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Grüsch - Fanas - Valzeina
22.01.2025
20.01.2025 13:49 Uhr

Die Aufgaben gemacht

Bild: P. Müller
Die Gemeinde am Eingang zum Prättigau ist weit verzweigt und breitet sich auf beiden Seiten des Tales aus. Sie umfasst im Wesentlichen die Fraktionen Grüsch, Valzeina und Fanas.

Seit nunmehr acht Jahren ist Marcel Conzett Gemeindepräsident in der Gemeinde mit einigen Hightech-Betrieben, nachdem er zuvor ein Jahr im altrechtlichen Gemeindevorstand von Fanas und danach seit 2010 bis zu seiner Wahl als Präsident im Gemeindevorstand Grüsch aktiv war. Im Moment ist er der dienstälteste Präsident aller Gemeinden der Region Prättigau/Davos.

Das Generationenprojekt Mehrzweckhalle

Conzett ist sich sehr wohl bewusst, dass ein Amt im Gemeindevorstand, insbesondere auch als Präsident, grosse Herausforderungen mit sich bringt und auch sehr zeitintensiv ist. Andererseits ist es spannend, lehrreich, vielfältig, und in dieser Position kann eine Person viel bewegen in ihrem Lebensumfeld.

Ein Projekt mit den obgenannten Attributen ist sicherlich der Neubau der Mehrzweckhalle. Ein solches Grossprojekt beschäftigt von der Idee über die Vorbereitung, Planung, Abstimmung und Realisation über Jahre hinweg und hat bis zur Vollendung verschiedene Hürden zu nehmen. Conzett ist froh, dass der Bau, welcher von 80 % der Stimmberechtigten befürwortet wurde, nun zügig voranschreitet. Auch wenn sich das Projekt im Verlauf der Zeit veränderte – es kam im Planungsverlauf noch eine Tiefgarage mit 35 Parkplätzen dazu –, so ist der Blick darauf, die Kosten im Griff zu behalten, eine kleine Herkulesaufgabe.

Seit der einstigen Kostenberechnung ist einiges geschehen (Covid, Ukrainekrieg, massive Teuerung etc.), also Einflüsse von aussen, welche irgendwie verarbeitet werden müssen. Zudem beträgt die Teuerung seit diesem Zeitpunkt rund 15 %! So meint Marcel Conzett: «Die Kosten werden sich erhöhen, jedoch nicht in diesem Rahmen. Wir gehen, Stand heute, von etwa 5 % aus. Dies ist vor allem auf eine angepasste Planung zurückzuführen.»

Und noch einiges mehr

In jüngster Vergangenheit hat die Gemeinde die Eishalle Grüsch erworben. Eigentlich war dies nie das Ziel, wurde jedoch unverhofft Tatsache. Zudem gibt es seit dem letzten Jahr eine KITA und seit zwei Jahren den Mittagstisch, Einrichtungen, welche in der heutigen Zeit unabdingbar sind, um den veränderten gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht zu werden. Diese Aufgaben, verbunden mit dem Einbruch der Steuereinnahmen seitens der juristischen Personen, haben bei gleichzeitig massiv steigenden Gesundheitskosten in der Gemeinde zu einem Ertragsproblem geführt, was bedeutete, dass Einkommens- und Vermögenssteuern angepasst werden mussten.

Die Ertragserhöhung und die Gesprächskultur

Das teilweise auch in der Öffentlichkeit ausgetragene Hickhack um die Möglichkeiten, für die Gemeinde Mehreinnahmen zu generieren, ist wohlbekannt und soll nicht nochmals neu aufgerollt werden – aber es hat in der Gemeinde Gräben aufgerissen. Der Gemeindepräsident betont, dass er und auch die weiteren Mitglieder des Gemeindevorstands mit den getroffenen Entscheidungen durchaus leben können, es ist ja auch ihre Aufgabe, die Entscheidungen des Stimmvolks umzusetzen.

Was ihn allerdings nachdenklich stimmt, ist der Umstand, wie diese Resultate zustande gekommen sind, insbesondere jedoch der teils vorherrschende, gehässige und auf die Person zielende Ton.
Zudem betont Marcel Conzett, wie so viele andere Gemeindepräsidenten, dass die Finanzhoheit der Gemeinde aufgrund von übergeordneten rechtlichen Bestimmungen von Bund und Kanton sehr stark limitiert ist. So sind deutlich mehr als 90 % der Ausgaben durch diese Vorgaben, bei welchen die Gemeinde nicht mitwirken kann, bereits vorbestimmt und nicht beeinflussbar.

Abschliessend und in versöhnlichem Ton meint er: «Sicher ist es so, dass es immer zu allen Themen Pro und Kontra gibt, aber auch immer verschiedene Ansichten, und das ist auch gut so. Wir handeln immer nach bestem Wissen und Gewissen, müssen aber für knapp 2200 Einwohner handeln. Dass wir nicht immer alle gleicher Meinung sind, ist logisch und legitim. Für das gibt es die Demokratie, und das ist gut so.»

Mit Volldampf in die Zukunft

Eine der Stärken Grüschs ist es sicherlich, dass die Aufgaben im Bereich Infrastruktur gelöst wurden und keine grösseren, kostspieligen Projekte anstehen. Gut unterhaltene Strassen und Gebäude, in öffentlichen Gebäuden keine auf fossilen Brennstoffen basierende Wärmeerzeugung, die Beleuchtung in den Liegenschaften und im öffentlichen Bereich ist mit LED ausgestattet – Grüsch hat einen Grossteil der Hausaufgaben erledigt.

Zurzeit ist der Um- und Neubau der Mühle Grüsch in vollem Gange und mit dem Arealplan in Fanas werden in der Gemeinde bald hundert Neubauwohnungen hinzukommen. Hierzu meint Conzett: «Was wir mit grosser Sicherheit sagen können, das künftige Wachstum erfordert keine zusätzliche Infrastruktur wie z. B. Schulhäuser. In diesen Bereichen haben wir mit dem heutigen Bestand noch ausreichend Kapazität.» Ende Jahr stehen Neuwahlen in die Gremien der Gemeinde an, und hier wird es voraussichtlich Veränderungen geben. Auch beim Personal wird es in den nächsten Jahren infolge von anstehenden Pensionierungen nicht beim Alten bleiben. Dies bringt Herausforderungen, ist jedoch immer wieder auch eine Chance. Die Arbeit wird wohl nicht so schnell ausgehen und eine Gemeinde sollte sich stets weiterentwickeln.

Conzett vertraut darauf, dass Grüsch aufgrund seiner Lage und der bereits angesiedelten Industriebetriebe auch künftig ein begehrter Standort für weitere Firmen ist, denn Industrie und Gewerbe sind stets positiv zu bewerten; sie schaffen regionale Arbeitsplätze und somit auch Möglichkeiten zur Verbesserung der Ertragssituation.

P. Müller