«Die Genossenschaft hat zum Sinn und Zweck die Führung eines Dorfladens im Detailhandel in Maienfeld. Unser Markt führt ein bedarfsgerechtes Sortiment qualitativ hochstehender Artikel. In Selbsthilfe fördern wir den Absatz regionaler Produkte und fördern die sozialen Interessen unserer Mitglieder.» Das steht auf der Webseite des Städtli-Marktes. Jemand, der richtig für die Sache brennt, ist Seppi Rüttimann. Er wohnt seit 26 Jahren in Maienfeld und ist Präsident der Genossenschaft. Der Laden direkt im Zentrum erfülle eine wichtige Aufgabe, nicht nur, um älteren Einwohnern eine Möglichkeit zum Einkaufen zu bieten, sondern auch um die regionale Wirtschaft anzukurbeln. «Hier arbeiten zwölf Personen, die gemeinsam ein Volumen von über 700 Stellenprozent abdecken. Wir haben unter der Woche von 7 bis 19 Uhr und am Samstag bis 17 Uhr offen. Das macht insgesamt 70 Stunden pro Woche. An dem wollen wir auch in Zukunft festhalten. Die Handwerker kommen gerne am morgen früh und holen ihren Znüni, oder z’Mettag.» Der Laden ergänze das Angebot der Bäckerei in der Nachbarschaft, die von 6 bis 18 Uhr offen habe.
Die Extrameile hat sich ausgezahlt
Die Konkurrenz in der nahen Umgebung, beispielsweise in Bad Ragaz, Mels oder auch Landquart spüre man beim Städtli-Markt schon. «Von daher merken wir, dass alle Läden da sind und doch haben wir auch dieses Jahr recht gute Umsätze. Vor vier Jahren haben wir umgebaut. Die Kühlaggregate hatten die Lebensdauer schon überschritten…. Für diese Rieseninvestition brauchten wir Kapital. Dieses konnte vor allem über neue Genossenschafter beschafft werden. Viele Maienfelder investierten in den Laden und wir konnten auch viele Lieferanten für die Sache gewinnen, was uns sehr geholfen hat.» Aktuell hat der Städtli-Markt über 180 Genossenschafterinnen und Genossenschafter, von denen jede und jeder Minimum 1000 Franken eingezahlt hat. Dieses auf die lokalen Werte besinnen, sei sicher eine positive Folge von der Pandemie gewesen, sagt Rüttimann. «Die Umsätze sind in der Coronazeit explodiert. Wir haben damals etwa 500 Hauslieferungen gemacht an Personen, die nicht rausgehen durften, weil sie in Quarantäne waren. Und auch heute haben wir noch zwei, drei Kunden, die nicht mobil sind, die von uns beliefert werden.» Die von ihnen gegangene Extrameile hat sich laut dem Genossenschaftspräsident ausgezahlt. «Wir sind dort von 2,3 auf über 3,3 Millionen Franken Umsatz gestiegen.» Natürlich die 3,3 Millionen seien inzwischen unerreichbar, weil die Menschen wieder vermehrt in die grossen Einkaufszentren gehen würden. Allgemein habe sich aber auch das Einkaufsverhalten der Kunden geändert. Denn inzwischen sei wegen der Teuerung festzustellen, dass sie zwar gleich viel Kunden, aber weniger Umsatz hätten. «Viele Kunden sind sehr preisaffin geworden und kaufen deshalb meist die günstigsten Produkte.» Doch alles in allem könne man sagen, dass sich der Effort ausgezahlt habe. So habe man nämlich beweisen können, dass ein Laden mitten im Städtli wichtig ist.
Eine unterstützungswürdige Institution
Wer ebenfalls vom Städtli-Markt profitiert, sind die Post und Maienfeld selbst. Bei der gelben Firma geht es darum, dass sie dank dem Städtli-Markt keine eigene Filiale im Dorf am Leben halten müsse. Bei der Stadtverwaltung selbst gehe es neben der Erhaltung des Treffpunkts mitten im Dorf auch um den Verkauf von Kehrichtsäcken und anderen Dingen für den täglichen Bedarf. Wie wichtig der Städtli-Markt für Maienfeld ist, scheint laut Rüttimann nicht immer allen klar zu sein. Die Post beispielsweise kann mit der neuen Preisgestaltung nicht mehr kostendeckend geführt werden. Ohne den Beitrag der Stadt müssten wir die Post aufgeben. Eins sei nämlich klar, auch wenn die Umsätze hoch sind, ein Plus wurde in den vergangenen drei Jahren, wegen Abschreibungen keines realisiert. Doch Rüttimann wolle nicht jammern. «Wir haben um den Bau überhaupt realisieren zu können, von der politischen Gemeinde 100'000 Franken als Darlehen erhalten. Von der Bürgergemeinde gab es ebenfalls ein Darlehen und eine Schenkung. Die Bürgergemeinde ist der grösste Genossenschafter und mit 50'000 Franken an uns beteiligt.»
Schaufenster für die Region
Was sich negativ auf das Budget vom Städtli-Markt auswirke, sei der Umstand, dass sie eine riesige Auswahl an Produkten anbieten müssen. «Die Schwierigkeit vom Laden ist sicher, dass man ein Sortiment hat, dass die Leute anspricht. Man muss immer Überraschungen bieten, dass die Kunden auch wieder mal vorbeischauen. Zudem wichtig ist es, dass man die Bestellungen im Griff hat und möglichst wenige Abschreiber hat. Die Umsätze pendeln zwischen 8500 und 14'000 Franken, was es nicht leicht macht, das richtige Mittelmass zu finden.» Es gebe bei ihnen aber auch sogenannte Rennerprodukte, bei denen sie sich keine Gedanken um etwaige Überbestände machen müssten. «Zum Beispiel die Kirschen vom Plantahof sind bei uns sehr gefragt. Das Sortiment von einheimischen Weinen ist in der Herrschaft einzigartig. Wegen solchen lokalen Produkten kommen nicht nur die Einheimischen, sondern auch die Touristen zu uns.» Die Regionalität der Produkte, sowie der ökologische Fussabdruck, der dank dem lokalen Einkaufen klein sei, seien Dinge, die bei ihrer buntdurchmischten Kundschaft gut ankämen. Die Mischung aus allem und der Rückhalt in der Bevölkerung schenke Seppi Rüttimann die Hoffnung, dass es den Städtli-Markt auch in den kommenden Jahrzehnten noch geben werde. Am Samstag, 31. August wird von 10 bis 17 Uhr gefeiert. Für die Kleinen und Junggebliebenen wird eine Hüpfburg aufgestellt. Für die Erwachsenen gibt es für fünf Stutz eine Bratwurst mit Bürli. Wie in Maienfeld üblich gibt es sicher auch ein Glas Wein. Der Vorstand wird präsent sein um über die Wichtigkeit von lokalen Lebensmittelläden zu diskutieren. Und wer weiss, vielleicht können so noch weitere Genossenschafterinnen und Genossenschafter gewonnen werden…