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Küblis
03.03.2022
04.03.2022 08:41 Uhr

Marianna Dürr / SP / Wahlkreis Küblis

Bild: zVg
Am 15. Mai 2022 wählt Graubünden die Mitglieder des Grossen Rats. Damit Sie sich ein besseres Bild von den Kandidaten machen können, die Sie in Ihrem Wahlkreis zur Wahl stehen, stellen wir hier auf Vilan24 alle Kandidierenden in der P&H-Region vor.

Wahlkreis: Küblis
Name: Dürr-Dachauer
Vorname: Marianna
Wohnort: 7235 Fideris
Geburtstag: 27. Mai 1967
Partei: SP
Beruf: Primarlehrerin

Warum sind Sie Mitglied Ihrer Partei geworden?
Ich habe, seit ich stimmberechtigt bin, kaum eine Abstimmung oder Wahl verpasst. Trotzdem ging es mir bis vor drei Jahren gegen den Strich, einer Partei beizutreten. Um meinen Gesinnungswandel zu erklären, möchte ich ein wenig ausholen:

Ich bin in Küblis und Tälfsch in recht ärmlichen, bäuerlichen Verhältnissen aufgewachsen. Nachdem wir in der 5./6. Klasse zum ersten Mal eine Lehrerin hatten, war mein Berufswunsch klar, obwohl mein Stiefvater meinte, ich solle besser "Servieren gehen". Nachbarin Anneli lieh meiner Mutter damals ihr "Putzgeld" aus, damit ich mich heimlich zur Aufnahmeprüfung für das Lehrerseminar in Schiers anmelden konnte.
Primarlehrerin ist immer noch mein Traumberuf, nach 24 Jahren an der Volksschule im Baselbiet, bin ich wieder ins Prättigau zurückgekehrt.

In meiner Biografie sind Frauen als Rollenvorbild und Frauensolidarität ein grosses Thema.

Lange hatte ich auch den Eindruck, dass wir Frauen der Gleichberechtigung näherkommen. Aber die "typischen Frauenberufe" sind immer noch massiv unterbezahlt, Kaderpositionen gehen vorwiegend an Männer. Nach den letzten kantonalen Wahlen ohne eine einzige Frau im Regierungsrat, bin ich endgültig aufgewacht. Wir treten seit Jahrzehnten an Ort, oder der errungene Fortschritt wird sogar wieder in Frage gestellt.

Die Möglichkeit damals hier im Tal eine gut qualifizierte Berufsausbildung zu absolvieren, erlaubt es mir heute ein selbstbestimmtes, weitgehend unabhängiges Leben zu führen. Das wünsche ich mir auch für unsere Jugend und ihre Nachkommen.

Ich dachte in den letzten gut 30 Jahren, dass wir durch bewusstes Konsumverhalten die Gesellschaft gerechter machen und die Natur schützen können. Das versuche ich immer noch zu leben, soweit es mir möglich ist. Aber Geld regiert die Welt - ohne gleichzeitiges politisches Engagement ändert sich leider nur wenig.

"Die Faust im Sack zu machen, nützt nichts", habe ich mir gesagt und mich auf die Suche nach der Partei gemacht, welche meinen Werten am ehesten entspricht:
Die SP setzt sich für Frauenanliegen, Investition in die Bildung und soziale Gerechtigkeit ein und trägt das Engagement der Grünen zum Schutz unserer Natur mit - deshalb bin ich Mitglied der SP geworden.

Was wollen Sie als Grossrätin bewegen?
"Frauä butzend" soll bei diesen Wahlen eine ganz andere Bedeutung erhalten. Die vielfältigen Perspektiven der Frauen brauchen im Parlament mehr Gewicht, das möchte ich parteiübergreifend umsetzen.
Ich möchte, dass unser Lebensraum geschützt wird, indem ich mich für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und unseren Ressourcen einsetze.
Die gerechte Verteilung der Steuergelder muss unter die Lupe genommen werden: Wer profitiert wirklich von den vielfältigen Förderungsmassnahmen und Projekten des Kantons? 

Warum sollten die Menschen in Ihrem Wahlkreis unbedingt Ihnen ihre Stimme schenken?
Mit dem neuen Wahlsystem haben wir endlich eine echte Wahl. Wer die Natur schützen möchte, wem Chancengerechtigkeit, gute Bildungseinrichtungen und eine gerechte Verteilung der Steuergelder wichtig sind, dessen/deren Stimme erhält mit unserer Liste Gewicht im ganzen Kanton.

In welche Richtung sollte sich die Region und auch Graubünden in der nächsten Legislaturperiode entwickeln?
Wir müssen uns im Prättigau zurückbesinnen auf das, was uns als Gemeinschaft verbindet, unsere schöne Bergwelt, unsere Walserkultur, unseren Wunsch nach Selbstbestimmung erhalten und trotzdem das Tal zusammen gesellschaftlich und wirtschaftlich weitergestalten.  
Mit erschwinglichem Wohnraum, einem breiten Bildungsangebot, attraktiver, anständig bezahlter Arbeit, rücksichtsvollem Umgang mit der Natur und der gewinnbringenden Nutzung unserer Ressourcen hier im Tal, gelingt es uns die Abwanderung zu stoppen.

Der Grosse Rat Graubünden hat 120 Mitglieder. Diese werden für vier Jahre gewählt. Insgesamt werden bei den diesjährigen Wahlen am 15. Mai 2022 in 39 Wahlkreisen Kandidatinnen und Kandidaten gesucht. Die Sitze wurden entsprechend der schweizerischen Wohnbevölkerung auf die Wahlkreise verteilt. In der P&H- Region sind es 26. Während der Kreis Fünf Dörfer 11 Sitze besetzen darf, stehen dem Kreis Maienfeld fünf, den Kreisen Klosters und Schiers je drei Sitze und den Kreisen Jenaz, Küblis, Luzein, und Seewis je einer zur Verfügung.

Christian Imhof