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GV des Bündner ÄlplerInnenvereins

Bild: Älplerverein
Viele ÄlplerInnen, Alpmeister und an den Bündner Alpen Interessierte freuten sich auf die GV am 5. November 2022 in Pany. Das Programm mit anschliessender Abendunterhaltung und Filmpräsentation «Im Reich des Steinadlers» tönte spannend und einladend.

Gestärkt durch einen liebevoll zubereiteten Apéro gestiftet von der Gemeinde Luzein, begrüsste uns Gemeindepräsident Christian Kasper sehr herzlich. Luzein, eine fusionierte, weiträumige Gemeinde ist vor allem landwirtschaftlich und touristisch geprägt. Die dritte Melioration ist noch im Gang, wichtig der Strassenbau. Dieser ermöglicht es, die Wiesen in St. Antönien bis hoch hinauf zu bewirtschaften und so die Kulturlandschaft zu pflegen. Der Wasserleitungsbau gerade in einem so trockenen Sommer ist von grosser Bedeutung. Wasser ist genug da, nur muss es auch sauber und sicher zum Endverbraucher fliessen können. 4 grosse gut funktionierende Kuhalpen gehören zur Gemeinde und natürlich auch Mutterkuh- und Jungviehalpen.

Tradition ist bedroht
Nach einem Grusswort unserer Präsidentin Christa Buchli, gibt sie das Wort weiter an Regierungspräsident Marcus Caduff. Er überbringt uns ÄlplerInnen einen grossen Dank der Regierung für die geleistete Arbeit dieses Alpsommers. Trockenheit, aber nicht zuletzt die grosse Wolfspräsenz ging an Psyche und Nerven der ÄlplerInnen. Froh waren alle, als endlich einige schadstiftende Wölfe aus den immer zahlreicher werdenden Rudeln abgeschossen wurden. Ohne Regulation ist die Alpwirtschaft, ein Teil unserer Lebensgrundlage und wichtige Tradition in unserem Kanton sehr bedroht.

Schaukäsen stösst auf grosses Interesse
Speditiv führt nun unsere Präsidentin durch die Jahresversammlung. Erfreulich können dieses Jahr 22 Neumitglieder mit grossem Applaus aufgenommen werden. Der Jahresbericht unserer Präsidentin lässt das vergangene Vereinsjahr mit seinen Höhen und tiefen nochmals aufleben. Wie viele Stunden und Sitzungen hat Christa wegen der zermürbenden Wolfsproblematik aufgewendet! Daneben unsere Anliegen in Kommissionen und Versammlungen eingebracht. Auf offene Ohren stösst sie immer, der Verwaltungsapparat arbeitet für uns leider zu langsam. Schaukäsen in Ilanz und Seewis stösst auf grosses Interesse. Mit grosser Leidenschaft und Einsatz wird feiner Alpkäse produziert. Die zweitägige Vereinsreise ins Bernbiet / Öschinensee war sicher einer der freudigsten Höhepunkte neben dem grandiosen Auftritt unseres Kantons an der OLMA. Der Festumzug, mit Beteiligung vieler ÄlplerInnen durch die Massen von Schaulustigen in St. Gallens Hauptstadt, bleibt unvergesslich.

Arbeit des Vorstandes gewürdigt
Die ordentlichen Wahlen standen an. Danke Christa, dass du dich weiter als Präsidentin für uns ÄlplerInnen einsetzt. Da Vorstandsmitglied Urs Buchli (Senn Alp Sattel) nach 16 Jahren leider demissioniert hat, fand der Vorstand mit Anna Andrea Willi eine flotte Nachfolgerin. In Globo wurden alle gewählt – vielen Dank. Rebecca Gmür ist bereit, für den demissionierenden Rechnungsrevisor Jürg Mark das Amt als Revisorin zu übernehmen. Andres Conzett geht mit uns die neuen, angepassten Statuten effizient durch. Mit kräftigem Applaus wird diesen zugestimmt und damit auch die grosse Arbeit des Vorstandes gewürdigt. Wie jedes Jahr müssen die Änderungen bei den Richtlöhnen noch vom Vorstand Bauernverband gutgeheissen werden. Wir publizieren sie dann im Bündner Bauer.

