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23.03.2022
23.03.2022 09:33 Uhr

Hilfe für die ukrainische Flüchtlinge in die Tat umgesetzt

Bild: zVg
Es ist Krieg in Europa. Eine Situation, die man sich vor rund drei Wochen noch nicht vorstellen konnte. Es trifft wieder die Ärmsten der Armen. Es fehlt an Nahrungs- und Arzneimittel und langsam wird der Platz in den Auffangzentren rund um die Ukraine immer rarer. Bericht über eine Hilfsaktion.

Aus diesem Grund haben Lars Gschwend, katholische Kirchgemeinde Vorder- und Mittelprättigau, und Walter Bstieler, evangelisch-reformierte Kirche Klosters-Serneus, am 8. März ein überregionales Online-Meeting mit allen Kirchgemeinden, Pfarreien und Freikirchen zwischen Landquart und Davos organisiert. Im Rahmen dieses Meetings unter dem Motto «Kirchen helfen – Prättigau» wurde ein OK gebildet, dass sich aus den beiden Initianten Geschwend und Bstieler sowie Raphael Spielmann (Pfimi Prättigau), Daniela Gschwend (katholische Kirchgemeinde Vorder- und Mittelprättigau) und Andreas Anderfuhren von der Kirchenregion Prättigau zusammensetzt. Dieses OK des arbeitete ab diesem Zeitpunkt unter Hochdruck an zwei Grossprojekten, die grundlegenden Ideen dazu hatten sich bereits am Meeting herauskristallisiert.

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Projekt erfolgreich umgesetzt

Das erste Projekt bestand darin, einen Transport an die ukrainische Grenze zu organisieren, um Flüchtlingen dort die Möglichkeit zu geben, in die Schweiz zu reisen. Genau eine Woche nach dem Start des Meetings durfte das OK von «Kirchen helfen – Prättigau» mit vielen Helferinnen und Helfer 47 ukrainische Flüchtlinge bei der katholischen Kirche in Seewis-Pardisla begrüssen. Möglich wurde dies, weil sich zwei Chauffeure sowie ein Carunternehmen bereit erklärt hatten, an die polnisch-ukrainische Grenze zu fahren, um dort Flüchtlinge einzusammeln. In diesem Zusammenhang konnte das OK über die Institution «Boderfree Association» Kontakt mit Lukasz aufnehmen. Der Pole gehört zu jenen Menschen, die an der Grenze zur Ukraine die Flüchtlinge in Empfang nehmen und sie betreuen. Dank dieses Kontakts konnte der Transport schliesslich koordiniert werden.

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Eine Mahlzeit für einen Franken

Parallel dazu wurde an der zweiten Projektidee gearbeitet. Bei dieser stand der Transport von Hilfsgütern zum einen und Nahrungsmittel zum anderen in Zusammenarbeit mit dem Hilfswerk «Licht im Osten» in die betroffenen Gebiete im Zentrum. Auch hier darf «Kirchen helfen – Prättigau» einen Erfolg verzeichnen. Gemeinsam mit der Freien Evangelischen Gemeinde (FEG) Schiers hat dieses eine Aufruf zum Sammeln der benötigten Hilfsgüter und Nahrungsmittel aufgerufen und viele Menschen aus der Region haben diesem Folge geleistet. Demnächst wird die erste Lieferung der Hilfsgüter nach Frauenfeld gebracht. Die Hilfsgüter werden dann von dort weiter in die betroffenen Gebiete transportiert.

Zudem wird im Rahmen der Aktion Geld für Paletten mit Büchsen gesammelt. Eine Büchse kostet einen Franken. Auf eine Palette passen genau 1440 Büchsen, das heisst, dadurch wird 1440 Menschen eine Mahlzeit ermöglicht. Das Büchsenprojekt findet bereits durch einige Kirchgemeinden und Freikirchen sowie Privatpersonen grosszügige Unterstützung. Am Samstag, 19. März, organisiert die FEG Schiers gemeinsam mit «Kirchen helfen – Prättigau» einen ersten Transport in die Verteilzentrale des Hilfswerkes «Licht im Osten».

 

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Dreh- und Angelpunkt in der Region

Aber nicht nur die zwei Projekte wurden seit dem 8. März aufgegleist und umgesetzt. Auch in den einzelnen Kirchgemeinden wurde verschiedenen Projekten nachgegangen. Aus diesem Grund versucht das OK von «Kirchen helfen – Prättigau», alle Kirchgemeinde-Projekte, die anlässlich des Ukrainekrieges ins Leben gerufen wurden und werden, zu sammeln und auf der eigens dafür eingerichteten Homepage www.khgr.ch aufzuschalten.

«Kirchen helfen – Prättigau» hat sich laut OK-Mitglied Walter Bstieler in den vergangenen Wochen zum Dreh und Angelpunkt für in der Region betreffend humanitäre Hilfe rund um den Ukraine Krieg entwickelt.

Ausserdem wurden neben der Arbeit an den Projekten und der Suche nach Unterkünften auch Kontakt zum Kanton und zu vereinzelten Gemeinden aufgenommen sowie Gespräche mit aktiven Einzelpersonen aus dem Tal geführt – dies alles um die Ressourcen zu bündeln.

Aktuell werden von «Kirchen helfen – Prättigau» diverse Abklärungen getätigt, sei es im Schulbereich oder in der medizinischen Versorgung usw. Viel Zeit beansprucht zudem die äusserst wichtige Betreuung der Gastfamilien sowie der ukrainischen Gäste. Gemeinsam wird versucht, die kulturellen und sprachlichen Barrieren so gut wie nur möglich abzubauen.

 

Synergien nutzen

«Kirche helfen – Prättigau» bietet sich ausserdem als Anlaufstelle für weitere Ideen aus der Bevölkerung an, damit Synergien geschaffen werden können und keine Überlastung durch Doppelspurigkeit eintrifft, wie Walter Bstieler gegenüber dem P&H erklärt.

Interessierte, die auch Ihren Beitrag leisten wollen, können über die Aktions-Homepage mit dem OK Kontakt aufnehmen oder erfahren, was aktuell gebraucht wird. Dort können sie im Weiteren auch ihr Angebot beziehungsweise ihre Projektidee angeben.

Die Organisatoren sind weiterhin auf Hilfe aus der Bevölkerung angewiesen – sei dies beim Sammeln von Nahrungsmitteln und Hilfsgütern oder bei der finanziellen Unterstützung der Flüchtlinge. Dazu schreibt Walter Bstieler: «Niemand von uns kann abschätzen, wie lange es noch dauern wird. Aber auch, wenn der Krieg zeitnah enden sollte, haben wir Menschen, die alles verloren haben. Sie sind angewiesen auf Hilfe, und wir können ihnen die Hilfe geben. Sei das bei uns im Land, im schönen Prättigau oder in den kriegsbetroffenen Gebieten in und um die Ukraine.» Weitere Infos: www.khgr.ch.

Pressedienst/Ladina Steinmann