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Seewis
18.01.2025

Wenn das Nähzeug doch gefragt ist

Käthi Aebli mit Anna und Robert Stoller und Sohn Ben.
Käthi Aebli mit Anna und Robert Stoller und Sohn Ben. Bild: P. Müller
Gegen Ende des letzten Jahres fand die Übergabe des «Bazars» an die neue Betreiberin, Anna Stoller, statt. Anlässlich eines gemütlichen Hengerts mit Anna, ihrem Mann Robert mit dem kleinen Ben und Käthi Aebli, welche 44 Jahre mit diesem besonderen Laden im Dorf verbunden ist, war einiges über die Geschichte und über Neues zu erfahren.

Von 1980 bis 2001 war Anna Tönz, die Mutter von Käthi, aktiv im Geschäft; Käthi selbst ging ihrer Mutter zur Hand, wo immer es erforderlich war. Dann der Rollentausch, indem die Tochter die Führung des Geschäfts in gänzlicher Eigenverantwortung übernahm. Und nun folgte für Käthi mit der Geschäftsübergabe an die junge Familienfrau ein weiterer, markanter Schritt.

Man muss loslassen können

Das Geschäft vis-à-vis der Rehaklinik gehört zum Dorfbild wie die Kirche oder das Gemeindehaus. P&H berichtete in einer früheren Ausgabe über die Geschichte des «Bazars» und die besondere Zeichnung an der Fassade dieses Einkaufsgeschäfts.

Im Verlaufe der Zeit übernahm der Laden die Aufgaben als Auskunftsstelle für den Kur- und Tourismusverein und als Postagentur. Aus der Geschichte heraus darf der Bazar sicher als Familienprojekt bezeichnet werden, in welchem auch die Handschrift von Peter Aebli ablesbar ist. Und Sohn Roger, welcher demnächst als SRF-Korrespondent nach New York weiterzieht, verbrachte jeweils nach dem Schulunterricht manche Stunde im nahen Ladengeschäft bei seiner Mutter.

Nun endet diese Ära – mit Anna Stoller und ihrer Familie wird zumindest die Geschichte als Familienprojekt neu aufgegleist. Darauf angesprochen, ob bei der Übergabe nicht etwas Wehmut aufgekommen sei, meint Käthi: «Eigentlich nicht so sehr, denn ich habe mich auf dieses Loslassen ja vorbereitet und ich möchte nun die Zeit mit meinem Mann geniessen. Dass Roger jetzt dann so weit weg ist, ist für mich eigentlich einschneidender, denn er war oft bei uns in Seewis zu Besuch.»

Neues Team – neue Besen?

Nach der Geburt ihres Sohnes Ben suchte Anna Stoller nach einer neuen Herausforderung. Sie, welche zuvor in einer Anwaltskanzlei arbeitete, wurde durch den Bezug zu Seewis durch ihren Partner Robert auf diese Möglichkeit aufmerksam. So kommt eine spannende und herausforderungs­volle Zeit auf das junge Paar zu, übernimmt doch Robert gleichzeitig die Elektroplanungsfirma von seinem Vater. Die Übergabe des Geschäfts verlief unkompliziert und harmonisch und Käthi betont: «Es muss nicht alles so bleiben, wie es war, im Gegenteil, ich freue mich über die Kreativität und das Engagement von Anna», und so bemerkt Käthi schmunzelnd, dass ja eine neue Installation den Laden beleuchtet. Anna schätzt das vielfältige Sortiment im «Bazar», sie will das Konzept nicht grundlegend auf den Kopf stellen. So hat sie bemerkt, dass die erste kleine Veränderung, keine Nähsachen mehr anzubieten, doch einem klaren Bedürfnis und einer Nachfrage im Dorf entspreche – sowohl bei der älteren Generation als auch bei der jüngeren, die ebenfalls zunehmend Interesse an der kreativen Tätigkeit zeigt – und so ab Frühjahr auch wieder zur Verfügung stehen sollen. Ganz wichtig für die neue Betreiberin ist, dass der «Bazar» Treffpunkt im Dorf bleiben soll. Die Möglichkeit, einen Halt einzuschalten, der Hektik zu entfliehen und beim Hengern miteinander in Kontakt zu kommen, ist für Anna ein wesentlicher Aspekt für ihr neues Geschäft. Und wenn der kleine Ben mit ihr zusammen im Laden ist, so fällt es gerade noch einmal leichter, um mit Kunden und Besuchern ins Gespräch zu kommen.

Ein überzeugendes Konzept

Ein Rundblick in der Auslage führt unmittelbar zum Konzept, mit welchem Anna den «Bazar» weiterführen will: Mode, Geschenkartikel, Bücher und Düfte laden die Kundschaft ein, zu verweilen und zu stöbern. Beim samstäglichen Besuch im Laden klingelt die Glocke der Ladentür immer wieder. Sei es ein Postpaket, welches auf die Reise geschickt wird, sei es etwas Kleines, das noch erstanden werden soll, ganz vieles findet hier Platz.

Zurück zu den «neuen Besen»: Anna hat ein neues Logo kreiert, auf welchem die für Seewis so bedeutsame Narzisse natürlich nicht fehlen darf. Zudem wird der «Bazar» auch über die neuen Medien in der Öffentlichkeit präsent sein. Ein Instagram-Account informiert über die bevorstehenden Veränderungen und die Website befindet sich im Aufbau. Zurück zur Ruhe, dem Gemütlichen und Gemächlichen. Sie sind rundum spürbar und passen in die Vorstellung der jungen Leute und ihr Konzept. Sie betreiben nun im Zentrum von Seewis für Einheimische, Reha-Patienten und deren Besucher sowie Touristen, welche diesen schönen Flecken unterhalb des Vilans besuchen, ihren Laden mit vielen kleinen Überraschungen. Das Team mit Personen aus dem Ort und aus der Familie betreibt dieses Geschäft mit viel Herzblut und führt so die bisherige  Ausrichtung und Ortsverbundenheit des «Bazars», welcher bereits seit 1883 ein Teil von Seewis ist, lückenlos weiter.

Peter Müller