommt deshalb der Ausbildung von eigenem Nachwuchs zu. Im Kanton Graubünden sind jährlich gut 150 Lehrstellen im Bereich Pflege zu besetzen. Der Branche gelingt es jedes Jahr, für die Lehrstellen geeignete Kandidaten zu finden, obwohl die Zahl der Schulabgänger immer kleiner wird. Man spricht von den geburtenschwachen Jahrgängen. Damit dies weiterhin gelingt, bewerben die Betriebe proaktiv ihr Lehrstellenangebot. 

Keine falschen Vorstellungen 

Bei der Rekrutierung der Lernenden ist etwas besonders zentral: Die Lehrstellen sollen mit Personen besetzt werden, die wirklich in den Beruf passen und für die Ausbildung geeignet sind. «Lehrabbrüche sind unbedingt zu vermeiden. Sie sind für alle Beteiligten mit viel Aufwand und Frust verbunden» erklärt Veronika Reichenbach, Ausbildungsverantwortliche in den Pflegeheimen Glienda in Andeer und Envia in Alvaneu. «Deshalb ist die Selektion entscheidend. Der Pflegeberuf ist sinnstiftend, abwechslungsreich und anspruchsvoll. Dazu muss man das nötige Rüstzeug mitbringen». Neben der Selektion kommt der Berufskommunikation grosse Bedeutung zu. Die Spitex und Pflegeheime Graubünden haben sich zum Ziel gesetzt, ein realistisches Pflegeberufsbild zu vermitteln. Dazu gehört, mit falschen Vorurteilen aufzuräumen und die positiven, aber auch herausfordernden Seiten des Berufs zur Sprache zu bringen. Dazu bewirtschaften sie neben anderen Aktivitäten seit neustem einen eignen TikTok-Kanal. 

Von Peer zu Peer 

«TikTok ist ein Kanal der Jungen. Sie sprechen ihre eigene Sprache» sagt Monika Schnoz von kommunikationsART, verantwortlich für die Kommunikation von Spitex und Pflegeheime Graubünden. «Deshalb lassen wir in den TikTok-Videos Lernende zu Wort kommen». Welche Themen angesprochen werden und auch was dazu gesagt wird, entscheiden die Lernenden selbst. Für die Ideenfindung und Produktion wurden mehrere Teams aus Lernenden und ihren Ausbildungsverantwortlichen gebildet. «Es macht mir grosse Freude, meinen Beruf auf TikTok vorzustellen. Ich bekomme viele positive Rückmeldungen aus meinem Betrieb, aber auch meinem privaten Umfeld dazu», sagt Samira Blumenthal, FaGe-Lernende im Altersheim Jenaz von der Flury Stiftung im Prättigau. 

Eine halbe Million Views 

Seit August ist der TikTok-Kanal nun live. Innerhalb dieser kurzen Zeit konnten rein organisch rund eine halbe Million Menschen erreicht werden. Die Videos werden wöchentlich auf https://www.tiktok.com/@spitex_pflegeheime veröffentlicht und weisen im Schnitt knapp 30'000 Views auf. Das bis anhin erfolgreichste Video zum Arbeitstag einer Lernenden wurde rund 165'000 Mal angeschaut. «Die Authentizität spielt eine wichtige Rolle. Alle Lernenden erzählen aus ihrer Perspektive ohne vorgegebenes Skript – so repräsentieren sie den Beruf optimal und sorgen für viel Wiedererkennung», sagt Noah Zygmont von der beauftragten TikTok-Agentur FINNA. «Der Start ist unserer Meinung nach geglückt. Wir sind sehr zufrieden mit den Zahlen und auch den Rückmeldungen zu unseren Videos», ergänzt Schnoz. «Besonders erfreulich sind die vielen Interaktionen auf dem Kanal. Bereits mehrfach wurde nach offenen Lehrstellen gefragt». 

Pressedienst