Nach einer guten Übergabe der Amtsgeschäfte durch ihren Vorgänger hat sich die neue Präsidentin sukzessive in die Dossiers eingearbeitet. Holzinger meint, dass ihr dabei ihre Lebenserfahrung zugutekomme, nicht zuletzt die frühere Tätigkeit im Pflegebereich, wo es oft auch darum gehe, heikle Situationen zu erkennen, Prioritäten zu setzen, Entscheidungen zu fällen und dann anzupacken und zu handeln.
Intensiv, spannend, herausfordernd
Da Anna Margreth Holzinger eher ungeplant diese Aufgabe übernahm, sei sie natürlich mit wenig Vorbereitung in die Amtstätigkeit gestartet. Dies sei nicht immer einfach gewesen, aber bei jedem Dossier, welches sie angepackt hat sei es spannend, herausfordernd, aber auch gut gewesen, da sie sich ohne Vorbelastung einarbeiten konnte. Und als Grossrätin weiss sie nur allzu gut, dass es auf Gemeindeebene viele Vorgaben von Bund und Kanton gibt und so der Handlungsspielraum eingeschränkt ist. So meint sie dazu: «Ich vergleiche dies mit einem schaukelnden Boot. Mal kommt die Belastung auf der einen Seite und dann ist es unsere Aufgabe die Gewichtsverlagerung auf die andere Seite zu bringen. Wichtig ist immer, dass das Boot vorankommt».
Arbeiten mit motivierten Mitarbeitenden
Auf die Stärken der Gemeinde Schiers angesprochen, muss Holzinger nicht lange überlegen. Neben den Hinweisen zu den Vorteilen einer Zentrumsgemeinde erwähnt sie unmittelbar die Zusammenarbeit mit allen Mitarbeitenden in jeglichen Funktionen in der Gemeinde. Es sei jeden Tag eine Freude ins Büro zu kommen und mit durchwegs motivierten und kompetenten Menschen zusammenzuarbeiten. Auch als Präsidentin fühlt sie sich als ein Teammitglied und nicht mehr wert als irgendeine andere Person in einer Funktion zugunsten der Gemeinde – die Aufgaben seien zwar unterschiedlich, aber eben auch gleichwertig bezüglich Wichtigkeit.
Wo der Schuh drückt
Verschmitzt meint die Gemeindepräsidentin – auch im Hinblick auf die renovierte, noch leuchtende, kupferne Kirchturmkuppel – es ist nicht alles Gold was glänzt. So steht Schiers, auch im Zusammenhang mit künftigen Projekten und den damit verbundenen Kosten vor grossen Herausforderungen. Als zentraler Bildungsstandort ist der Schulbetrieb von grosser Wichtigkeit und hier besteht ein grosser Bedarf an Schulraum für die Primarschule. Einerseits ist die Schulanlage «Farb» in die Jahre gekommen, kommt hinzu, dass aufgrund der Schülerzahlen und den veränderten Bedingungen durch die Einführung des «Lehrplan 21» zusätzliche Schulzimmer benötigt werden.
Obwohl Holzinger die Bildung als Kernaufgabe bezeichnet, stehen daneben auch andere grössere Projekte an. So steht die Umgestaltung des Bahnhofareals, zusammen mit der RhB an. Zudem wird ein neuer Standort für die Feuerwehr evaluiert, was dann auch für die Werkdienste der Gemeinde zusätzlichen Platz freimacht. Die Sanierung der Waldstrassen im Zusammenhang mit der Melioration wird voraussichtlich aufgrund fehlender Bundesbeiträge nochmals hinausgeschoben. All dies Projekte und Aufgaben sind mit zumeist grossen finanziellen Aufwendungen verbunden und hier gilt es die Prioritäten richtig zu setzen, um das Budget im Rahmen halten und die Aufwendungen gezielt etappieren zu können.
Schritt um Schritt
Mit etwas Wehmut fällt der Blick der Gemeindepräsidentin auf den Gastrobereich und einige teils ungenutzte Liegenschaften. Hier wünscht sie sich, dass es im Dorfkernbereich noch die eine oder andere Gaststätte mehr gibt und dass leerstehende Liegenschaften oder Teile davon einer Nutzung zugeführt werden. Allerdings seien die Aufgaben der jeweiligen Besitzer und die Gemeinde könne allenfalls mit entsprechenden Rahmenbedingungen unterstützend wirken. Generell bieten viele kleinere Handwerks- und Industriebetriebe eine grosse Bandbreite an Arbeits- und Lehrstellen an. Daneben bilden die EMS Schiers, sowie das «Palottis» mit dem Brückenangebot für Jugendliche aus der Schweiz, als auch mit Migrationshintergrund wichtige Pfeiler im Bildungsbereich für die ganze Region. Obwohl in Schiers kein eigentliches Lokal für kulturelle Veranstaltungen und kein Museum vorhanden sind, besteht ein vielfältiges Angebot an Anlässen, welche nicht zuletzt durch die Vereine und die EMS begünstigt werden.
Wachstum und Planung – gemeinsam
Die Gemeinde ist am Wachsen. Erst kürzlich sei der 3000. Einwohner begrüsst worden – und wenige Tage später seien es nun bereits 3014. Auch die vielerorts gescholtene Ortsplanung sei auf gutem Weg, meint Holzinger. Im Frühjahr starte die Gemeinde mit dem zweiten Mitwirkungsverfahren, bei welchem die Bevölkerung mit Sprechstunden und spezifischen Informationen stark eingebunden werden soll. Auch die Eingabefrist soll verlängert werden um so auch die notwendige Zeit für eine vertiefte Beurteilung zu schaffen.
Auch die Präsentationen der einzelnen Departemente über ihre Aktivitäten, welche jeweils am Ende einer Gemeindeversammlung Raum finden, kommen bei der Bevölkerung gut an und sollen weitergeführt werden.
Für die Gemeinde und das kommende Jahr wünscht sich Anna Margreth Holzinger: «Ich möchte gerne im Team Lösungen für die anstehenden Probleme finden und – ich hoffe, dass wir von Unheil verschont werden und weiterhin mit grosser Zuversicht als Gemeinschaft vorankommen».
Schiers
03.01.2025
Motivation und Teamarbeit
Bild:
zVg
Anna Margreth Holzinger ist seit einem Jahr, als erste Frau, Gemeindepräsidentin in Schiers. Im Gespräch mit P&H meint sie: «Manchmal kommt es mir vor, als sei ich schon lange im Amt – und wenn ich mit einer neuen Aufgabe beginne, so habe ich das Gefühl ich hätte eben erst angefangen».