Diese zwei Sätze lesen Sie, wenn Sie die Homepage von Forst Madrisa besuchen (forstmadrisa.ch). Hinter diesen Zeilen steht ein, für die beteiligten Gemeinden, wesentlicher Zweckverband. In diesem Beitrag möchte ich Ihnen die Hauptaufgaben dieser Organisation und dann insbesondere den Bereich «Naturgefahren» etwas näherbringen.
Die Organisation
Die Gründung des Zweckverbands «Forstbetrieb Madrisa» wurde in Zusammenarbeit mit verschiedenen Projektgruppen aufgegleist und nach Zustimmung der beteiligten Gemeinden per 1. Januar 2016 gegründet. Die gemeinsamen Synergien zu nutzen und die Prozesse zu optimieren war und ist eines der wichtigsten Ziele. Mit fünf erfahrenen Förstern und einem schlagkräftigen Forstteam wird grosser Wert auf eine koordinierte Bewirtschaftung der grossen Waldfläche gelegt. Auch bietet der Betrieb einen interessanten Ausbildungsplatz für Forstwartlehrlinge. Seit Jahren bewegen sich die Forstbetriebe schweizweit in einem herausfordernden Umfeld. Zum einen hat sich der Holzmarkt in den letzten Jahrzehnten massiv zu Lasten der Waldbesitzer verschlechtert, zum anderen steigen die Anforderungen aufgrund der Klimaerwärmung. So häufen sich Extremereignisse wie Stürme und Trockenheit und es zeichnet sich leider ab, dass Naturgefahren wohl auch in unseren Gebieten zunehmend vorkommen werden.
... und nun?
Indem die einzelnen Verbandsgemeinden teilweise auf ihre Eigenverantwortlichkeit verzichteten, haben sie sich im Gegenzug einige wesentliche Vorteile geschaffen. So sind nun Stellvertretungsregelungen im grösseren Verbund sichergestellt und durch den mehrköpfigen Personalkörper ist auch ein viel grösseres Fachwissen beisammen. Neben der traditionellen, hoheitlichen Gebietszuteilung der Förster ist neu in diesem Betrieb auch eine gleichzeitige Funktionszuteilung eingerichtet. Das Leitungsteam ist neben der Betriebsführung auch für die Bereiche biologische Produktion, technische Produktion, Holzverkauf und Logistik sowie Naturgefahren verantwortlich. Das Forstteam erledigt sämtliche Arbeiten, welche in einem typischen Gebirgsforstbetrieb anfallen, und bildet jährlich einen Lernenden aus. Das beachtliche Arbeitsvolumen wird durch externe Unternehmer je nach Bedarf unterstützt oder ausgeführt.
Als weiterer Pluspunkt kann sicher die gestärkte Marktposition erwähnt werden. Aufgrund der deutlich höheren Nutzungsmenge im Verband können mit den Holzabnehmern und Kunden gute Bedingungen ausgehandelt werden. Dies bewährt sich gerade in Krisensituationen, wie zum Beispiel nach dem Sturm «Burglinde» im Jahre 2018.
Naturgefahren
Am Beispiel St. Antönien ist eindrücklich zu erfahren, was der Aufgabenbereich «Naturgefahren und Projekte» beinhaltet und worauf er basiert. Als im frühen 14. Jahrhundert die Walser die Gegend um St. Antönien besiedelten, gewannen sie durch Waldrodungen Baumaterial und ebenso Land zur Bewirtschaftung. Allerdings zerstörten sie dadurch auch wichtige Bestände des Schutzwaldes, und so kam es dazu, dass bereits 1480 ein erster Bannbrief zum Schutz des Waldes erlassen wurde. Dennoch erlebte St. Antönien immer wieder schwere Lawinenunglücke; erwähnt sei hier dasjenige von 1935, bei welchem sieben Menschen den Tod fanden. Aber auch das Ereignis im Lawinenwinter von 1951, welches zwar glücklicherweise nur ein Todesopfer forderte, aber 42 Gebäude beschädigte oder zerstörte und 50 Stück Vieh zu Tode brachte, ist bei der älteren Generation immer noch in lebhafter Erinnerung.
Dieses Ereignis war es dann auch, welches zur Erstellung der, zur damaligen Zeit für die Schweiz, grössten Lawinenverbauung am Chüenihorn und am Tschatschuggen führte. Während Jahren wurden diese Verbauungen erstellt und auch laufend immer wieder verbessert und erneuert.
Ich hatte die Gelegenheit, mit einem Zeitzeugen zu sprechen. Hans-Peter Roth war damals in der Lehre im Forschungsinstitut der Alusuisse in Neuhausen. Im Jahr 1957 verbrachte er rund zwei Wochen in St. Antönien, da Versuche mit Aluminium-Elementen für allfällige Verbauungen am Chüenihorn gemacht wurden. Jeweils frühmorgens musste er zu diesen Versuchseinrichtungen hochsteigen, um mithilfe von Dehnmessstreifen das Verhalten und mögliche Verformungen an den Aluminium-Elementen abzulesen. Also ganz im übertragenen Sinne des Aufgabenbereichs «Naturgefahren und Projekte» des heutigen Zweckverbands Forst Madrisa.