Man schrieb das Jahr 1972 als mit Jöri Bardill und Hans Joos zwei kletterbegeisterte Schierser Mitglieder des SAC Prättigau die Vision hatten, zusammen mit Gleichgesinnten den Kletterclub Rätikon (KCR) aus der Taufe zu heben. Vital Eggenberger, Joos Flütsch, Tomi Grass, Ueli Hew, Andres Meier, Peter Müller, Ueli Jenny und Bruno Sprecher folgten ihrem Aufruf und bildeten zusammen das Gründungsteam. «Wer in den KCR aufgenommen werden wollte, musste sich zuerst als Kandidat bewerben und mindestens drei schwierige, klassische Rätikon-Klettertouren vorweisen können», erinnert sich Gründungsmitglied und Ex-Präsident Vital Eggenberger. Der Sohn eines St. Antönier Grenzwächters weiss, wovon er spricht: Nachdem er zusammen mit Joos Flütsch die Kletterleidenschaft entdeckt hatte, trug er in den Siebziger- und Achtzigerjahren mit zahlreichen Erstbegehungen massgeblich dazu bei, im Rätikon neue Kletterrouten zu erschliessen und einzurichten. Im Jahr 2002 wurde er von der Bündner Regierung anlässlich des internationalen Jahrs der Berge dafür mit einem Anerkennungspreis geehrt.
Pardutzerhütte als «Basecamp»
Die Kirchlispitzen fristeten bis dahin zwischen der Schesaplana und der Drusenfluh und Sulzfluh eine Art Schattendasein. «Vermutlich, weil es zwischen der Schesaplanahütte und Carschinahütte für einen direkten Zustieg keine Übernachtungsmöglichkeit gab», erklärt Eggenberger. Das änderte sich schlagartig, als der KCR im Jahr 1973 von der Gemeinde Grüsch die ehemalige «Polenhütte» im Pardutz (heutige Pardutzerhütte) übernehmen, ausbauen und betreiben konnte. «Von dort aus wurden in den Kirchlispitzen dann zahlreiche neue Routen erschlossen – von klassischen Routen entlang von Verschneidungen bis hin zu Routen über Felsplatten und Überhänge wie Silbergeier, Hannibals Alptraum, etc., die heute zu den schwierigsten und bekanntesten der Welt zählen.» Nebst illustren Cracks wie Beat Kammerlander, etc. wurden diese Routen übrigens auch von der Prättigauerin Nina Caprez als erste Frau der Welt durchstiegen (P&H berichtete). Die Pardutzerhütte am Fusse der Kirchlispitzen und des Schweizertors wird heute noch vom KCR unterhalten und betrieben und bei Bedarf interessierten Kletterern zur Verfügung gestellt (Schlüssel beim Hüttenwart anfordern).