Alpmeister 2022
Mit Spannung werden immer die Ehrungen der Alpmeister 2022 erwartet. Dieses Jahr kommt der Alpmeister Milchviehalp aus dem Valsertal, von Lunschania. Seit 45 Jahren ist Martin Albin mit Leib und Seele für die Alp Rischuna (60 Kühe und 11 Schweine) auf 1950 M.ü M zuständig – und dies zu Fuss! Keine Strasse führt da hinauf, nur eine Transportseilbahn. Die 3.5 km und 800 Höhenmeter zur Alphütte hat er somit unzählige Male schon zurückgelegt. Trotzdem setzt er sich seit 1978 dafür ein, dass zu Alpbeginn die Hütte geputzt und die Betten bezogen sind! Aluis Defuns aus Brigels ist Alpmeister 2022 der Galtviehalpen. Er ist seit 18 Jahren für die Alp Tschegn Dado mit 220 Weidefläche und 4 Stafeln zuständig. Sie wird mit ca. 210 Tieren bestossen: Kälbern, Mesen, Rindern, Galt- und Mutterkühen mit Kälbern. Er organisiert Gemeinwerk, Unterhalt der Alphütten und der 18 Tränkestellen. Zaunmaterial, Holz, Gas, Viehsalz und Tierapotheke sind immer zu Alpbeginn bereit, wenn er das Personal einführt. Vielen Dank euch beiden für eure Alpleidenschaft. Urs wurde mit einer geschnitzten Älpleruhr für seinen Einsatz fürs Alpwesen gewürdigt. Seinem Vorsatz: als Senn soll man nach 8 Jahren die Stelle wechseln, sonst wird man zum «gewohnten» Inventar, ist er im Vorstand untreu geworden! Herzlichen Dank für deine zwei Mal acht Jahre.

Risse haben sich verdoppelt
Bauernpräsident Thomas Roffler dankte allen für die tolle Organisation der GV und dem Vorstand für den unermüdlichen Einsatz. Das leidige Thema Wolfrisse lässt auch ihn nicht kalt. Den Wolf aus einer Region verjagen nützt nichts, er treibt sein Unwesen dann nur in einer anderen. Ohne Regulierung geht es nicht. Lösungen müssen bald reifen. Herr Puorger hat uns die amtlichen Zahlen der Wolfsrisse 2022 Stand 1. Nov. zugestellt. 472 Schafe, sechs Ziegen, sechs Rindvieh (Zwei frischgeborene Kälber, zwei ca. 8 Mt. alte und zwei Mutterkühe) ein Lama. Elf Tiere konnten nicht zugewiesen werden. Total sind dies 485 Nutztiere, Vorjahr 242! Die Zahlen haben sich verdoppelt. Der Herdenschutz ist aufs Maximum hochgefahren, trotzdem so viele Risse! Unsere Alpwirtschaft kann so nicht funktionieren – dafür müssen wir alle kämpfen. Mit diesen Worten schliesst Christa die offizielle Versammlung.

Alp Fremdvereina vorgestellt
Peeg Salzgeber, der durch den ganzen Anlass führte, stellte uns verdankenswert auf sehr spannende Weise die Alp Fremdvereina vor. Im 1202 ha umfassenden Gebiet liegen 480 ha Weidegebiet mit 400 Alpstössen, dass schon sehr lange den Gemeinden Jenaz (85), Küblis (100), Luzein (115) und Saas (100) gehört. Viel früher musste der beschwerliche Weg über den Flülapass vorbei an den Jöriseen zum Auftrieb genutzt werden, da die Klosterser die «Fremden» nicht durchliessen. Später wurde ihnen erlaubt das Vieh, via Monbiel auf die Alp zu treiben. Auflage war aber, 1 Treiber auf 10 Tiere. Das Vieh musste «geknebelt» sein, damit rechts und links ja kein Halm gefressen werden konnte. Jede Gemeinde stellte ein Hirten. Weidschauer beschlossen damals den Alpauf- und Abtrieb. Im Jahr 1925 wurde die Alphütte erstellt für 6092 Franken. Die Löhne der Arbeiter auf der Abrechnung sind alle unter Fr. 2.- pro Stunde! Gespannt lauschten wir den Ausführungen von Peeg aus vergangenen Zeiten! Nach dem feinen Nachtessen, dass uns die Landfrauen von Pany servierten, durften wir uns am feinen Jodelgesang der Schüpferimeitli erfreuen. Mit den Wipptolern Plattlgitschen hätten wir wohl nicht mithalten können. Gewaltig die roten Oberschenkel und Ausdauer! Im erstmals gezeigten Film: Im Reich der Steinadler, vom Walliser Fotografen Urs Biffiger, konnten wir an selten gesehenen Naturschauspielen im Alpentierreich teilhaben. Bis weit in die Morgenstunden spielten die jungen Pseirer lüpfig auf. Ganz herzlichen Dank allen!

Käthi Stucki