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Jenaz
23.04.2022

Das Chrona Pub wird irisch wiederbelebt

Karin Jost und ihr Mann Andy bringen neuen Schwung in das Chrona Pub in Jenaz.
Karin Jost und ihr Mann Andy bringen neuen Schwung in das Chrona Pub in Jenaz. Bild: C. Imhof
Seit Wochen wird beim Chrona Pub Jenaz umgebaut und modernisiert. Da, wo jahrelang nur eine Pizzeria eingemietet war, soll wieder ein Ort der Begegnung entstehen, der neben Büezern, auch Jugendliche und die ganze Familie ansprechen soll. Verantwortlich für den neuen Aufschwung sind Andy und Karin Jost, die ab dem 4. Juni 2022 das Lokal bewirtschaften.

«Es war schon immer mein Traum mal ein ‹Bed’n’Breakfast› zu betreiben», sagt Karin Jost, die seit November 2020 mit ihrem Mann auf dem «Schatzaboda» in Jenaz lebt. Dass ihr Traum nun aber derart schnell in Erfüllung gehen werde, hätte sie selber nicht gedacht.

Im Seifengarten wächst ein Netzwerk

Doch spulen wir nochmals ein paar Monate zurück. Anfang März 2021 hat die Exil-Bernerin Karin Jost an der Hauptstrasse Jenaz vis-à-vis von der Spenglerei Adank, wo in den 90-ern der Beck Hitz ein Geschäft betrieb, ihren Seifengarten eröffnet. Dies kam in Jenaz ganz gut an, denn einerseits stand das Gebäude lange Zeit leer und andererseits erwies sich ihr Seifenladen, als echte Bereicherung des Dorflebens. «Andy und ich fühlen uns hier sehr willkommen und wohl im Prättigau», sagt sie und doch, beim ersten Lokal habe irgendwie noch etwas gefehlt. «Ich hätte dort für die Seifenproduktion eine neue Küche einbauen müssen und habe noch ein wenig damit zugewartet.» Zum Glück, denn durch ihre Offenheit und vielleicht auch ihre Wohnsituation kam ihr Vermieter, die Familie Bordoli auf sie zu und fragte, ob sie nicht Interesse hätten, das Chrona Pub mit den dazugehörigen acht Zimmern zu neuem Leben zu erwecken. «Irgendwie hatten sie mitbekommen, dass Andy ein Wirtepatent besitzt und so hat sich alles gefügt.» Die Entscheidung ist recht schnell gefallen. «Auch wenn wir von der Zusage her sehr spontan gewesen sind, haben wir ein richtig dickes Betriebskonzept zusammengestellt und es mit Anni, Mario und Sandro Bordoli besprochen. Es soll ein Pub mit Prättigauer Gemütlichkeit und irischem Charme werden. Wir wollen nicht irgendeine Spelunke werden, sondern Touristen, Gastarbeitern und auch Familien preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten mit Frühstück anbieten.» Wenn Karin Jost von der Zukunft des Chrona Pubs spricht, wird einem bewusst, dass an der Hauptstrasse wirklich ein Begegnungsort, der von der Mentalität her an eine Jugendherberge erinnert, entsteht.

Am 4. Juni eröffnet das Chrona Pub und B’n’B in Jenaz. Bild: C. Imhof

Ergänzend statt konkurrenzierend

Die gute Nachbarschaft wie auch der aktive Austausch mit dem Umfeld ist wie beim Seifengarten auch beim Pub wieder wichtiger Teil des Konzepts. «Schon früh sind wir auf Andy und Madlene Rominger zugegangen und haben mit ihnen über erste Ideen diskutiert.» Für beide Seiten sei klar, dass das Landhaus und das Chrona Pub sich wunderbar ergänzen. «Wir haben gemerkt, wir ticken ziemlich ähnlich, sind alle vier auf der gleichen Wellenlänge und drum funktioniert es auch. Im Idealfall kann jemand am Morgen bei uns zum ‹z’Nüni› kommen und das Mittagessen auf der anderen Strassenseite bei den Romingers geniessen, die erst um 10 Uhr öffnen. Anders rum, können Gäste, die im Landhaus zu Abend gegessen haben, noch locker bei uns einen Absacker trinken kommen. Beide Seiten sehen es wirklich als eine Bereicherung für das Dorfleben und von Konkurrenzdenken ist nichts spürbar.» Ebenfalls sei es ihre Philosophie, bei den Produkten auf Lokalität zu setzen. «Wenn wir schon Frühstück anbieten, will ich auch wirklich Käse, Fleisch, Joghurt und Butter von den Bauern aus dem Tal und nichts anderes. Ausnahme ist natürlich, wenn es ein Produkt wie beispielsweise Porridge im Prättigau gar nicht gibt. Dann kann man schon mal ein Auge zudrücken, aber wann immer es möglich ist, setzen wir auf Produkte von hier.»

Crowdfunding gestartet

Vor wenigen Tagen haben die beiden Unterländer, die sich immer mehr im Prättigau verwurzeln, eine Schwarmfinanzierungsaktion auf der Webseite wemakeit.com gestartet. Auch wenn die Familie Bordoli die Chance beim Schopf packt und die Zimmer, das Pub selber und allgemein die Infrastruktur mit eigenen finanziellen Mitteln auf den neusten Stand bringt, fallen für Karin und Andy doch auch ein paar Kosten an. «Mein Geschäft vorne an der Strasse werde ich schliessen und zukünftig hier in der Chrona meine Seifen produzieren. Für dies möchte ich eine Küche einbauen, die allen hygienischen und lebensmitteltechnischen Vorschriften stand hält.» Doch das gesammelte Geld sei nicht nur für das vorgesehen. Im Obergeschoss des Pubs, wo vorher die Büros des Vorpächters gewesen sind, soll ein Gemeinschaftsraum für alle Gäste entstehen. «In diesem Raum wollen wir dann nicht nur das Frühstück servieren, sondern auch eine Küche für den kollektiven Gebrauch einbauen. Der Raum wird zusätzlich auch noch mit gemütlichen Sitzmöglichkeiten, einem Buchregal und vielem mehr aufgewertet.» Dass ihr Konzept, welches durch die Wünsche der Jenazer:innen mitbeeinflusst wurde, scheinbar auf viel Begeisterung stösst, zeigt der Umstand, dass die beiden Unternehmer schon über 20 000 der angepeilten 30 000 Franken beisammen haben. Schön zu sehen, dass «Auswärtige» im Prättigau ein neues Zuhause finden und gleichzeitig mächtig Schwung ins Dorfleben bringen. Ihre Motivation und Freude wirkt ansteckend und animiert hoffentlich auch viele andere es ihnen gleich zu tun und lokal etwas zu bewegen.

Christian Imhof