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Nach 55 Jahren gibt’s wieder «Abbey Road»

Wandelt auf den Spuren der Beatles: Bartli Valär.
Wandelt auf den Spuren der Beatles: Bartli Valär. Bild: zVg
Die Beatles veröffentlichten 1969 ihr Album «Abbey Road», aufgenommen im gleichnamigen Tonstudio in London. Jeder will eigentlich ein Album, das so heisst, herausbringen, dachte sich der Prättigauer Liedermacher und Kabarettist Bartli Valär – und machte das auch.

Genau rechtzeitig zu Weihnachten erschien sein neuestes Album «Aebi Rood». Zugegeben, nicht ganz genau so geschrieben wie das der Beatles, doch das macht durchaus Sinn: Die Aebi ist eine Alp im Schlappintal und «Rood» heisst so viel wie «Runde» oder «Tour». 

Heimatlieder mit Herzblut

«Aebi Rood» enthält 18 neue Heimatlieder, vornehmlich in volkstümlichem Stil. Besungen wird die Boschgä, Vereina, die Lengmatte oder Schlappin, dem gleich zwei Lieder gewidmet sind, das rassige «Jahreszytä» und das Lied vom Schlappiner Glöggli, welches er am 10. August anlässlich der Heimkehr dieses Glögglis gesungen hat. Auch ernstere Saiten werden angezupft, etwa im Lied «Di Zyt isch da, aber dr Ma no nid», das eine alte Sage nacherzählt, oder gar ein Jodellied über das Brünneli vor seinem Haus. In «Bis an ds End vor Zyt» macht sich Bartli Gedanken über seine eigene Vergänglichkeit, unterlegt das aber mit einem derart poppigen Beat, dass es nur positiv gemeint sein kann. Unterstützt wird Bartli dabei von einem zweiten Bartli, nämlich dem Handorgelspieler Bartli Gruober, der einige Stücke komponiert hat, mitspielt und singt. Sein Stück «Heidi» (ja, genau das Heidi ist gemeint) dürfte ein Klassiker werden und ist ein richtiger Ohrwurm. Erhältlich ist «Aebi Rood» ab sofort auf den gängigen Streaming-Plattformen, wie auch sein wiederveröffentlichtes erstes Live-Album «Radio Grischa». 

Christian Imhof hat mit dem Prättigauer Original gesprochen. 

Der Name ist offensichtlich von den Beatles inspiriert. Wie wichtig waren sie für dich in deinem musikalischen Werdegang?
Die Beatles waren schon immer meine Lieblingsband, es ist aber nicht so, dass ich bewusst versucht habe, sie zu kopieren. Ich hoffe aber, dass ihr Faible für eingängige Melodien etwas auf mich abgefärbt hat. 

Die meisten Songs auf dem neuen Album sind so arrangiert, dass du sie alleine vortragen kannst. Fehlt dir das Spielen mit anderen nicht ein wenig?
Bei meinen Auftritten stehe ich eigentlich schon seit Jahrzehnten alleine auf der Bühne, insofern macht das keinen Unterschied. Das Spielen in einer Band ist dann aber eine andere Kiste, mache ich auch manchmal zum Spass gerne mit.

Hin und wieder blitzt der Humor noch durch, doch Sketche fehlen inzwischen auf deinem Album. War das eine bewusste Entscheidung?
Das war eher eine musikalische Entscheidung. Über die Jahre haben sich viele Songs im volkstümlichen Stil angesammelt, die wollte ich mal zusammen rausbringen. Derzeit bin ich aber tatsächlich dran, ein neues Album abzumischen, auf dem nur Sketche drauf sein werden. 

Neben vielen Partyfetzern hat es auch nachdenkliche Texte drauf. Erhält der ernste Liedermacher aufs Alter mehr Platz in deinem Repertoire?
Das ist, glaub ich, so oder so eine Alterserscheinung, dass es immer ernster wird. Vor allem habe ich aber hier Songs zusammengesucht, die – bis auf wenige Ausnahmen – als Heimatlieder durchgehen könnten. 

Allgemein erhält dein Lebensraum einige neue Lieder. Was macht Klosters für dich so magisch?
Ich bin hier aufgewachsen, es ist meine Heimat. Als ich anfing, mit meinen Freunden Musik zu machen, war immer das Auswärtige spannender als das Heimatliche. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich nicht auch von West Virginia singen muss, sondern lieber von hier, weil es das ist, was ich kenne und liebe. 

Der Walserdialekt ist auch eine wichtige Komponente. Wie wichtig ist es dir persönlich, ihn mit deinem Schaffen auch anderen weiterzugeben?
Das Weitergeben des Walserdialekts war von Anfang an ein Ziel der Figur Bartli Valär, die Jungen dafür zu begeistern und ihnen aufzuzeigen, dass es derart viele und kurlige Ausdrücke hat, die einzigartig sind. Nicht immer wurde das geschätzt, früher war das Walsertum eher verknöchert und darauf bedacht, das Alte zu erhalten, anstatt das Neue zu fördern. Bereits auf der ersten Bartli-CD habe ich das Wort «Prettygau» verwendet, und wenn das heute wieder als cool und erwähnenswert gilt, freut mich das umso mehr.

Hin und wieder sind deine Kinder bei deinen Auftritten dabei. Wie gefällt ihnen das neue Album?
Grundsätzlich gut, es ist einfach momentan nicht gerade dieser Sound, der ihnen zusagt. Und sie sollen ja nicht die Musik hören, die mir gefällt, sondern die, die sie mögen.

Wann spielst du das nächste Konzert mit den neuen Songs?
Jetzt muss ich Farbe bekennen: Die Songs sind so neu nicht. Einige sind auf einer CD im Buch «Anderscht as i gmeint han» (2019) drauf gewesen, «Wisses Paradies» wurde bereits 1998 auf CD veröffentlicht und «Überbelegung im Altersheim» ist sogar noch etwas älter. Insofern habe ich die meisten schon ein paar Mal live gespielt. Nächste Auftritte sind am 22. Februar in Cumbel und am 28. Februar im Spatent in Bad Ragaz. Weitere Information dazu gibt es auf www.bartli.ch.

Christian Imhof