Als Martin Bundi im Jahr 1985 zum Nationalratspräsidenten gewählt wurde, war sein Namensvetter Martin Candinas fünf Jahre alt. Nun tritt der 42-Jährige nach 37 Jahren dessen Nachfolge im Bundeshaus an. Der Mitte-Politiker Candinas erhielt heute zu Beginn der Wintersession 181 von 188 gültigen Stimmen und wurde zum Präsidenten des Nationalrats für die Amtsdauer 2022/2023 gewählt.
Damit steht seit 1848 zum 6. Mal ein Ratsmitglied aus dem Kanton Graubünden an der Spitze des Nationalrates. Die Vorgänger von Candinas hiessen Andreas Rudolf von Planta (1865/66), Andreas Bezzola (1885/86), Alfred von Planta (1913/14), Joseph Condrau (1956/57) sowie der anfangs erwähnte Martin Bundi (1985/86). Mit Martin Candinas bekleidet bereits der dritte Bündner aus der Surselva dieses ehrenvolle Amt.
Botschafter der rätoromanischen Sprache
Candinas versteht sich als Botschafter und Vertreter Graubündens und insbesondere der rätoromanischen Sprache im Bundeshaus. Das Präsidialjahr will der gelernte Sozialversicherungsfachmann demnach auch nutzen, um die Sprachendiskussion voranzutreiben, wie er mitteilt: «Die Vielfalt der Schweiz mit ihren vier Landessprachen liegt mir sehr am Herzen.» Weiter sind dem dreifachen Familienvater die Anliegen der Berggebiete sowie des Tourismus besonders wichtig.