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Jenaz
31.03.2022

Lebensweg im Spiegel des Gesangs

Männerchor Jenaz und Jodelclub Rhätikon beim Schlussgesang.
Männerchor Jenaz und Jodelclub Rhätikon beim Schlussgesang. Bild: Elisabeth Bardill
Das Chortreffen, organisiert vom Männerchor Jenaz, hat ein breites Publikum angelockt. Geladen waren der Frauenchor Prättigau, Ds Chörli und der Jodelclub Rhätikon.

Das Lied gehört mit seinen vielen Sonderformen allen Zeiten und Völkern an. Es ist eine Kunstgattung, an der Sprache und Musik gleichermassen in enger Durchdringung Anteil haben. Der Beweis für diese Tatsache war am vergangenen Samstagabend aussergewöhnlich spürbar. Die vier Gesangs-Formationen fügten sich im Programm zum abwechslungsreichen Hörgenuss wie auch zum wechselvollen Blickfeld zusammen. Die Freude, sich im Gesang wieder zu finden, war den Sängerinnen und Sängern anzumerken. Sie gaben ihr Bestes und erreichten das aufmerksame Publikum vom Anfang bis zum Ende. Mehrheitlich war das dargebotene Liedgut an ländlich traditionelle Werte und Ausdrucksweisen gebunden. Altbekannte Männerchorlieder überlebten offenkundig die Jahrhundertwende. Sie fanden besonderen Anklang, weil sie an Erinnerungen anknüpften und lokales Heimatgefühl und Geborgenheit in den Bergen vermittelten.

Ds Chörli. Bild: Elisabeth Bardill

Ausdruck und Sendung des Konzertes

Krankheitsbedingt stemmte der Männerchor Jenaz mit nur 13 Sängern die Organisation und den eigenen umrahmenden Liederblock des Konzertes. Sie kümmerten sich um alles rundherum und standen gesammelt und gefasst vor dem Publikum. Da kam es bei den mehrstimmigen Gesängen auf jede Stimme an. Walter Lippuner unterstützte die Sänger mit Akkordeon. Das Lied «Glocken der Heimat» zeichnete idealisierend die Stimmung des dörflichen Lebens in unseren Alpentälern. Dass die Prättigauer nicht nur Heimweh, sondern auch Fernweh haben, zeigte sich beim Lied «Seemann». – Der Frauenchor Prättigau unter der Leitung von Iris Vogt und Tanja Däscher eroberte die Herzen. Mit Präzision und Temperament sangen die Frauen ihre Songs. Sie versprühten Energie und Leidenschaft. Der Funke sprang über zum Publikum. Es wäre kein Wunder, wenn der Chor weiteren Zuwachs bekäme. Man freut sich schon auf den nächsten Auftritt. – Ds Chörli, bestehend aus mehrheitlich einstigen Militärlern unter der Leitung von Lukretia Sonderegger sang Lieder in den drei Kantonssprachen. Unter den Sängern gibt es einige Prättigauer, was die lokale Note unterstrich. Wer ist wer? Das Werweisen und Zuordnen waren nicht zu überhören. Ds Chörli sang bekannte Trinklieder wie «Grüss mir die Reben Vater Rhein». Geistliches Liedgut jedoch, gehört seit Jahrzehnten zum Programm. Im Lied «Signore delle cime» kam das zum Ausdruck. – Jodeln, das ursprüngliche Verständigungsmittel der Hirten von Alp zu Alp ist eine Musikform, die vom Jodelclub Rhätikon gepflegt wird, angestimmt und geführt von Daniela Mathis. Beim Wechseln von Brust und Kopfstimme, beim Singen auf Silbenketten, bei Passagen mit Wortbedeutung wurde man in den Bann der echten Volksmusik hineingezogen.

Frauenchor Prättigau. Bild: Elisabeth Bardill

Abend der Ideale und Gefühle

Heimat, Liebe, Natur, Schalk und Sehnsucht wurden jubelnd wie besinnlich besungen und gefeiert. Die Gefühle waren geweckt, ja fast greifbar geworden, als der Männerchor zum Schluss zum Mitsingen einlud «Ein altes Haus am Waldesrand, ein alter Jäger reichte mir dort seine Hand». Der Jenazer Dirigent Johannes Bühler stand zwischen Chören und Publikum und dirigierte zur Krönung des Abends das Lied «Bajazzo.» Der Gesangs-Abend erinnerte nach einem längeren Ausnahmezustand wieder an Ideale und Verwurzelung. Er zeigte sich als Spiegel der Volksseele.

Elisabeth Bardill