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Seewis
08.01.2025

Auf den Spuren des American Dreams

Arbeitet ab nächsten Sommer in New York: Roger Aebli.
Arbeitet ab nächsten Sommer in New York: Roger Aebli. Bild: zVg
Der Seewiser Roger Aebli wird neuer SRF-Fernsehkorrespondent in New York. Er folgt auf Viviane Manz, die im Sommer 2025 nach rund vier Jahren in den USA in die Schweiz zurückkehrt. Das hat SRF noch im alten Jahr mitgeteilt. Die Vorfreude beim Tagesschau-Moderator ist gross, da ihn schon als Kind andere Länder und Kulturen fasziniert hätten.

Das Ausland hatte immer schon eine grosse Wirkung auf Roger Aebli. «Allerdings wuchs ich in einer Zeit auf, in der sich die meisten Familien noch nicht regelmässige Auslandferien leisten konnten und so holte ich mir das Ausland halt zu mir nach Hause, etwa indem ich mir als kleiner Junge von meinen Eltern ein Donald-Duck-Buch schenken liess, mit dem man spielerisch Französisch lernen konnte.» Eine andere prägende Erinnerung seiner Kindheit sei der Mauerfall gewesen. Den habe er als Sechsjähriger live am Fernsehen verfolgt, natürlich ohne wirklich erfassen zu können, was da gerade Historisches passierte. Früh war für Aebli klar, dass es ihn früher oder später in die grosse Welt ziehen würde. «Als 20-Jähriger konnte ich dann für meinen damaligen Arbeitgeber Würth ein Jahr lang in Frankreich arbeiten, wovon ich auch persönlich stark profitierte.» In den Jahren darauf, als Journalismus-Student und während seiner Zeit bei Radio Grischa und SRF, sei dann der Wunsch gereift, irgendwann mal für längere Zeit im Ausland zu leben. «Dass ich nun ausgerechnet nach New York ziehe, wo bereits mein Bruder mal zweieinhalb Jahre lang zuhause war, ist natürlich ein glücklicher Zufall.»

Auswanderer mit Tradition

Die Faszination für internationale Politik findet sich in der Kindheit von Aebli. «Als ich jeweils mit meiner Familie im Rätikon wandern ging, war mein absolutes Highlight das Schild, das auf der einen Seite Österreich und auf der anderen Seite Schweiz anzeigte.» Zum Spass stand er dann immer so hin, dass er mit einem Bein in der Schweiz und mit dem anderen im Ausland gewesen ist. «Für mich ist das ein gutes Sinnbild für die Schweiz und ihren Platz in Europa und der Welt. Unabhängig und doch stark vernetzt mit den Nachbarn.» Dazu kommen laut Aebli seine Verwandten in den USA, deren Vorfahren Ende des 19. Jahrhunderts von Seewis nach Übersee auswanderten. «Diese Kontakte nach Amerika, die wir dank meiner Mutter bis heute pflegen, haben dazu geführt, dass ich mich schon sehr früh für US-Politik zu interessieren begann.»

Ein echtes Privileg

Für die Anstellung als Auslandkorrespondent lässt Roger Aebli nun den Traumjob des Tagesschau-Moderators hinter sich. Er gehe schon mit einem lachenden und einem weinenden Auge. «Das Moderieren war, ist und bleibt eine der spannendsten Aufgaben, die ich mir als Journalist vorstellen kann.» Dass er in den nächsten Jahren als Korrespondent aber für SRF die USA bereisen dürfe, um dem Publikum Land und Leute näherzubringen, freue ihn ebenso enorm. «Und der Abschied vom Moderieren muss ja kein Abschied für immer sein.» Einzelne Momente als Höhepunkte seiner Tagesschau-Karriere herauszupicken, sei echt schwierig. «Aber ich denke da zum Beispiel an die Bundesratswahlen 2023, als ich am Mittag die Tagesschau moderieren durfte, wenige Augenblicke nach der Wahl von Beat Jans.» An einem solchen Tag, an dem die ganze Schweiz gespannt nach Bern blicke, die Nachrichten präsentieren zu dürfen, sei ein echtes Privileg. Besonders spannend fand Aebli es zudem immer, sogenannte Duplex-Interviews mit Korrespondenten führen zu dürfen, wenn irgendwo gerade Wahlen stattfanden oder es zu Unwettern gekommen sei. «Ganz allgemein ist es aber einfach toll, mit einem solch erfahrenen Team wie jenem der Tagesschau zusammenarbeiten und von der Erfahrung der Kollegen profitieren zu dürfen.»

Es fühlt sich richtig an

Dass Roger Aebli während der Wiederwahl von Donald Trump für SRF in den USA weilte und darüber berichtete, sei Zufall gewesen und habe nicht zum Bewerbungsprozess gehört. «Dass in den USA im Sommer 2025 eine Stelle frei wird, war damals noch gar nicht bekannt.» Doch das Land habe einem Kindheitstraum neues Leben eingehaucht. «Zugegebenermassen habe ich mir während der Autofahrten in der Wüste von Nevada und Arizona schon das eine oder andere Mal vorgestellt, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn dies dereinst meine Hauptaufgabe wäre. Und ich muss sagen, es hat sich schon damals verdammt gut und richtig angefühlt.» Das Arbeitsverhältnis als Auslandkorrespondent ist auf vier bis sechs Jahre begrenzt, weshalb der 41-Jährige keine Green-Card beantragen muss. Die Vorfreude auf den Sommer sei gross. «Ich freue mich auf Begegnungen mit Menschen unterschiedlichster Herkunft, von denen viele Tag für Tag hart daran arbeiten, ihren ureigenen ‘American Dream’ zu verwirklichen.» Dieser Traum möge für den einen darin bestehen, es dereinst zum Millionär zu schaffen, während eine andere Person nur schon froh wäre, regelmässig eine warme Mahlzeit für ihre Kinder auf den Tisch zu bekommen. «Ich sehe es als meine Aufgabe, diese Gegensätze abzubilden und gleichzeitig zu verstehen, was dieses Land überhaupt zusammenhält. Einen spannenderen Job könnte ich mir nicht vorstellen.»

Ch. Imhof