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26.09.2024
25.09.2024 11:19 Uhr

Wenn Noah sich weigert, seine Arche zu bauen

Bild: Susan Rupp
Unter den Kulturanlässen rund um die Schweizerische Triennale der Skulptur findet sich mit dem Oratorium «Die Sintflut» ein spezieller Höhepunkt. Das Werk gelangt am Samstag, 5. Oktober, in der Klosterkirche Pfäfers um 17 Uhr zur Uraufführung – eine biblische Geschichte voller Aktualität.

Die Bad Ragartz-Initianten Esther und Rolf Hohmeister bezeichnen die Uraufführung des Oratoriums als «musikalisch-emotionalen Höhepunkt» der diesjährigen Skulpturenausstellung. Das Oratorium «Die Sintflut» erzählt opernartig – begleitet von Chor und Orchester – die Geschichte von Noah, von sintflutartigen Regenfällen und vom Bau der Arche. Aber eben nicht nur.

Zusammen und radikal

Hanspeter Gschwend ist Autor und Initiant des Oratoriums. Der ehemalige Radiojournalist, bekannt von Hintergrundsendungen und Hörspielen auf Radio SRF, erinnert sich, wie ihn vor einigen Jahren heftiger Regen dazu veranlasst hat, die biblische Geschichte der Sintflut wieder zu lesen. Zum ersten Mal sei ihm dabei aufgefallen, dass Gott, nachdem er verkündet, er wolle die Menschen vom Erdboden vertilgen, auch sage, dass es ihn reue, sie überhaupt erschaffen zu haben. Der Autor erklärt, dass er angesichts der Weltlage verstehe, dass Gott unter der Verruchtheit der Menschheit leide. «Doch wie konnte der Allmächtige bereuen, sie geschaffen zu haben? Er hätte doch wissen müssen, worauf dies hinausläuft.» Diese Frage, die auch Noah sich gemäss Gschwend stellen musste, findet Eingang im Oratorium, denn: «Noah weigert sich zunächst, die Arche zu bauen», so der Autor über die besondere Wendung im Text.

Der biblische Stoff wird in der Folge aktuell, geradezu zeitlos. Und wie bei der Bad Ragartz zieht sich das Thema «Gegenwart» auch durchs Oratorium. Gschwend sagt: «Wie ist es möglich, dass vernunftbegabte Menschen nicht alle zusammen und radikal dazu beitragen, dass die absehbaren Katastrophen nicht oder weniger schlimm eintreffen?» Egal, ob es sich dabei um die Klimafrage handelt oder um Krieg und Terror. Er erklärt, dass in der biblischen Geschichte Gott am Ende mit den Menschen einen neuen Bund schliesse und verspreche, sie nicht mehr vernichten zu wollen. «Damit überlässt er ihnen gleichzeitig die Verantwortung für alles, was durch ihr Verhalten geschieht. Und genau auf diese Chance verweist der Schluss des Oratoriums.» Verantwortung als Chance – gegenwärtig und aktuell, wie auch die Bad Ragartz.

Über die Generationen hinaus

Eine Bad Ragartz, die bei ihrer neunten Durchführung inzwischen generationenübergreifend organisiert wird; neben den Töchtern sind auch die Enkelinnen und Enkel aktiv. Mehrere Generationen umfasst auch der Oratoriums-Chor, bestehend aus 80 Sängerinnen und Sängern im Alter zwischen acht und 88, der «Die Sintflut» zusammen mit dem 26-köpfigen Orchestra Puccini zum Klingen bringen wird. Rolf Hohmeister freut sich über die Uraufführung, die bei freiem Eintritt in der Klosterkirche Pfäfers stattfinden wird: «Wir können als Generationenprojekt allen Kulturinteressierten ein anderes Generationenprojekt zum Geschenk machen.»

Ursprünglich ist ein grosser Teil von «Die Sintflut» im Kloster Disentis geschrieben worden. In der dortigen Klosterkirche hätte ein Festspiel aufgeführt werden sollen. Wegen Corona ist damals alles ins Wasser gefallen. «Jetzt ist es für mich eine besondere Freude, dass in der Klosterkirche von Pfäfers, die ebenso herrlich ist wie die von Disentis, das neue gemeinsame Werk ertönt», so Hanspeter Gschwend abschliessend und voller Vorfreude.

«Die Sintflut» in Pfäfers
Das Oratorium «Die Sintflut» wird am Samstag, 5. Oktober, um 17 Uhr in der Klosterkirche aufgeführt. 45 Minuten vor Konzertbeginn findet eine Einführung statt. Der Eintritt ist frei, es wird eine Kollekte verlangt. Idee, Text und Konzept stammen von Hans-peter Gschwend, die Musik von Martin Völlinger. Die musikalische Leitung hat Christian Renggli. (sr)

sr/Sardona24