Viele kennen das gar nicht mehr, das Ausfüttern auf dem Maiensäss. Doch früher war dies eine Notwendigkeit. Man konnte das Bergheu nicht wie heute mit den Transportern ins Dorf führen, und schon gar nicht den Mist wieder hoch. Das Heu wurde vor Ort auf dem Maiensäss eingelegt. Somit sparte man sich den langen Weg ins Dorf, und auch die Zeit, die es gekostet hätte. Und so blieben die Bauern mit ihren Tieren oben, bis das Heu zur Neige ging. Der Mist war somit oben, wo er gebraucht wurde. Seit über 10 Jahren harrt Hannes Davatz als letzter Futterknecht auf den Huoben aus. Das war früher ganz anders. Hier oben am Berg stand in zahlreichen Ställen Vieh um die Weihnachtszeit. Überall brannte frühmorgens das Licht in den Hütten. Man hatte noch kein Telefon, dafür echten sozialen Kontakt. Jeden Freitagnachmittag traf man sich im Bergrestaurant Sassauna. Man war füreinander da und schaute sich um, ob der Kamin raucht, oder Licht in der Hütte brennt. So geschah einmal, dass sich bei einem Bauer über zwei Tage nichts regte. Daraufhin machten sich zwei der damals etlichen Futterknechte auf, um nach ihm zu sehen. Aufgefunden haben sie ihn dann gekrümmt vor Schmerz im Boorbett, im Stall. Eine Lungenentzündung hatte ihn ausser Gefecht gesetzt.
Die frühe Verantwortung
Hannes war gerade mal 24 Jahre alt, als er die zwei Jahre jüngere Ursula Däscher im Jahr 1978 heiratete. Und bereits im Folgejahr kam Sohn Thomas zur Welt, und sie übernahmen den landwirtschaftlichen Betrieb von Hannes Eltern. Damals war es noch üblich, dass die Bauern von Fanas ihr Vieh auf den Huoben ausfütterten. In all den Jahren kam es ein einziges Mal vor, dass auch die Familie Davatz das Heu mit den Heuschlitten ins Dorf führen musste. Da der Herbst derart trocken war, hatte es nicht genügend Wasser, und dies zwang sie zu diesem Entscheid. Doch mit ein, zwei Schlitten war noch längst nicht alles Heu unten, und so mussten sie mit den Schlitten immer wieder hoch auf die Huoba. Im Jahre 1949 wurde die Luftseilbahn Eggli erbaut. Damals für die Bewirtschaftung der Bergwiesen und für die Landwirte. Mit ihr kamen die Heuschlitten wieder auf 1700 Meter über Meer. Anfänglich war es eine Holzkiste, in der vier Personen hintereinander sassen, später dann eine Blechkiste, in welcher sogar Kälber transportiert wurden. Heute bringen die beiden Gondeln mehrheitlich Touristen auf den Berg.
Die richtige Frau an seiner Seite
Bis ins Jahr 2003 fütterten die Eltern von Hannes dessen Jungvieh auf den Huoben aus. Danach übernahm er diese Aufgabe selbst. Nach der Versorgung der Milchkühe auf dem Heimbetrieb ging es dann mit der Seilbahn hoch und den rund einen Kilometer langen Fussmarsch zum Maiensäss. Immer dabei unterstützt wurde er von seiner Frau Ursi, die nicht nur ihre drei Kinder aufzog, sie unterstützte Hannes in der Landwirtschaft überall, wo sie konnte. Und heute noch ist er sehr dankbar dafür, sie an seiner Seite zu haben. Es war nicht immer einfach, aber zusammen haben sie alles gemeistert. Wenn Hannes nun ein paar Monate auf den Huoben zuhause ist, geniesst er die Tage, an denen Ursi ihn besucht. Nicht nur, aber sicherlich auch, weil Ursi sich so um ihren Mann kümmert – wie Hannes sich um die Tiere. Die Stube ist warm, wenn er vom Füttern zurückkommt, das Frühstück steht bereit, alles kleine Sachen, die er sehr schätzt, wenn man so viel Zeit allein verbringt. Etwas, was Hannes ebenfalls sehr geniesst, ist das Gasthaus Sassauna. Dann, wenn er mehrere Tage allein ist, ist das eine willkommene Abwechslung, und ein guter Spaziergang zugleich. Etwas, das ihn auch immer wieder erfreut, ist es, wenn er am Dienstag im Wunschkonzert von Radio Grischa Grüsse übermittelt bekommt. Anfänglich musste Ursi dem Moderator noch erklären, was ihr Mann da oben so allein genau tut, inzwischen weiss auch dieser, was «Ausfüttern» bedeutet.