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Schiers
19.09.2024

«Das Anliegen der Initiative ist vernünftig und vorausschauend»

Bild: Christian Imhof
Auch wenn man im Moment aktiv von den Bäuerinnen und Bauern gegen die Biodiversitätsinitiative Stimmung gemacht wird, gibt es auch Personen in der Region, die am 22. September ein Ja in die Urne werfen werden. Dies sieht man zwar nicht wirklich an den grossen Plakatwänden, aber regelmässig in den Leserbriefspalten. Einer davon ist der Schierser SP-Grossrat Lukas Bardill.

Er befürworte die Biodiversitätsinitiative, da er als Familienvater und als Politiker sich stark für den Wetterbericht von morgen und auch für die Existenzbedingungen der nachfolgenden Generationen interessiere. «Bei der Biodiversitätsinitiative geht es um nichts Geringeres als um den langfristigen Erhalt unserer Lebensgrundlage und Lebensqualität.» Auch wenn er sich mit seiner Haltung gegenüber den Agronomen im Tal vielleicht nicht beliebt macht, findet er es richtig, darauf hinzuweisen, dass mehr Produktion nicht immer besser ist. «Der Preis für die kurzfristige Optimierung der Produktion in der Landwirtschaft ist bereits jetzt hoch. Ohne unser Ja zu den dringenden Anliegen der Initiative wird der Maximierungsdruck bis ins Alpgebiet hinauf zunehmen – mit sichtbaren Folgen in der Landschaft.»

Schützenswertes Prättigau
Wie seine Grossratskollegin Nina Gansner ist auch Bardill begeistert von der Vielfalt der Natur, die im Prättigau erlebt werden könne. Dies sei überhaupt nicht selbstverständlich und gelte es um jeden Preis zu schützen. «Vieles ist noch intakt im Prättigau. Unsere Alpweiden sind von der Landwirtschaft geprägtes Kulturland, die seit Jahrhunderten eine hohe Biodiversität aufweisen.» Der Status Quo ist laut dem Lehrer und Künstler in Gefahr, würde die Initiative abgelehnt. Und das habe Folgen für alle. «Aufgrund ökonomischer Interessen werden sowohl unser Tourismus als auch die Berglandwirtschaft weg von Qualität und Nachhaltigkeit hin zum gesichtslosen Einerlei geführt, so zum Beispiel mit den Versuchen, die Lockerung der Raumplanung mit Bauvorhaben ausserhalb der Bauzone oder die ungebremste Erschliessung der Maiensäss- und Alpzone für den Privatverkehr durchzudrücken.» Im Vergleich zu den Gegnern der Vorlage empfindet Lukas Bardill die Biodiversitätsinitiative überhaupt nicht zu radikal. «Das Anliegen der Initiative ist vernünftig und vorausschauend. Halten wir uns vor Augen, dass bei einem Verzicht auf ein Regelwerk zum Schutz unseres Lebens- und Kulturraums der Industrialisierung in der Landwirtschaft kaum etwas entgegenzuhalten ist. Radikal ist nicht die Initiative, sondern das Prinzip eines Agrarmarktes, der kurzfristigen Gewinn einfahren muss.»

Ein Ja zur Honorierung der Qualität
Lukas Bardill appelliert an die Weitsicht der Mitbürgerinnen und Mitbürger, denn eine Ablehnung an der Urne empfinde er als verpasste Chance.»«In Graubünden und ganz besonders im Prättigau dürfen wir auf eine nachhaltig orientierte Landwirtschaft stolz sein. Das hat sowohl mit den topografischen Eigenheiten unseres Bergtals als auch mit den behutsamen Praktiken der hiesigen Bauernschaft zu tun.» Dabei gehe es überhaupt nicht um ein Schlechtmachen des Berufsstamms der Landwirtschaft in der Region, ganz im Gegenteil. «Mit einem Ja zur Initiative honorieren wir die Qualität der Arbeit unserer Bäuerinnen und Bauern. Bei einem Nein werden sich die Landwirtschaftsbetriebe kaum der Probleme von der Agrarindustrialisierung entziehen können.» Denn so könne nicht nur die Zukunft aller und die Artenvielfalt garantiert werden, es gehe auch darum gemeinsam mit der Landwirtschaft einen machbaren Weg zu finden. «Wer Ja zu den Vorzügen der heutigen Berglandwirtschaft sagt, wer Ja zum langfristigen Erhalt unseres Bodens, unserer Landschaft und unseres wunderschönen Kantons sagt, tut dies nur mit einem überzeugten Ja zur Biodiversitätsinitiative.» 

Christian Imhof