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50 Jahre Danusa: Skisport ist Kulturgut

Die Danusa-Familie ist weiter gewachsen.
Die Danusa-Familie ist weiter gewachsen. Bild: C. Imhof
Nachdem es im vergangenen Jahr nur eine Generalversammlung mit dem Verwaltungsrat gegeben hatte, lud die Bergbahnen Grüsch-Danusa AG am vergangenen Freitag wieder mal alle Aktionäre aufs Schwänzelegg ein. Neben einem etwas anderen Jahresrückblick, einem grosszügigen Nachtessen und diversen Showeinlagen, wurden nochmals alle Meilensteine der letzten 50 Jahre zelebriert und ein Ausblick auf die Zukunft gewagt.

Kurz vor 19 Uhr begrüsste Verwaltungsratspräsident Hans Peter Lötscher die zahlreichen Anwesenden. Man merkte es ihm an, dass es ihm eine grosse Freude gewesen ist, viele bekannte Gesichter, auch mit Maske, wieder mal auf dem Berg anzutreffen. Wie viele der Anwesenden hatte auch er kaum damit gerechnet, dass es erneut einen Coronawinter geben wird und doch seien sie nun gerüstet. «Wir haben bewiesen, dass alle Covid-Regeln eingehalten werden können», sagte Lötscher doch ein wenig stolz. «Wir hoffen ausserdem nach wie vor, dass die Restaurants offen bleiben können in diesem Winter.»

Ein etwas anderer Jahresrückblick

Bei den Bildern aus den vergangenen zwei Jahren, die auf der grossen Leinwand gezeigt wurden, wusste man nicht so richtig, ob man sie unterhaltsam oder eher nachdenklich stimmend empfinden soll. Am Anfang stand ein Foto mit einer vollen Terrasse. Zu Beginn der Pandemie hatten die Verantwortlichen Abtrennwände aufgestellt, dass doch noch im Sitzen gegessen werden konnte. Wenig später war dann ja nur noch Take away möglich, was die Gastroverantwortlichen auf Danusa mit einem Mc Fox-Schalter lösten. «Trotz dem Umstand, dass wir fünf Millionen Franken in das Schwänzelegg investiert haben, blieb das Berghaus leer, was uns allen sehr weh getan hat», sagte VR-Präsident Hans Peter Lötscher und zeigte zum Abschluss ein Bild, dass die melancholische Stimmung zusätzlich untermalte. Zu sehen war ein Foto vom März 2020, auf dem eine Familie draussen bei minus 10 Grad gegessen hat. Doch trotz all diesen schwierigen Beschränkungen habe sich gezeigt, dass der Skisport Kulturgut sei. «Wir hatten in der vergangenen Saison 2020/2021 praktisch gleich viel Leute auf dem Berg wie in den Jahren zuvor. Wir durften hier als Erholungsbeschleuniger dienen, was uns sehr viel Freude bereitet hat.» Krisen bieten auch immer Chancen, ist sich Lötscher sicher und so habe man im 2020 erstmals im Sommer den Betrieb aufgenommen. Im Jahr darauf habe man dann noch mit dem Erlebnisweg einen zusätzlichen Zuschauermagnet auf den Berg geholt. Dass der Sommerbetrieb langsam Fahrt aufnehme, freue den Verwaltungsrat und ihn sehr, wie Lötscher sagte. Ausserdem sei es Christoffel Brändli hoch anzurechnen, dass nach 15 Jahren Unterbrechung Landquart endlich wieder einheimisch sei.

Natürlich gab es auch noch eine Torte zum Geburtstagsfest. Bild: C. Imhof

50 Jahre Danusa

Am 17. Januar 1971 nahm die Geschichte der Bergbahn im Vorderprättigau ihren Anfang. Dass man das runde Jubiläum wegen der Pandemie nicht ausgiebig feiern konnte, sei schon bitter gewesen. Trotzdem liess er, untermalt von alten Fotografien, die anwesenden 51 Aktionär:innen in Nostalgie schwelgen. Der Bau der Schwendi- und Vacca-Lifte 1977, der Neuaufbau des Berghauses 1982, die erste Achtergondelbahn der Schweiz 1992, der Neuaufbau des Kinderlandes zwischen 2005 und 2009 und viele weitere Meilensteine schnitt Hans Peter Lötscher sehr kurzweilig an und erklärte dabei, wie viel in den vergangenen 50 Jahren passiert ist am Berg. Während beispielsweise zu den Anfangszeiten noch 800 Lektionen Skischule pro Saison gegeben wurde, sind es inzwischen über 10 000. Viele Ideen auf Danusa seien von ihnen selbst in die Realität umgesetzt worden und doch gebe es einen Club der «Big Four», denen Hampi Lötscher für ihr unermüdliches Engagement zusätzlich herzlichen Dank aussprechen wolle. Es sind dies Dieter Heller, der leider 2007 verstorbene Erich Mettler, Dr. Jürg Riedi und Fritz Janett. An dieser Stelle der GV intervenierte Direktor Mario Davatz sofort und schlug vor, aus den «Big Four» ein «Big Five» zu machen und seinen Schwiegervater ebenfalls mit aufzunehmen in die Hall of Fame der Bergbahnen. Lötscher nahm dies natürlich dankend an und erklärte zum Schluss, dass sie mit Danusa nicht unschuldig sind an der hohen Anzahl Einwohner von Grüsch. «Man darf schon sagen, dass niemand extra wegen den Bergbahnen nach Grüsch gezogen ist und doch haben wir damals notwendiges Land an die Industrie verkauft, was die Bauern wohl nicht gemacht hätten. Durch die Industriebetriebe kamen dann auch die Leute und sind geblieben.»

Davatz und die Verhinderungspolitik

Nach dem herzlichen Applaus an den grossen Geschichtenerzähler Lötscher griff der 2014 eingesetzte CEO Mario Davatz das Mikrophon und präsentierte die Jahreszahlen. Mit dem Sommerbetrieb sei es ihr Ziel Arbeitsplätze zu schaffen und auch längerfristig zu erhalten. Ausserdem sei es für sie noch interessant übers ganze Jahr hinweg und nicht nur im Winter in den Medien vertreten zu sein. Das hat funktioniert, was auch die Eintritte zeigen. Insgesamt wurden 4145 vom 4. Juli bis zum 30. August 2021 gezählt, was etwa gleich viel seien, wie an einem Spitzenwochenende im Winter. Das Hauptgeschäft finde jedoch schon im Winter statt. Dort wurden an 112 Betriebstagen 90 350 Eintritte registriert und trotz einem Minus von 50 Prozent im Gastrobereich konnte über alle Betriebe hinweg ein Reingewinn von 205 000 Franken erwirtschaftet werden. Pro Gast gebe es 2,27 Franken trotz Corona. Dies liege vor allem daran, dass Grüsch-Danusa so breit aufgestellt sei. Unten im Tal gebe es die Möglichkeit passende Kleider für die Piste, sowie Skis zu kaufen. Solche Wirtschaftszweige können Verluste quersubventionieren, aber nicht wirklich kaschieren, wie Davatz sagt: «Auch wenn wir 185 000 Franken vom Kanton an Härtefallentschädigung erhalten haben, ist dies nicht wirklich viel, wenn man sieht, dass wir in der Gastronomie eine Umsatzeinbusse von 700 000 Franken erlitten haben.» Dies blieb beim diesjährigen Kassensturz aber nicht der einzige kritische Punkt, den Davatz äusserte, auch die Anwälte von Pro Natura und WWF machen ihm auf Danusa hin und wieder das Leben schwer. «Wenn wir etwas Neues auf die Beine stellen möchten, kommen diese Naturschutzorganisationen sofort und wenn auch ihr im Advent einen netten Flyer von denen im Briefkasten findet, denkt dran, dass mit dem gespendeten Geld wohl die Anwälte von denen finanziert werden.»

Hans Peter Lötscher diente als Modell bei der Einweihung des Fotospot. Bild: C. Imhof

Neue Verwaltungsräte vorgestellt

Ein weiteres brandaktuelles Thema ist die Personalsuche für Mario Davatz, der inzwischen keine Berührungsängste mehr kennt und sogar in einem LGBTQ+-Magazin um Gastro- und Verkaufspersonal geweibelt hat. Es fehle an «hands» und «brains», wie er in einem amüsanten Vortrag erzählte. Heute müsse ein Arbeitgeber eben mehr bieten als einfach den Lohn Ende Monat. Es brauche Perspektive und Entwicklung, um die Leute bei der Stange halten zu können. Während man früher noch auf «Silberfüchse» zurückgreifen konnte, müsse man heute die älteren Semester als «Second Carrerer» angehen. Wer jemanden wisse, der noch auf der Suche sei nach einer solchen zweiten Karriere nach der Pension solle sich doch gerne bei ihm melden. Auf Danusa brauche es immer Leute, die sich nach einer Arbeit an der frischen Luft sehnen. Zumindest im Verwaltungsrat scheint es mit den neuen Leuten zu klappen, denn seit 2020 sind dort Marcus Gschwend, Daniel Hefti und Christoph Locher tätig. Auch der neue Betriebsleiter Harald Graus wurde den Aktionären vorgestellt. Sie alle wurden am vergangenen Freitag offiziell in die Danusa-Familie aufgenommen. Bis Mitternacht ging das rauschende Fest, bei dem noch ein Fotospot eingeweiht, eine Modeschau durchgeführt und eine grosse Geburtstagstorte angeschnitten wurde. 50 wird man ja schliesslich auch nicht alle Tage.

C. Imhof